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Kommentar BetreuungsgeldTausche Gebühr gegen Prämie

Ulrike Winkelmann
Kommentar von Ulrike Winkelmann

Die Praxisgebühr, eine unsoziale Maßnahme, wird abgeschafft. Eine andere, das Betreuungsgeld, wird eingeführt. Bis sie wieder abgeschafft wird.

I rgendjemand bei der FDP hat herausgefunden, dass man das Betreuungsgeld auch großartig marktwirtschaftlich verkaufen kann.

Denn wem nutzt eine Monatsprämie für Eltern, die ihr ein- bis dreijähriges Kind nicht in eine öffentliche Kita stecken? Genau: den Eltern, die ihr Kind in eine teure Privatkita schicken oder von einer noch teureren Privatnanny betreuen lassen. Das Betreuungsgeld: nicht etwa eine „Herdprämie“ für die CSU-nahe Hausfrau – i wo! –, sondern recht eigentlich ein Besserverdiener-Programm zum Ausbau des privaten Betreuungsmarktes. Wenn dazu noch das Betreuungsgeld für weniger Betuchte direkt in die Versicherungswirtschaft fließt (private Bildungs- und Rentenvorsorge), dann geben vielleicht auch die Wirtschaftsverbände Ruhe. Was will ein Rainer Brüderle mehr?

Die konkrete Argumentation, warum das Betreuungsgeld zwingend ist, werden FDP und CDU sicherlich nachliefern. Bislang fand es zwar niemand außer der CSU sinnvoll. Doch hat nun der FDP-Fraktionschef seine Zustimmung zur Familienleistung in einem Atemzug mit der „Entlastung der Kassenpatienten“ erklärt. Das bedeutet: Wenn das Betreuungsgeld bis zur Bayernwahl 2013 eingeführt wird, darf der FDP-Gesundheitsminister Daniel Bahr im Gegenzug verkünden, dass die Praxisgebühr entfällt.

taz
Ulrike Winkelmann

ist Co-Leiterin des Inlandsressorts der taz.

Vielleicht liegt die tiefere Weisheit dieses Handels darin, dass immerhin eine sinnlose und unsoziale Maßnahme abgeschafft wird, bevor eine andere eingeführt wird. Die Praxisgebühr hat nie die erhoffte „Steuerungswirkung“ auf die „Ärztehopper“ entfaltet. Mit ein bisschen Glück wird auch das Betreuungsgeld nicht die befürchtete Steuerungswirkung entfalten, dass Frauen ganz aus dem Job rutschen. Bevor es wieder abgeschafft wird.

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Ulrike Winkelmann
Chefredakteurin
Chefredakteurin der taz seit Sommer 2020 - zusammen mit Barbara Junge in einer Doppelspitze. Von 2014 bis 2020 beim Deutschlandfunk in Köln als Politikredakteurin in der Abteilung "Hintergrund". Davor von 1999 bis 2014 in der taz als Chefin vom Dienst, Sozialredakteurin, Parlamentskorrespondentin, Inlandsressortleiterin. Zwischendurch (2010/2011) auch ein Jahr Politikchefin bei der Wochenzeitung „der Freitag“.
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2 Kommentare

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  • T
    Thorben

    Mikki, mir auch nicht. Aber immerhin hat sie jetzt schon zwei Leserkommentare und die taz kann aufgrund erhöhter Qulickzahlen wieder ne Werbung einkaufen.

  • M
    Mikki

    Beim besten Willen: Was die Kommentatorin uns mit diesem Kommentar sagen will, erschließt sich mir trotz mehrfacher Lektüre nicht.