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Vorwurf des „Pinkwashing“ in IsraelRegenbogen über Tel Aviv

Israel gilt als liberaler Hotspot für Schwule und Lesben in der Region. Doch nun regt sich Kritik am angeblichen „Pinkwashing“.

Ist es noch eine Party oder schon „Pinkwashing“? – Gay Pride in Tel Aviv. Bild: dpa

JERUSALEM taz | Jahrzehntelang wollte man sie lieber nicht in der Öffentlichkeit haben, jetzt ist die blühende Community von Israels Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen ein gefundenes Fressen für die PR-Abteilung des Tel Aviver Rathauses – und für das israelische Außenamt.

„In einer Region, in der Frauen gesteinigt, Schwule aufgehängt und Christen verfolgt werden, sticht Israel heraus“, rief Regierungschef Benjamin Netanjahu unlängst von internationaler Bühne; und geriet damit ins Visier der Kritiker.

Netanjahu versuche die Menschenrechtsverletzungen der Israelis in den Palästinensergebieten hinter den Erfolgen der schwul-lesbischen Community zu verstecken, hieß es. „Pinkwashing“ ist der Begriff, mit dem Linke im eigenen Land und Kritiker Israels im Ausland den Missbrauch der Homosexuellen zu Propagandazwecken bezeichnen. Eine Vermarktung des Judenstaats mit der Regenbogenfahne dürfe nicht sein.

Israels Schwule und Lesben haben einen bemerkenswerten Weg hinter sich. Erst seit 1988 verstoßen sie mit ihrer Liebe nicht mehr gegen das Gesetz. Heute erfüllen sich Lesben ihren Kinderwunsch mit Spendersamen, die Adoption der Kinder von Partner oder Partnerin ist wie die Anerkennung der im Ausland geschlossenen Ehen fast schon Routine.

„Das ist unser Erfolg, nicht der der Politiker“, schimpft Professor Ayal Gross, Jura-Dozent an der Universität Tel Aviv. Man sei „nicht wegen, sondern trotz der Regierungspolitik“ so weit gekommen. Dass „Schwulenrechte immer öfter Instrument für PR-Zwecke werden“, findet er umso irritierender, da „konservative und vor allem religiöse Politiker bis heute zutiefst homophob eingestellt sind“.

Palestinian Queer Party

Für die orthodoxe Bevölkerung im Judenstaat ist der gleichgeschlechtliche Beischlaf Sünde. Schwule und Lesben gehörten in medizinische Behandlung oder für ihre abnormale Lebensweise bestraft. Schass-Chef Eli Ischai spricht von einer „psychologischen Fehlsteuerung“, und die konservative Abgeordnete Anastasia Michaeli, ehemals Fotomodell, weiß, dass „die meisten homosexuellen Menschen in ihrer Kindheit sexuell missbraucht wurden“. Deshalb würden sie, „wenn sie das Alter von 40 erreichen, Selbstmord begehen“. Die Politikerin entschuldigte sich zwar anschließend für ihre Worte. An ihrer Haltung dürfte sich aber nichts verändert haben.

„Es gibt keine Rechte für Homosexuelle in Israel“, findet Haneen Maikey, Gründerin von „Al-Qaws“ (arab.: Regenbogen), der Anlaufstelle für palästinensische Schwule und Lesben in Jerusalem. In einem Zeitungsinterview, wenige Tage nachdem zwei Jugendliche in einer Tel Aviver Gay-Bar von einem bis heute unbekannten Täter erschossen wurden, macht sich die Palästinenserin Luft. Israel präsentiere sich vor der Welt als Homosexuellen-Asyl, schimpft sie gegenüber Haaretz.

Maikey streitet keineswegs ab, dass die Mehrheit der Schwulen und Lesben im Nahen Osten verfolgt würden. Doch sie weigert sich, „Teil der israelischen Kampagne“ zu sein. Dass ihre Gesellschaft noch einen langen Weg vor sich habe, „ist meine Verantwortung, nicht eure“. Der Ignoranz vor allem westlicher Journalisten begegnet die palästinensische Community mit einem strikten Nein auf alle Interviewanfragen. Maikey ist die sich wiederholenden Fragen nach Verfolgung und Mord homosexueller Palästinenser leid. Die europäische Erfahrung ließe sich nicht so einfach auf den Kampf der Schwulen und Lesben in ihrer Gesellschaft übertragen.

Einzigartig in der Region

Aus Mangel an Alternativen treffen sich hunderte palästinensische Schwule und Lesben zur „Palestinian Queer Party“ regelmäßig beim Besatzer. Die Diskothek liegt in einer unbeleuchteten, toten Straße Tel Avivs. 85 Prozent der Gäste sind männlich, die Stimmung ist ausgelassen. Manche tanzen mit bloßem Oberkörper zu arabischem und internationalem Pop.

Adir Steiner, Koordinator der gleichgeschlechtlichen Love-Parade in Tel Aviv, wundert sich nicht darüber, dass die Palästinenser zur Party in seine Stadt kommen. Tel Aviv sei „einzigartig in einer Gegend, wo es nicht so leicht ist, homosexuell zu sein“. Steiner ist Mitarbeiter im Rathaus und die treibende Kraft hinter der Vermarktung Tel Avivs für den schwul-lesbischen Tourismus. Immerhin 90 Millionen US-Dollar flossen bisher in das Projekt. Israels Lesben und Schwule sind auf Tourismusbörsen vertreten, in Szenemagazinen und bei internationalen Filmfestivals.

„Dank der demokratischen Tradition in Israel genießt die Homosexuellencommunity mehr politische Freiheit als in jedem anderen Nahoststaat“, schrieb das Magazin Out. Anfang des Jahres ließ Tel Aviv bei einer Umfrage von US-amerikanischen Fluggesellschaften und gaycities.com sogar New York auf der Popularitätsliste der Reiseziele für Lesben und Schwule hinter sich.

Doch weil es in Israel nichts gibt, was nicht auch im Kontext des Nahostkonflikts betrachtet wird, wüten die Kritiker gegen Methoden, die in Barcelona, Amsterdam oder Paris völlig selbstverständlich sind. Steiner wehrt den Vorwurf des „Pinkwashing“ von sich. Als „puren Unsinn“ bezeichnet er die Vorstellung, es habe eine Regierungsdebatte über Vermarktungsstrategien dieser Art stattgefunden.

In einem auf der Internetseite der israelischen Botschaft abrufbaren Artikel schreibt er, dass die Behauptung unsinnig sei, „Menschen, die für Freiheit und Frieden sind, könnten sich nicht an der israelischen Öffentlichkeitsarbeit beteiligten, solange nicht alles Schlechte am Staat beseitigt ist“. Jeder Staat habe Vor- und Nachteile, setzt er fort. „Wir dürfen die Vorteile feiern, während wir unablässig daran arbeiten, die Nachteile zu korrigieren.“

Guter Anfang für den Wandel

Um „das Standing“ der Schwulencommunity geht es ihm, aber auch um das „Standing“ Israels. „Zuerst entdecken Schwule einen neuen Ort, dann folgt der Rest“, sagt er. „Schwule sind ein guter Anfang für einen Wandel.“ Auch Shai Deutsch, Vorsitzender der „Aguda“, dem Tel Aviver Verband für die Rechte der Lesben, Schwulen, Trans- und Bisexuellen in Israel, sorgt sich um das Image seiner Nation. „Wir wollen der Welt zeigen, dass es hier nicht nur Kriege gibt, sondern dass Israel ein progressiver Staat ist mit einer lebhaften homosexuellen Community.“ Seit gut fünf Jahren wirbt Deutsch im Ausland für Israel als Reiseziel für Schwule und Lesben. „Wir helfen der Wirtschaft des Staates.“

Solange er auf den Reisen sagen darf, was er will, interessiert ihn nicht, wer das Ticket zahlt, meint Deutsch. „Ich bringe zigtausende Touristen her.“ Das passiere andernorts schließlich genauso. „Wir haben das Rad nicht erfunden.“ Der schwule Tourismus stärke auch die „rosa Wirtschaft“. Zum ersten Mal halten Banken und Medienkonzerne als Sponsoren für die „Aguda“ her. „Wir sind trendy, und wir sind einkommensstark. Endlich werden wir als Wirtschaftsfaktor wahrgenommen“, frohlockt Deutsch, der mit den neuen Einnahmen Projekte für Jugendliche und Prostituierte fördern will.

Der Vorwurf des „Pinkwashing“ trifft ihn hart. In Madrid versperrten die Veranstalter des CSD vor zwei Jahren dem Lastwagen aus Tel Aviv den Weg. Deutsch findet das ungerecht. „Wir schreiben niemandem vor, was er denken soll.“ Unter Israels Schwulen und Lesben sei von radikal links bis radikal rechts das gesamte politische Spektrum vertreten. „Außerdem helfen wir palästinensischen Schwulen“, sagt er. Für einige hundert Palästinenser, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung von Familie und Gesellschaft verfolgt werden, bot die „Aguda“ über die Jahre eine Anlaufstelle. Tel Aviv ist für die jungen Geächteten indes nur ein Zufluchtsort auf Zeit, bevor Israel sie in Drittländer abschiebt.

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23 Kommentare

 / 
  • J
    jungle

    @Gonzi

    Lesen Sie eigentlich die Artikel, auf die Sie hier verlinken um ihre verlogenen Behauptungen zu untermauern?

    Im Haaretz-Artikel steht nämlich eindeutig:

     

    "Most of the Jewish public in Israel supports the establishment of an apartheid regime in Israel if it formally annexes the West Bank"

     

    WENN Israel die Westbank annektieren WÜRDE, wären die Juden in diesem "1-Staaten-Lösungs-Staat" schnell in der Minderheit und müssten um ihre Existenz fürchten. Verständlich, das einem Apartheit in dem Fall als das kleinere Übel erscheint. Die Annexion der Westbank wäre das Ende Israels als jüdischer und demokratischer Staat, das wissen die allermeisten Israelis und lehnen deshalb eine Solche "Lösung" ab.

  • U
    Ute

    Ich denke, Gonzi hält den "Taz-Leser" weder für einen "schwulen Israeli" noch für die "Stimme der Demokratie".

     

    Dafür habe ich Verständnis.

  • T
    taz-Leser

    @Gonzi

    „… man darf feststellen, hier schreiben Leute (oder einer zumindest), der behauptet schwul und Israeli zu sein …“

     

    teilen Sie uns mit. Ja und?

     

    Klar, „darf man“ das feststellen, um Ihre Frage zu beantworten und was genau wollen Sie uns nun dadurch mitteilen? Erträgt evtl. der Vielschreiber (4 Kommentare bisher allein in diesem Thread von ‚Gonzi’ womöglich keine anderen Schreiber neben sich, die noch dazu evtl. sogar andere Ansichten vertreten, als Experte Gonzi? :-)

    1.)

    24.10.2012 14:34 Uhr von Gonzi:

    "man darf feststellen, hier schreiben Leute (oder einer zumindest), der behauptet, schwul und Israeli zu sein …"

    ---------

    2.)

    23.10.2012 17:11 Uhr von Gonzi:

    "Vielleicht liegt das alles daran, weil man glaubt im Kampf um Palästina über die Gebärmutter verlieren zu müssen? ..."

    ----------

    3.)

    23.10.2012 17:26 Uhr von Gonzi:

    "Die Jaffa-Orange wurde von den deutschen Templern als Exportschlager nach Deutschland exportiert und populär gemacht …"

    ----------

    4.)

    24.10.2012 14:08 Uhr von Gonzi:

    @ Rainer David W. Früh

    "klingt irgendwie blöd" wie alles, was von Rainer David W. Früh und seinesgleichen kommt …"

  • M
    max

    @stimme der dämlichkeit:

    in der taz rumtrollen und dann über di haaretz herziehen (weil sie nicht recht genug ist), alles klar. warum gehst du nicht in dein pi-biotop zurück und nimmst deinen ganzen unangenehmen freunde hier mit?

     

    zum artikel: ich war positiv überrascht, wie sehr sowohl der vorwurf des pinkwashing, als auch die gegenargumente gegen diesen vorwurf berücksichtigung finden. ich danke.

  • SD
    Stimme der Demokratie

    @ gonzo: ...und was erst in der jungen Welt und der Jungen Freiheit über Israel steht. Und wenn man es nicht glaubt, dann kann man ja immernoch die Araber fragen.

    ... haaretz , schon klar.

  • G
    Gonzi

    man darf feststellen, hier schreiben Leute (oder einer zumindest), der behauptet, schwul und Israeli zu sein.

     

    Kann man sich das ausdenken?

  • G
    Gonzi

    @ Rainer David W. Früh

     

    "klingt irgendwie blöd"

     

    wie alles, was von Rainer David W. Früh und seinesgleichen kommt.

     

    Aber wie offen und tolerant ist denn ein Staat über den in haaretz erst gestern stand:

     

    "Survey: Most Israeli Jews would support apartheid regime in Israel"

     

    http://www.haaretz.com/news/national/survey-most-israeli-jews-would-support-apartheid-regime-in-israel.premium-1.471644

     

    Das zu erörtern ist ihm und seinesgleichen dann doch etwas zu schwer, weswegen die üblichen Plattheiten dargeboten werden.

  • M
    mehrdad

    juden können es antisemiten eben nie recht machen. damals bei den nazis waren reiche juden ausbeuter und arme juden schmarotzer.

     

    heute ist es genau so. würden juden homosexuelle schlecht behandeln, würde man sie angreifen und sind sie extrem tolerant, dann greift der ewige antisemit die juden auch an.

     

    der antisemit stört sich nicht am tun oder lassen der juden/israels, sondern an deren existenz.

  • SD
    Stimme der Demokratie

    Dieser Artikel sagt viel über die palästinensische Verlogenheit aus. Haneen Maikey ist in Israel in Sicherheit und hat unter den Israelis Rechte. Dennoch fühlt sie sich genervt, wenn Fragen nach dem Totalversagen ihrer Kultur kommen. Nein, da schimpft sie lieber über Israel. Gegen Israel wetternde Antisemiten unter dem Schutz von Juden - ein Mega-Witz.

    Aber die Israelis sind ja auch gemein: Die Demokratie und die Zivilisation, die Forschung und die Technik ... das machen die wohl alles nur, damit sie ihre Nachbarn bolsstellen und demütigen können? Und um ihre Menschenrechtsverletzungen zu kaschieren?

    Stelle ich mir amüsant vor: "Moische, halt dich ran und hol mal 'nen Nobelpreis. Wir wollen mal wieder die Araber unterdrücken. Dann fällt das nicht so auf."

  • U
    Uri

    Schöner Artikel, aber die Anführung des Zitats von Haneen Maikey hat mich gewundert. Der Anschlag auf die Tel Aviver Disko fand vor über drei Jahren statt. In dem Artikel klingt es so, als sei es kürzlich geschehen. Das ist kein seriöser Journalismus. Wenn die Autorin zwecks Ausgeglichenheit nach kritischen Stimmen sucht, dann soll sie sich auf die Suche nach Interviewpartnern machen und nicht auf 3 Jahre alte Zitate zurückgreifen.

  • RD
    Rainer David W. Früh

    Stimmt, Gonzi, das klingt alles irgendwie blöd. So ähnlich wie "Gonzi-Intelligenz".

  • SI
    schwuler Israeli

    „(…) Maikey ist die sich wiederholenden Fragen nach Verfolgung und Mord homosexueller Palästinenser leid. Die europäische Erfahrung ließe sich nicht so einfach auf den Kampf der Schwulen und Lesben in ihrer Gesellschaft übertragen …“

     

    DOCH LASST SICH, denn Menschenrechte - und dazu gehören Schwulen- und Lesbenrechte ohne Zweifel - sind unveräußerlich und universell gültig; sie haben sich nirgends und niemals den sog. „religiösen oder kulturellen Eigenarten“ unterzuordnen. Vielmehr sind vorgebliche „Traditionen“ oder „religiöse Sichtweisen“ den Menschenrechten unterzuordnen, jedoch niemals umgekehrt!

     

    Und daher ist der paranoide Vorwurf des angeblichen „Pinkwashing“ nichts anderes, als ein - erkennbar nur „in der Wolle gefärbter“ - Anti-Israelismus und teilweise sogar Antisemitismus.

     

    Solange *schwule Palästinenser in den Palästinensergebieten von der palästinensischen „Regierung und Selbstverwaltung“ bzw. mit deren Billigung oder Duldung getötet, diskriminiert und in ihrer Menschenwürde massiv beeinträchtigt werden, ist jede Kritik von dort an Israel und seinen gesetzlich verankerten vielfachen **Rechten für Schwule und Lesben, wenn sie ausgerechnet aus dieser palästinensischen Hölle für schwule Männer kommt, nicht nur Anti-Israel-Propaganda, sondern auch hochgradig verlogen.

     

    *Schwulsein in Palästina bedeutet kriminell zu sein

    http://agudah.israel-live.de/news/fluechtling.htm

     

    **Die Rechte von Schwulen und Lesben in Israel

    http://www.hagalil.com/01/de/Israel.php?itemid=2196

  • G
    Gonzi

    Die Jaffa-Orange wurde von den deutschen Templern als Exportschlager nach Deutschland exportiert und populär gemacht.

     

    Nur so als Hinweis.

     

    Und wie hört sich das auch an "Tel-Aviv-Orange", "Herzlija Banane" oder "Netanjakartoffel"..

  • G
    Gonzi

    Vielleicht liegt das alles daran, weil man glaubt im Kampf um Palästina über die Gebärmutter verlieren zu müssen?

     

    Man hört ja viele komische Argumente aus der israelischen Propagandaküche, auch den angeblichen Kampf, den die "Araber" mit Ei und Samen führen würden.

  • S
    Staatsbürger

    Die Situation in Israel ist nichts Besonderes. Wie auch in den USA und anderswo gibt es in Israel eine religiöse Rechte, die - siehe den Innenminster [!] Elie Yishai - durchaus mit homophoben Islamisten oder den frommen Orthodoxen in Russland vergleichbar ist. Für solche Leute gibt es Menschen 2. Klasse mit minderen oder gar keinen Rechten. Für Elie Yishai ist die gleichgeschlechtliche Liebe eine Seuche ("desease"). Darin ähnelt er seinen radikalislamischen Zwillingsbrüdern.

     

    http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3659789,00.html

     

    http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3219924,00.html

     

     

    Tel Aviv wiederum hat einen sozialdemokratischen Bürgermeister, in den Gerichten Israels sitzt noch die alte säkulare Elite, die das Land einst aufgebaut hat. Von solchen Kräften geht natürlich ein Impuls für Bürger- und Menschenrechte aus, der von rechts eifrig bekämpft wird. Nicht nur für Lesben und Schwule.

     

    Das sind leider übliche Vorgänge in demokratischen Staaten. Mit Pink Washing hat das nicht zu tun.

  • S
    sascha

    als polittunte aus berlin, ging es mir in tel aviv immer besser als in münchen, stuttgart oder gar in dortmund. in sachen konservative oder reaktionäre haltung gegenüber lgtb-leuten gucken wir doch mal nach bayern oder zu den statements von frau merkel, herrn beck und all den anderen "schwulenfreundlichen" heten, die uns hier das leben schwer machen. insofern liebe deutschen israel-kritiker, verschafft uns hier die selben rechte, wie in israel. dann können wir noch einmal über "pink-washing" diskutieren.

  • J
    Joe

    Hey, es ist Israel. Da MUSS es ja schlecht sein.

     

    Darauf eine Jaffa-Orange.

  • L
    LupusB

    Ein Land betont seine Vorzüge um Touristen anzuziehen...ja und? Es steht den arabischen Staaten doch frei ihren Umgang mit Schwulen und Lesben ebenfalls in den Mittelpunkt von Kampagnen zu stellen, vielleicht kommen dann die Jungs von Kreuz.net zum interreligiösen Dialog. Das ganze erinnert mich an den Vorwurf an die iraelische Armee, das keine (!) Vergewaltigungen in den besetzen Gebieten vorkommen und daher Rassimus seitens der Soldaten diagnostiziert wurde...lächerlich, ärgerlich, dümmlich.

  • A
    anke

    Das Phänomen gibt es wahrscheinlich auf jedem einzelnen Schulhof dieser Welt: Die größten Rabauken umgeben sich immer mit denen, für die sonst kaum jemand was übrig hat. Mit den Dicken, den Dummen und den Schwächlichen zum Beispiel. Mit denen also, die mangels Gruppensolidarität die meiste Angst haben müssen vor der Bosheit der Gestörten. Gemeinsam profitiert man davon, dass mit geballter Gemeinheit viel zu erreichen ist. Vor allem auch bei jenen, die angeblich was geben auf vermeintliche Qualitäten wie Schönheit, Kraft oder Intelligenz - aus blanker Furcht, man könnte sie aus Versehen für nicht zugehörig genug halten.

     

    Wer schon Angst hat, der braucht sie nicht erst zu erlernen, ein Umstand, der den Rabauken und ihren Stiefelleckern sehr zupass kommen dürfte, weil ihre pädagogisch-intellektuellen Fähigkeiten klar gegen Null tendieren. Wenn sich Schwule in Israel heute wehren gegen ihre Vereinnahmung durch die Regierung, zeigt das vor allem, dass sie an Selbstwertgefühl gewonnen haben. Wer quer liebt, braucht sich offenbar längst nicht mehr mit jedem Großmaul zusammentun aus Gründen der Daseinsvorsorge. Auch nicht in Israel. Ich finde, das kann als Fortschritt gar nicht hoch genug bewertet werden.

     

    Dass es leider auch jetzt wieder Leute geben wird, die noch aus dem Fortschritt Kapital zu schlagen versuchen, liegt in der Natur der Sache. Rabauken gibt es schließlich überall, nicht bloß auf unseren Schulhöfen. Manche von ihnen sind sogar schwul und andere schon deutlich jenseits der Fünfzig. Für sie alle würde es höchste Zeit, erwachsen zu werden und auf die eigenen Beine zu kommen. Schade also, dass ihr feiger "Hofstaat" sie auch morgen noch daran hindern wird, aufrecht und frei zu gehen wie sich das für echte Menschen gehört.

  • SM
    Stefan M. Weber

    Selbst die notorische Israelkritikerin Susanne Knaul kommt in diesem Artikel nicht umhin, festzustellen, dass hier "gegen Methoden, die in Barcelona, Amsterdam oder Paris völlig verständlich sind" gewütet wird. Das wäre schon alles und völlig ausreichend gewesen, was man zu diesem aufgebauschten Kokolores überhaupt noch zu sagen hätte. Leider hält sie sich nicht daran...

  • H
    Humboldt

    Ich kann nichts dafür, dass die Hamas Schwule lyncht und verfolgt und in Palästina auch ansonsten keine offenen Schwulenpartys stattfinden. Was will uns der Artikel und der Leserbrief denn eigentlich sagen? Das Israel einfach nicht positiv dargestellt werden darf, egal warum, weil in der Tat Israel eine beschämende Politik in den besetzten Gebiete verfolgt? Das hat aber nichts mit dem Thema zutun. Was für TAZ-Jubelpresse gäbe es denn, wenn es vergleichbare Freiheiten für Schwule und Lesben im Gazastreifen gäbe, trotz der Menschenrechtsverletzungen der dortigen Sicherheitsbehörden...

     

    Ich kann mich mit meinen israelischen Freunden in Tel Aviv jedenfalls offen und frei bewegen! Fühle mich von der Öffentlichkeit akzeptiert und nicht nur erduldet. Danke Israel!!

  • M
    Merkwürdig

    Die Menschen sind so voller Haß, dass sie sich an nichts erfreuen können und überall nur das negative sehen.

    Ich finde das befremdlich.

    Aber man darf ja schon lange nicht mehr einfach Fakten aussprechen ohne sie ins PC Licht gerade zurücken und zu verwässern.

    Was für eine komisch verlogene Gesellschaft wir doch haben.

  • R
    R.J

    Das Zelebrieren einer angeblich liberal toleranten Haltung gegenüber gleichgeschlechtlichen Lebensformen, ist vielleicht auch Ausdruck der Abhängigkeit vom Wohlwollen aus dem Westen.

     

    Sie könnte in ähnlicher Form durch die Darstellung geboten werden, man sei dort - im Gegensatz natürlich zu den anderen Staaten und Bevölkerungen und dies muss dann betont werden - besonders tierlieb, sei besonders ökologisch und in jeder Hinsicht humanitär gesinnt.

     

    Dies würde dann die Rückzieher, Palästinenser seien doch keine Tiere, wie auch deren Beglücken durch abgekippten israelischen Müll und natürlich ihre Vertreibungen, Beraubungen und Herabwürdigen in verständlichen Licht erscheinen lassen.

     

    Aber was heißt dabei „würde lassen“ ?

     

    Tatsächlich läuft es so mit der Darstellung dieses Staates in der Propaganda gegen die Völker des Nahen-Ostens, gemeint sind damit jene Völker, die dort berechtigter Weise ihre Heimat haben.

    Das macht sie ja schließlich so unerträglich, für den Zionistenstaat und seine Unterstützer.