City Center für die Innenstadt: Lloydhof wird abgewrackt
Der Senat will für 23,8 Millionen Euro den Lloydhof kaufen und hofft auf einen Investor, der mit dem Parkhaus am Brill zusammen ein "City Center" zaubert.
Lloydhof, gegen Mittag: Der Wind pfeift durch die Schwing-Türen der Einkaufspassage, aus dem Jenseits dudelt Weichmacher-Musik, irgendwo draußen bellt ein Hund. Würden durch die Gänge nicht hin und wieder MitarbeiterInnen des Bausenators flanieren, die oben ihre Büros haben – der Deko-Olivenbaum wäre eines der letzten Lebewesen in der ansonsten verendenden Einkaufspassage.
Klingt attraktiv? „Kaufen!“, hat der Senat am Dienstag beschlossen. Bremen will 23,8 Millionen für das Gebäude ausgeben. Mit dem gegenüberliegenden Parkhaus am Brill, das der Stadt bereits gehört, soll das Ensemble einen Investor anlocken. Den gibt es zwar noch nicht, gleich mehrere aber seien in Sicht, sagt Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD). Zumindest soll etwas ganz Großes entstehen, das dann „Center“ oder so heißt, um noch mehr Verkaufsflächen zu schaffen. 17.000 Quadratmeter zusätzlich für Killefitz und „Top“-Modemarken.
Dabei sind im Lloydhof doch genug Mietflächen vorhanden, denkt der Unbedarfte. Ein Computer-Händler, ein Bubble-Tea-Verkäufer und ein Beauty-Salon wollten zwar noch nicht weg, ein Kunsthandwerks-Laden hat überhaupt nur zwei Tage in der Woche auf. Ansonsten aber stehen die Geschäfte leer. Verstehen könne er das auch nicht, so Günthner, das Areal um den Ansgarikirchhof sei „hoch attraktiv“. Aber, die Verkaufsflächen im Gebäude seien zu klein, sagt Bausenator Joachim Lohse (Grüne) und „bislang stand der Lloydhof im Abseits“. Das neue „innerstädtische Einkaufszentrum“ solle dann besser sichtbar sein, auch Wohnungen und Freizeiteinrichtungen in oberen Stockwerken beherbergen, ganz lebendig werden. „Wir wollen die Wegebeziehungen verbessern“, sagt Lohse, damit die City attraktiver wird.
Die Senatoren rechnen so: Sind mehr Geschäfte in der Innenstadt, lohnt es sich für die Leute wieder dort einzukaufen. Die Menschen sollen sich nicht mehr in einem „L“ durch Sögestraße und Obernstraße bewegen, sondern im Kreis laufen, wie es sich für Kaufwillige gehört. In Bremens City liegen bislang nur 17 Prozent der Ladenflächen der Stadt. Das ist weniger als in anderen Städten – „zu wenig“, sagt die Handelskammer. „Es sollten mehr als 20 Prozent sein“, sagt auch Günthner. Denn Experten sprechen von einer „kritischen Masse“ an Einkaufsmöglichkeiten – sind nicht genug da, nähme die ganze City mit dem Lloydhof den Weg ins Tal. Die großen Einkaufszentren, wie der Weser-Park oder der Space-Park alias Waterfront locken Kunden raus aus der City. Größte Konkurrenten sind das Outlet-Center in Stuhr und das Einkaufszentrum Dodenhof, das mit 120.000 Quadratmetern allein soviel Verkaufsfläche bietet wie Bremens City. Wenn das Ansgariquartier dann aber erst wieder erstrahlt, frühestens 2017, kämen die Kunden dann wieder nach Bremen. Bis dahin deckten die Mieteinnahmen die laufenden Kosten.
Die Opposition allerdings rechnet anders: „Die Ausweitung der Einzelhandelsflächen ist wenig erfolgsversprechend“, sagt der Linkspartei-Abgeordnete Klaus-Rainer Rupp. Bei sinkenden Reallöhnen und Zunahme von prekärer Beschäftigung sei mit einer Kaufkraft-Steigerung nicht zu rechnen. Diese würde nur aus den anderen kleinen Zentren Bremens abgezogen. Zustimmung kommt vom Linken Rupp für die Idee der CDU, das Parkhaus Mitte abzureißen und die Knochenhauerstraße zur Fußgängerzone zu machen. Das sei „möglicherweise schlauer, als den Lloydhof zu kaufen“.
Nun aber, so sagt CDU-Abgeordneter Jörg Kastendiek, sei „die einmalige Chance auf eine Gesamtlösung für die Innenstadt vertan“. Und, der Kaufpreis werfe Fragen auf.
Zustimmen müssen die Wirtschafts- und Bau-Deputationen, sowie der Haushaltsausschuss. Der Kauf könnte noch dieses Jahr abgeschlossen sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!