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Kommentar: KLAUS WOLSCHNER zum Muslim-Blut-ProzessZahnloses Gericht

Richter sind nicht zu beneiden: Fast fünf Jahre ist die Geschichte nun her – damals ließ Krankenhauschef Andreas Lindner aus der Klinikkasse 72.000 Euro in bar an einen alten Bekannten aus Leipzig auszahlen. Angeblich weil der eine ganz große Nummer mit „Muslim-Blut“ plante.

In bar bekam der nebenbei auch einen Umschlag mit Geld für eine andere alte Bekannte aus Leipzig. Die Staatsanwaltschaft fragte Lindner, ob er sich damals erpresst fühlte: Alte „Kameraden“ wollten Geld sehen und drohten damit, über Lindners Vorstrafe auszupacken.

So plausibel das alles erscheint – mit den Mitteln des Gerichtes wird es fünf Jahre danach kaum noch nachzuweisen sein. Lindner hat seine Strafe abgesessen und darf deswegen nicht neu belangt werden. Der Angeklagte Frank W., dessen Erzählungen den Eindruck professioneller Hochstapelei machen, bietet mehr Stoff für einen Krimi als für weiterreichendes Strafverfolgungsinteresse.

Der Skandal bei diesem Prozess liegt darin, dass ein staatliches Klinikum wie eine Geldwäschefirma geführt werden konnte – ohne dass einer der Mitarbeiter dies auf dem Dienstweg bei einer der diversen offiziellen Kontrollinstanzen mit Folgen zur Anzeige gebracht hätte. Nur außerdienstlich und „außerparlamentarisch“ flog Lindner auf – Karoline Linnert sei dank.

siehe Bericht Seite 22

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