Plan B für Berliner Flughafen: Nimmer BER
Der Berliner Großflughafen soll nun im Herbst 2013 eröffnet werden. Wer's glaubt! Vier zukunftsweisende Vorschläge für die Nachnutzung.
Szenario 1: New New Cologne
Ein neues Viertel für diejenigen, die den Zeitgeist schon überholt haben. In den 2010er Jahren war es doch so: Kaum stand die erste Sozialwohnung, startete der Gentrifizierungsprozess (Berlin-Gesetz). Damit das nicht noch einmal passiert, entsteht hier ein Campingplatz mit Trailer-Park für ursprüngliches Berlin-Ambiente. Wem diese Wagenburgromantik zu Eighties ist, richtet sich in der ehemaligen Abfertigungshalle ein riesiges Loft ein, wer unbedingt Multikulti fühlen will, kann einen Miet-Muezzin vom Tower rufen lassen. Auf den Startbahnen üben junge Spanier mit dem Fahrrad …
„Arm, aber sexy“-Faktor: Im Kapitänsspind ist jetzt ne Bar drin. Ist aber eher exklusiv.
„Be Berlin“-Faktor: What, du hast auch diese Umhängetasche aus Air-Berlin-Plakaten???
Szenario 2: Deutsche Tonne
2020: Ganz Deutschland ist von gescheiterten Großprojekten bedeckt, von der Hamburger Elbphilharmonie bis hin zum Stuttgarter Tiefbahnhof. Der deutsche Städtetag muss handeln und richtet auf dem riesigen Areal des (ebenfalls gescheiterten) Berliner Großflughafens eine Sammelstelle für Betonmüll ein. Demokratietheoretisch ist das super, weil nun alle Projektgegner zentral demonstrieren können. Sicherheitstechnisch auch, denn die Polizei kann nun alle auf einem Haufen bekämpfen (Großer Kessel von Berlin).
„Arm, aber sexy“-Faktor: Warst du auch schon auf dem 1.-Mai-Feld?
„Be Berlin“-Faktor: Wenn gerade keine Demo ist, kann da doch die Loveparade wieder langziehen.
Szenario 3: Berliner Wiesn
Im Dezember 2020 eröffnet Bürgermeisterin Renate Wowereit - nach ihrer Adoption endlich an der Macht - das "Schöne Feld". Nach "Tempelhofer Feld" und "Bergaue Tegel" wird auch Berlins dritter Flughafen zum Park. Die Stadt ist fürderhin nur noch per Auto erreichbar, gegen eine astronomische Maut. Damit zeigt Wowereit, was sie 2011 mit "grüner Wirtschaft" wirklich meinte. Weiteres Geld soll durch den Verkauf von Lizenzen des Patents GGG ("Gescheiterte Großprojekte zu Grünanlagen") hereinkommen.
„Arm, aber sexy“-Faktor: Ey Alter, haste mal nen Park?
„Be Berlin“-Faktor: Krass, diese Stadt ist sooo grün.
Szenario 4: Ballast der Republik
Ostdeutschland renoviert die Hütten einstiger Warlords (vulgo "Adel"). Und reißt dafür die Paläste anderer Tyrannen ab. Spätestens seitdem Potsdam links unter Berlin aussieht wie Preußendisney, will auch "die Hauptstadt" ihre Hohenzollernbutze zurück. Weil das nie geklappt hat, entsteht auf der Flugbrache nun eine Symbiose aus Stadtschloss (steht für: Bürgertum, Tradition, Hochkultur) und Palast der Republik (steht für: DDR-Nostalgie, Tradition, Kunstprojekte).
„Arm-aber-sexy-Faktor“: Zwischennutzung.
„Be-Berlin-Faktor“: Hier fehlt die bürgerliche Mitte!
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