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Kommentar EinkommensverteilungPensionsansprüche kappen

Ulrike Winkelmann
Kommentar von Ulrike Winkelmann

Die Ungerechtigkeit in Deutschland ist überall: Im Bildungssystem, in der Vermögens- und Rentenverteilung. Glaubwürdige Umverteilungspolitik muss dort ansetzen.

E ine Nachricht vom wissenschaftlichen Wegesrand: Dass Migrantenkinder bei der Schulempfehlung wegen ihrer ethnisch-nationalen Herkunft benachteiligt werden, lässt sich nicht mehr behaupten. Bei der Überleitung der Kinder aufs Gymnasium wird natürlich weiter diskriminiert – aber nur noch nach dem Einkommen, nicht mehr nach dem Geburtsland der Eltern.

Auch an dieser empfindlichen Schaltstelle der Gesellschaft hat also der materielle Faktor den Rassismus verdrängt. Alle Kinder begreifen: Entscheidend ist, wie viel Geld man mitbringt. Nichts anderes.

So sehr nun die Parteien links der CDU die Backen aufblasen und Richtung Bundestagswahlkampf 2013 mit neuem Umverteilungswerkzeug gestikulieren – es wird die über Jahrzehnte geschaffene Kluft an Chancen und Einkommen in Deutschland kaum schließen helfen. Mindestlohn, Spitzensteuersatz von 48, 49, 50 Prozent, auch Bürgerversicherung: alles fein, aber angesichts der Größe der Aufgabe zum Verzweifeln wenig.

ist Co-Leiterin des Inlandsressorts der taz.

Nun hat in den vergangenen 30 Jahren vermutlich niemand etwas anderes gehört, als dass der Staat arm sei, überall gespart werden müsse und in Schule wie Hochschule bloß Mängelverwaltung betrieben werden könne. Doch es wird schlimmer. Was nun mit den Auswirkungen von Finanzkrise, Schuldenbremse und Fiskalpakt auf die öffentlichen Haushalte zukommt, lässt die Finanzpolitiker in irres Kichern ausbrechen.

Denn den aufs Minimum schrumpfenden Spielräumen steht nicht zuletzt ein Maximum an Pensionsansprüchen gegenüber. Wenn die Beamten der Babyboomergeneration ihre Ruhegelder haben wollen, wird kein Bundesland mehr die Mittel haben, um der wachsenden Schar der altersarmen Normalrentner Schutz und Abwechslung zu bieten. Die abgehängten Schulkinder werden auf innovativen Unterricht wie auf Sanierung ihrer Klassenzimmer verzichten müssen.

SPD wie Grüne (die Linkspartei hat keine Regierungsaussichten) behaupten, soziale Ungleichheit wieder bekämpfen zu wollen. Dann aber reicht der häufige Gebrauch der Vokabeln „Mindestlohn“ und „Spitzensteuersatz“ nicht aus – so wenig wie das dadurch hereinzuholende Geld.

Die Ungerechtigkeit in Deutschland ist tief eingeschliffen, sie sitzt im Bildungssystem, in der Bevorzugung von Vermögen, in der ungleichen Verteilung von Altersbezügen. Glaubwürdige Umverteilungspolitik muss da ansetzen.

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Ulrike Winkelmann
Chefredakteurin
Chefredakteurin der taz seit Sommer 2020 - zusammen mit Barbara Junge in einer Doppelspitze. Von 2014 bis 2020 beim Deutschlandfunk in Köln als Politikredakteurin in der Abteilung "Hintergrund". Davor von 1999 bis 2014 in der taz als Chefin vom Dienst, Sozialredakteurin, Parlamentskorrespondentin, Inlandsressortleiterin. Zwischendurch (2010/2011) auch ein Jahr Politikchefin bei der Wochenzeitung „der Freitag“.

24 Kommentare

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  • W
    Wieso
  • S
    Slimak

    Für alle diejenigen, die uns die Mär von den armen gebeutelten Beamten einreden wollen:

     

    http://daserste.ndr.de/panorama/aktuell/rente201.html

     

    Der Beitrag spricht für sich!

  • U
    ulschmitz

    liebe Edith Müller, mir wäre es schon ganz lieb, wenn Sie mich nicht in diesem halbautoritären basta-stil von der seite anquatschen würden. Sie müssen schon lesen, was da steht: 1400-1500 summieren sich aus Rentenanspruch (Zivildienst, Studium, 2 Jahre Referendariat und 10 Jahre Lehrkraft im Angestelltenverhältnis, halbe Stelle) - nach 25 Jahren als Beamter also irgendwas bei 1100-1200 (optimistisch gerechnet)in Vollzeit; außerdem, lesen Sie's nochmal, habe ich ja sogar gesagt, dass ich damit noch ganz gut fahre.

    Zum Vergleich ganz nett, wenn Sie die tatsächliche Einstufung Ihres Mannes, Dienstjahre, Tätigkeit genauer darlegen könnten. Was heißt "Eingruppierung gleich?" Welche Tarifgruppe? Mein Vater, Modellschreiner, hat 1460 EUR Rente - nur mal so zum Vergleich.

    Ich bin 1980 - 1992 im öD als "Lehrkraft im Angstelltenverhältnis" gewesen und erst 1992 überhaupt verbeamtet worden - A13 und 10 Jahre später A 14 - und erst seitdem überhaupt in voller Stelle gewesen.

    Wenn also nach rund 35 Jahren Tätigkeit mit voller Stelle irgendetwas zwischen 1400 und 1500 netto herauskommt, sehe ich keine Veranlassung, meine "Füße ganz still zu halten" - und auf Ihre Unterstellung, ich sei Lehrer geworden wg. der Verbeamtung kann ich dankend verzichten; nebenbei: Seit wann ist es verboten, sich bei der Berufswahl umzutun und dabei AUCH auf Vorteile zu achten.

    Man darf sich dann auch mal fragen, warum eigentlich all diese Menschen NICHT versucht haben, z.B. LehrerIn zu werden, wodas doch so toll ist und derart dicke Pensionen gibt...

  • AB
    Arno Besendonk

    Ach ja, da sind sie wieder - die Vorurteile über DIE Beamten.

    Gesponsorten Urlaub und billige Kredite (Übrigens Angebote aus der freien Wirtschaft) bekommen die.

    Aha?!

    Vermutlich ist darunter so etwas wie Personalrabatt, Firmenwagen zur freien Verfügung in der Freizeit, Werkswohnung, Versicherungsrabatt für Auto fahrende Frauen mit Garage, und Heizkostenzuschüsse für Bergleute zu verstehen?

    Solche Privilegien hätte ich auch gern!

  • L
    lowandorder

    @von Jan:

    sorry, zu lange Dienst- einschl. Besoldungsrecht - da schleicht sich die Verknappung ein.

    Ok, each time is a new time.

     

    Sie sind offensichtlich Lehrer. Da wird Ihnen geläufig sein, daß die Armut - wie auch sonst und  bei Richtern spätestens mit dem ersten Beförderungsamt anfängt.

    Wenn man dann nachfragt, ob sie lieber mit 14 am Band gestanden hâtten und daß man nach ner 8-StundenSchicht auch nicht mehr Thomas Mann lese, wird schnell das Thema gewechselt.

     

    Soweit der Rahmen. 

    Zu Ihrer rhetorischen Frage der Gehaltserhöhung: Dieses zeitweilige Abgehängtsein von der wirtschaftlichen Entwicklung teilt unsere Klientel mit jedem sonstigen Lohnabhängigen.

     

    Ok. Nun zur Versorgung und dem Instrument der Kappung der Pensionsansprüche.

    Das kommt ' quadratisch, praktisch, gut' daher. Ist aber unausgewogen und geht das eigentliche Problem nicht an.

     

    Zunächst - ich hätte den erwähnten Bertelsmannjob ja nehmen können. Hab aber aus persönlichen Gründen den geringer dotierten genommen. Find's dann gelinde gesagt dreist, wenn jetzt gesagt wird : Pensionsanspruch kappen. Ihr kostet zuviel.

    Zumal wenn die übrigen Verdächtigen

    ( Politiker, Selbständige) außen vor bleiben.

     

    Systematisch liegt der Hase aber ganz woanders im Pfeffer.

    Dazu wiederhol ich erstmal:

    "Zumal wir dank Otto Teufel wissen, daß wir ein Zwei-Klassen-Versorgungssystem zugunsten der Politiker, Beamten und Selbständigen haben und aus dem Rententopf im Laufe der Jahre ca 1000 Milliarden zu Lasten der Rentenhöhe

    " weggefunden" worden sind."

     

    Da sind wir mittenmang, am eigentlichen Nerv der Sache. 

    Wer sich diesem Grundproblem der Entsolidarisierung in der Altersversorgung zugunsten der Politiker, Beamten, Selbständigen nicht stellt, verdächtigt sich bestenfalls der Flickschusterei ( ' kappen' usw ) , schlimmstenfalls der Fortschreibung einer bodenlosen Ungerechtigkeit.

     

    Ein solches, jeglicher sozialer Gerechtigkeit hohnsprechendes gespaltenes Versorgungssystem ist einmalig in Europa.

    Die demgegenüber drei (!) verschiedenen Altersversorgungssysteme: Rentenversicherung, berufsständische Versorgung, Beamtenversorgung gilt es zu einem Solidarsystem zusammen zuführen, das alle Bürger gleichermaßen erfaßt.

     

    Wer sich dieser Aufgabe nicht stellen mag, soll aufhören, an Einzelaspekten rumzupfuschen. Was gescheites kann zwangsläufig nicht dabei herauskommen.

     

    vgl: http://www.taz.de/Rentenexperte-Otto-Teufel/!65118/

  • FE
    Frau Edith Müller

    ulschmitz,

    1500,- Netto Pensionsanspruch nach 25 Jahren - mein lieber Herr Gesangsverein. So viel Schotter, für so eine kurze Zeit? Mein Mann, ebenfalls öD,Eingruppierung gleich, aber Angestellter hätte jetzt nach weit über 30 Jahren einen Rentenanspruch von nen bissel über 1200,- vor Steuern. Seine verbeamteten Kollegen werden nach ihrem Berufsleben ~120.000€ mehr verdient und das Doppelte an Altersbezügen bekommen. Also halten Sie die Füße ganz still.

    Und wer nur wegen der Verbeamtung Lehrer werden will, der solte seine Pfoten ganz von diesem Job lassen. Schlechte Lehrer haben wir schon genug!

  • J
    Jan

    @lowandorder

    Ihr Kommentar ist ja noch unleserlicher als der Artikel an sich. Was wollen sie der Autorin verdeutlichen?

     

    Die Pensionswelle mag ein Problem darstellen, aber wann wurde denn das Beamtengehalt zuletzt "real" erhöht, abgesehen von Beförderungsklungelei? Darüber steht hier wieder mal gar nichts! Dass das Märchen von den gutverdienenden Beamten auch von dieser doch eher weniger neoliberalen Zeitung vorgebracht wird, nervt!

     

    Unter den Akademikern haben die die sich in den Staatsdienst stellen, doch höchstens mittleres Niveau. Und was gerade Lehrer leisten müssen, wird immer mehr und nicht weniger. Oder wie es Hans - Peter Waldrich treffend formuliert hat: "ebensowenig wie ein ernstzunehmender Arbeitsplatz steht dem Lehrer eine Sekretärin zur Verfügung."

     

     

    Der Politik muss ausgetrieben werden, sich ein Denkmal zu setzen (Elbphilarmonie/ Flughafen Berlin), und die Politik muss aufhören sich einzig und allein als Wirtschaftsförderer zu verstehen. Wie sonst ist es zu begreifen, dass in Hamburg mehrere Verträge zugunsten der Unternehmen geschlossen werden, ohne dass es eine angemessene Prüfung der Verträge und des Nutzens gegeben hat. Viel zu häufig erinnert das Verhalten der Politiker doch einem hochherrschaftlichen Gebaren von gutmütigen Mäzenen und Königen.

  • H
    Hasso

    Man weiß, dass im Besonderen, die CDU,auch eine Beamten-Partei ist(nicht nur für Banken und Konzerne) und aus diesen Reihen einen großen Teil ihrer Wähler hat-, und die wird sie nicht düpieren. Wer also seinen eigenen Henker wählt ist selbst schuld. Das Volk wird weiter darben müssen-, für dem Klassenerhalt. Wenn diese Leute die Kassen leeren, dann ist das normal für die Politik. Nur wer mit Schwielen an den Händen Ansprüche stellt, der wird durchleuchtet.

  • H
    Hasso

    Nach Kohl kam Schröder. Der hat den "Ausitzer-Mist" Kohls durch einen "komplizierteren Mist" ersetzt.Aber der Mist ist geblieben. Nach Merkel kommt dann ein noch undurchsichtigerer, aber mehr spürbarer Mist für die Plebs. Das ist alles, was bei der ganzen Politik herauskommen wird. Wenn man beim Hausbau (Europa) mit dem Dach beginnt, kann nichts dabei herauskommen. Europa hat nie ein gemeinsames Fundament gehabt. Man hätte die Bevölkerung entscheiden lassen sollen. Auch wenn es heißt, die würde die Komplexität nicht durchschauen. "Die Politik kann es auch nicht". Das gespielte forsche Auftreten der Regierenden dient nur dazu wieder gewählt zu werden. Aber wozu?

  • L
    lowandorder

    Liebe Ulrike Winkelmann,

    Sie sind ne fitte gerngelesene Kappe und gern würd ich Ihnen zustimmen:Pensionen kappen.

     

    But. Läßt sich das fairer Weise nur vom Schwanz her betrachten? Motto: Die sind jetzt zu hoch;, das ist ein riesiger öffentliche Haushalte auszehrender Batzen!

     

    " Ich kann denen doch nicht erzählen, was ich verdiene! Damit kann man doch keine Familie ernähren!" - So mein Vater, der ab den 50ern einen kleine Klitsche mit Bäckereibedarf betrieb. " Denen", das waren seine früheren Mitschüler, die ein Dasein als Beamte, Richter und Staatsanwälte fristeten. Meine Großmutter als Eisenbahnerwitwe hatte damals auch wenig Pension auf Tasche.

     

    Und: seine/meine Penne in den 50/60ern: ein Oberstudiendirektor, ein Oberstudienrat(der alles, Stundenplan etc machte) der Rest Studienräte, ein paar Assessoren - 900 Schüler.

     

    Und heute?

    Ein Plus von mehreren Studiendirektoren, der Rest durchweg Oberstudienräte

    und -- 900 Schüler!!

     

    Wie geht das? ( und entsprechend cum grano salis in allen Bereichen der Verwaltung!)

    Das liegt an den 70er!! und ihrem any thing goes.

    Hier wurde nicht nur "geKlunkert": plus 15,% im öffentlichen Dienst!!!sondern die Gehaltspyramide wurde in einen stumpfen Kegel verwandelt( s.o. meine Penne und die Verwaltung im übrigen).

    Daß damit die Belastungen der öffentlichen Haushalte bundesweit explodierten, liegt auf der Hand, weil alles über Steuern abgesichert war.

    Der Fetisch Wachstum verhinderte auch hier sich dem Problem zu stellen.

     

    Also doch ' ran an den Speck'!?

    Zumal wir dank Otto Teufel wissen, daß wir ein Zwei-Klassen-Versorgungssystem zugunsten der Politiker, Beamten und Selbständigen haben und aus dem Rententopf im Laufe der Jahre ca 1000 Milliarden zu Lasten der Rentenhöhe

     " weggefunden" worden sind.

     

    Und überhaupt: ' die Beamten' tun zu ihrer Pension ' nix bei'!

    Also 'auf ihn mit Gebrüll!'?

     

    Gemach. Sicher, letzteres neben den 'Privilegien' ein beliebtes, mindestens immer im Hinterkopf mitlaufendes Argument.

     

    Nicht ganz falsch, aber so wird da kein Schuh draus.

    Als ich bei Bertelsmann interessehalber für nen Job anstand, kam auch die Frage:

    " … was wollen Sie verdienen?" -

    Und?  Wie hab ich gerechnet!

    Ganz einfach: Richtergehalt: ca 90Tsd. plus 30% Sozialabgaben/Versicherungen plus Jobunsicherheit!

    Summa summarum: "140Tsd.!"

    - " Ja, ok!"

    So geht das. Will sagen, hätt ich den Job genommen hätte ich

    BRUTTO wesentlich mehr verdient - und auch müssen!

     

    Daß Vater Staat es - als eine Möglichkeit - verabsäumt hat, die  Begleichung der Pensionsansprüche als Teil der sog. Alimentierung auf mehrere Beine zu stellen, hab ich wie die meisten vorgefunden - wie hätt ich das ändern können?

    Einschnitte in die Gehalts- und damit auch die Pensionsstruktur hat zudem schon die  'Gummibärchengeneration' hinnehmen müssen.

     

    Sorry. Ein echter Rückbau des Öffentlichen Dienstes, ok! aber 'schlicht um schlicht' ist etwas schlicht gedacht.

  • A
    aurorua

    Grundgesetz umgehend ändern und Beamte und Berufspolitiker ebenso in die RV einzahlen lassen wie Arbeiter und Angestellte. Zusätzlich dieses neue gerechte, soziale und demokratische Alterssicherungssystem nach Schweizer Vorbild modifizieren.

    Dieses niederträchtige Pensionssystem ein Relikt aus der Kaiser und NAZI-Zeit, geschaffen um die Handlanger des Systems, egal wie kriminell und ungerecht es ist, bei der Stange zu halten, hat in einem Sozialstaat und einer wirklichen Demokratie absolut nichts zu suchen.

    All jene die jammern Beamtengehälter wären im Vergleich zur freien Wirtschaft ja soooo gering, hatten allesamt die Wahl zwischen einem Job in staatlicher Sicherheit, Unkündbarkeit, billigen Beamtenwohnungen, subventioniertem Beamtenurlaub, günstigen Beamtenkrediten, exorbitant hohen Pensionen usw. usf. oder aber einen Job in der freien Wirtschaft.

  • U
    ulschmitz

    Liebe® "von Wieso" -

    wie soll das gehen? Also, ich habe keine Kinder, aber meine Lebensgefährtin hat zwei,die haben zusammen vier Enkel - und da ist allerlei fällig an Einsatz und auch Knete. WENN also die "Bioloser" über eine Sondersteuer herangezogen werden sollen (was spätestens beim BVerfG einkassiert würde) - DANN erwarte ich,

    a) dass meine freiwilligen Leistungen aller Art berücksichtigt werden,

    b) dass für jedes auswandernde und in Australien usw. arbeitende Kind aus der BRD die gesamten Ausbildungskosten zurückgezahlt werden müssen - dieses Kind hat auf Pump gelebt und wird in Deutschland nie in Rente, KV und ALO-Versicherung einzahlen - DAS sind auch "Bioloser".

    Länder wie Norwegen, Schweden und andere fahren ja den Trick, fertig ausgebildete Lehrkräfte aus Deutschland abzuwerben - dabei sparen die sich die Ausbildungskosten; in meinem Fall kommen da flott ab Schuleintritt 200.000 - 250.000 EUR zusammen, die ich nicht zahlen musste, sondern die Gemeinschaft der Steuerzahler.

     

    Nochmal zum Artikel: Irgendjemand müsste mal durchrechnen, wieviel Miete, sonstiger Konsum und z.T. massive Unterstützung von Kindern und Enkeln nicht mehr stattfindet, wenn man die jetzt aufgelaufenen Pensionsansprüche "rasiert".

    Nochmal langsam zum Mitschreiben:

    Das seit rund 20 Jahren anschwellende Gekreisch gegen "Lehrer" und "Beamte" war nur möglich aufgrund der hohen Arbeitslosenzahlen - je weniger Arbeitslose es gibt, umso geringer wird die Zahl derjenigen sein, die noch Lehrer werden wollen - und die, die dann kommen, sollten besser draußen bleiben; aber schon heute kann, je nach Bundesland, ein Pauker mit Mathe und Physik und Informatik Schulleitern seine Bedingungen diktieren: "Was können Sie sonst noch für mich tun?" Sollte es soweit kommen, dass auch in Gymnasien der Anteil weiblicher Lehrkräfte auf 70% geht - die meisten davon in Teilzeit -, dann möchte ich die PolitikerInnen sehen, die es dann noch wagen sollten, über Kappung der Pensionsansprüche zu reden.

     

    Nebenbei: Die Schulausstattung, renovierung usw. muss in den meisten Bundesländern von den Gemeinden finanziert werden - und die haben mit den Lehrerpensionen z.B. nichts zu tun.

  • U
    ulschmitz

    Mindestpension VOR Steuern und Krankenkasse für LandesbeamtInnen in Schleswig-Holstein: 35 % vom letzten Brutto.

    Zuwachs pro Dienstjahr: 1,8%; Verlust pro Jahr, wenn jemand früher geht: 3,6%.

    Nach 25 Jahren in meinem Fall komme ich NACH Steuern und Krankenkasse (Zwangs-PKV) PLUS 360 EUR aus Angestelltenzeit auf rd. 1400-1500 EUR netto.

    Dabei bin ich mit A 13 und A 14 noch ordentlich bedient.

    Was soll mit den A8, A9 bis A 11 - BeamtInnen werden, die angeblich so dolle Pensionen bekommen?

    Wie schon so oft, wenn es um "die Beamten" und "die Lehrer" geht, vergessen AutorInnen in der "taz" (ausgerechnet), dass ein Großteil der hier gebashten FRAUEN sind, die u.a. weg. Teilzeit, Burn-out, verordneter Zwangspensionierung usw. erheblich weniger Pension bekommen, als hier suggeriert wird. Es wäre Aufgabe der PolitikerInnen seit 1949 gewesen, A) RÜckstellungen für die im GG geforderte "Wiedervereinigung" zu bilden - was nie geschehen ist;

    B) Rückstellungen für die anstehenden Pensionen zu bilden, was nie geschehen ist - Versuche, diese Rückstellungen zu bilden, wurden nach kurzer Zeit im jeweiligen Landeshaushalt verfrühstückt.

    Sollte das GG geändert werden, geschieht Folgendes:

    1. Wegen der. sog. "Besitzstandswahrung", Fürsorgepflicht usw. gelten Wegnahmen bei den Pensionen, Ende der Pensionen usw. nur für die danach eingestellten BeamtInnen.

    2. Das Brutto der Beamten ist niedriger als das Brutto der entsprechenden Angestellten - WO bleibt diese Differenz?

    3. Wer, glaubt die Autorin, wird dann noch z.B. LEHRER werden?

     

    Man darf sich auch wohl fragen, warum ein stinkreiches Land, das mal eben mit 800 MRD EURO (oder mehr) Banken rettet, die sich verzockt haben, nicht in der Lage sein sollte, das vertraglich abgesicherte Versprechen auf Pensionszahlungen NACH abgelieferter Leistung einzulösen?

     

    Das Märchen von der Diskriminierung, Benachteilung, weil die Eltern nicht dolle reich sind - es mag ja Schulen geben, wo Professorenkinder und bestbetuchte Eltern (unterstützt von Rechtsanwälten und der Kultusbehörde) ein zweifelhaftes Regiment führen - ich mach das nun seit 32 Jahren und erfahre in den seltensten Fällen überhaupt, welche Berufe, Einkommen usw. die Eltern meiner SchülerInnen haben.

  • J
    Josef Švejk

    Oh wie schade,

     

    mit den Pensionsansprüchen der im Artikel genannten Beamtengeneration muß doch der lange Marsch durch die Instanzen seinen verdienten Abschluß finden!

    Schauen wir doch mal, wie solidarisch sich dann die Veteranen vom SDS verhalten, wenn es um IHR Geld geht.

  • S
    siegfried

    Die derzeitige Regierung wird den Teufel tun ihre potenziellen Wähler zu beschneiden. So werden wir wahrscheinlich auch in Zukunft mit diesen Ungerechtigkeiten leben. Am Ende ist sich doch jeder selbst der Nächste.

     

    Welche Auswirkungen das auf unsere Gesellschaft haben wird interessiert viele doch nur am Rande. Dann kommt halt, wie in Südafrika, zur Mauer noch ein Stacheldraht hinzu. Und die Zentralverriegelung der Luxus-Autos werden nach dem Einsteigen sogleich aktiviert.

  • R
    Robert

    "Die Ungerechtigkeit in Deutschland ist tief eingeschliffen, sie sitzt im Bildungssystem, in der Bevorzugung von Vermögen, in der ungleichen Verteilung von Altersbezügen. Glaubwürdige Umverteilungspolitik muss da ansetzen."

     

    Dieser Satz ist zwar nicht gänzlich falsch, aber eben auch nicht richtig. Richtig ist:

    DIE UNGERECHTIGKEIT IN JEDEM LAND SITZT IN DEN KÖPFEN UND SEELEN DER MENSCHEN.

    Wer also eine andere Umverteilung will, muß die Köpfe und Seelen der Menschen erreichen. Offensichtlich ist dies aber seit Jahrhunderten unmöglich, denn das Problem des falschen, egoistischen, gierigen Reichtums wird auch die nächsten Jahrhunderte existieren. Der Mensch ist so. Es gälte also herauszufinden, woher Gier, Egoismus... kommen. Antworten gibt es z.T., nur will die fast niemand hören. Geschweige denn als Handlungsanleitung akzeptieren.

     

    Übrigens gab es in der bösen DDR mal eine völlig andere Umverteilung. Es wäre sicher interessant, die Einkommens- und Vermögensverteilung damals zu untersuchen. Handwerker und Arbeiter in wichtigen Industriezweigen waren die Könige...

    Aber offensichtlich hat ja vielen Ossis diese Art der Verteilung auch nicht gepaßt. Auch deshalb fiel ja die Mauer.

     

    Freiwillig geben oder mal zurückstecken? Um Himmels Willen. Aber zu Weihnachten haben wir dann schon mal ein paar Euros übrig.

  • M
    mauermer

    Umverteilungspolitik, das Unwort der letzten Jahre.

     

    Wir brauchen keine Umverteilung, sorgt dafür, dass anständige Löhne bezahlt werden, senkt gleichzeitig die Steuertarife, dann muß man da nicht umverteilen!

     

    Anscheinend erschöpft sich die Gedankenwelt so mancher Linklastiger in der Kleptokratie. Da sie selbst von Wirtschaft und Geld keine Ahnung haben, meinen sie, es denen wegnehmen zu müssen, die welches verdienen. Inzwischen gelten allerdings bereits Putzfrauen als Besserverdiener, weil sie fünf Euro über dem H-IV-Satz liegen...

  • A
    Alex

    Es wäre schön, wenn man sich VOR dem Schreiben von politischen Träumereien ein wenig schlau machen würde: Da die Grundsätze des Beamtentums im GG geschützt ist und dazu die Alimentierung der Beamten mit Pensionen gehört, bräuchte man zum Kürzen der Pensionen eine GG-Änderung - mit CDU und FDP. Wie realistisch das ist, kann man sich leicht ausrechnen.

     

    Im Übrigen entscheiden Bund und Länder jeweils selbst über die Beamtenbezüge. Wenn Rot-Grün also im Bund gewönne - für die Landesbeamten heißt das nichts.

     

    Und zuletzt zum Inhalt: Bund und Länder hätten ja Rücklagen für die Versorgung bilden können, dann müssten sie jetzt nicht an anderer Stelle sparen - macht jedes Unternehmen. Haben sie aber nicht. Warum die deutschen Staaten jetzt das Geld über die Pensionen und nicht über die Steuern abschöpfen sollen ist mit schleierhaft.

  • H
    herbert

    Eine kleine Einleitung .........

    Welche Pensionsansprüche sollen den gekappt werden?

    Der einfache Beamte im einfachen Dienst liegt just über der Sozialhilfe. Die Pensionsansprüche vom mittleren Dienst kommen der freien Wirtschaft gleich.

    usw.

    Ist jemand Beamter und hat wenig Dienstjahre, so ist seine Pension noch unter dem in der freien Wirtschaft. Im Klartext, erst die vollen Dienstjahre ergeben eine volle Pension.

    Die graue Masse sagt immer "die Beamten" ohne zu wissen, dass es da verschiedene Stufen gibt vom einfachen bis in den gehobenen und höheren Dienst.

    Die Beamten zahlen ihre Krankenversicherung selber !

  • TL
    Tim Leuther

    Dito.

     

    Umverteilung muss sein. Aber das ist nur Feuerwehr. Als wir eine gerechtere Gesellschaft in Deutschland hatten, da wurde viel weniger umverteilt als heute. Und mit mehr Umverteilung kommen wir nicht zu dem alten zustand zurück. Das geht gar nicht. Dann hätten wir eine 80% Staatsquote.

     

    Lieber sollte man mal mit ein paar Millarden Studenten anheuern und in die "Problembezirke" schicken um Nachhilfe zu geben.

     

    Kurzfristig hilft das sogar auch: Die Studenten nehmen dann nicht an der Frittenbude den Hauptschülern die Jobs weg. Dann gibt es da den Mindestlohn fast von selbst.

  • W
    Wieso

    Das Kind sollte mal beim Namen genannt werden und das heißt Bioloser! Wer keine Kinder aber Doppeleinkommen hat, der hat im Endeffekt für die Gesellschaft nichts getan. Wer keine Kinder aber ein super durchgestyltes Leben hat, hat ein paar Steuern beglichen, aber den Staat um etliche Lebensnotwendige Atemzüge von Kindern betrogen. Bioloser dürfen nicht weiter belohnt werden, sollen diese Feiglinge, die sich schön aus der Verantwortung raushalten und zudem Familien noch das Leben erschweren, endlich massivst zur Kasse gebeten werden. Ab 45 sollten diese Personen es merklich zu spüren bekommen, wer erfolgreich ist!

  • F
    futurista

    Es ist ja noch schlimmer: Gerade politische Akteure und WählerInnen der Grünen, die sich für Zukunftsfäigkeit stark machen, gehören zu der Generation, die hohe Pensionen und Renten einstreichen werden - bei einem hohen Anteil an Kinderlosen. Was hat das noch mit Gerechtigkeit zu tun? Unsere Kinder werden Auswanderer oder Leistungsverweigerer oder sie entscheiden mit über rigorose Kürzungen bei Renten und Pensionen.

  • FE
    Frau Edith Müller

    Gymnasialempfehlungen nur für Kinder aus finanziell gut gestellten Familien? Was für ein Unsinn! Wer hat Ihnen diesen Unsinn gesteckt?

    Pensionsansprüche müssen gesenkt werden; das ist richtig. ~ 1380,00 € Pension nach bereits 5 jahren Beamtenstatus geht gar nicht. Aus so eine Summe kommen die meisten nach über 40 Beitragsjahren nicht.

  • T
    Tim

    Weil Babyboomer in größerer Zahl in (Beamten-)Pension gehen, muss ihnen der Pensionsanspruch gekappt werden? Zum Dank dafür, dass sie bereits ihr Leben lang mit Gehältern gelebt haben, die teilweise sehr deutlich unter denen in der freien Wirtschaft liegen?

     

    Pensionslasten sind ein Problem. Aber dieses Problem ist auf akzeptable Weise nicht lösbar. Es ist sicher falsch, auch bei nicht hoheitlichen Aufgaben so massiv auf Beamte zu setzen oder gesetzt zu haben, weil deren tatsächliche Arbeitskosten quasi in einen Schattenhaushalt ausgelagert werden. Doch den Betroffenen kann man daraus keinen Strick drehen - sie haben, ähnlich wie Angestellte, Leistungsansprüche erworben, die ihnen nicht noch stärker genommen werden können als dies ohnehin schon geschieht. Nur dass ihre "Einzahlungen" nicht in ein Sondervermögen "Rentenversicherung" gingen, sondern als "Nicht-Gehalt" in das allgemeine Haushaltssäckel.

     

    Übrigens stellen nicht nur Beamten-Pensionen ein Problem dar - über die Umlagefinanzierung der Rentenversicherung sind auch "normale" Rentner eigentlich nicht mehr bezahlbar. Sollen deren Rentenansprüche deshalb noch weiter gekürzt werden?

     

    Bei solchen Vorschlägen bleibt nur eine Gruppe als lachender Dritter: Menschen, die ihr Einkommen aus Vermögen, Vermietung oder selbstständiger Arbeit bezogen haben und im Schnitt - jedenfalls wenn sie jetzt das Rentenalter erreichen - ziemlich reich sind. Denn sie haben gut verdient und mussten nichts zwangsweise für eine (jetzt in Frage gestellte) Altersversorgung abgeben, sondern konnten privat vorsorgen.

     

    Wo wir massiv ran müssen, ist die Einnahmenseite. An der Ausgabenseite sollten wir auch arbeiten - aber bitte nicht einfach am größten Posten, sondern da, wo es sinnvoll ist.