Talk in der ARD: Programmdirektor stützt Jauch
Günther Jauchs Quoten brechen ein. Nach der heftigen Kritik an dessen Talk lobt jetzt Programmdirektor Volker Herres den Moderator.
BERLIN taz | „Steuervermeidung ist offenbar in Deutschland ein stärkerer Trieb als der Sexualtrieb“, hat mal ein gewisser Hermann Otto Solms gesagt, und da der Mann in der FDP ist, haben es alle geglaubt.
Der Satz hätte auch gut von ARD-Programmdirektor Volker Herres stammen können, der ebenfalls gern mal knackig formuliert und an seiner Arbeit als oberster Programmzirkusmann in der öffentlich-rechtlichen Flohkiste sichtlich Spaß hat. Insgeheim ist Herres dabei Anhänger der alten Helmut-Thoma-Weisheit, nach der der Wurm nicht dem Angler zu schmecken habe, sondern dem Fisch. Natürlich mit dem kleinen, feinen Zusatz, dass die ARD dabei möglichst besser sein sollte als RTL.
Womit wir beim Wurm wären, der – sorry, Herr Jauch! – in diesem Fall der gleichnamige Moderator einer nicht ganz unbekannten Talksendung ist. Die ist eben ein wenig ermattet (nur 12,9 Prozent Marktanteil trotz Münster-„Tatort“-Vorlauf mit fast 23 Prozent) aus der Sommerfrische zurückgekehrt. Und diskutierte unter der handgreiflichen Schlagzeile „Her mit euren Millionen – Drücken sich die Reichen?“ über böse, böse Menschen, die ihr Geld nicht in notleidende Weinberge, sondern auf Schweizer Nummernkonten stecken.
Macht aber nix, die ARD hat Günther Jauch weiter lieb, auch wenn die bösen Programmbeiräte ja gegreint hatten, der Jauch vereinfache alles viel zu sehr und operiere an der Grenze zum Journalismus. Volker Herres, der als ARD-Programmdirektor natürlich auch dafür bezahlt wird, Jauch gut zu finden, sagt jedenfalls der aktuellen Bunten: „Er hat eine Art, Themen aufzugreifen und genau die Fragen zu stellen, die das breite Publikum bewegen.“ Weshalb „Günther Jauch“ nächste Woche zum Thema „Jeden Tag der gleiche Quark: Braucht die ARD fünf Polit-Talkshows?“ diskutiert“. Versprochen – wir schalten ein!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben
Kritik an Antisemitismus-Resolution
So kann man Antisemitismus nicht bekämpfen
Klimaziele der EU in weiter Ferne
Neue Klimaklage gegen Bundesregierung