Kommentar Kita-Schulden: Kein böser Wille
Eltern prellen nicht aus Spaß oder Leichtsinn die Gebühren. Ein Notfall-Budget der Stadt könnte hier unbürokratisch helfen.
D as Problem, säumige Gebühren einzutreiben, muss in Hamburg allein die Kita lösen, nicht etwa die städtische Verwaltung. Das liegt am Gutschein-System, das nach Marktprinzipien organisiert ist. Doch für die Lösung dieses sozialen Problems sollte sich der Senat verantwortlich fühlen.
Eltern prellen nicht aus Spaß oder Leichtsinn die Gebühren. Vielmehr sind sogar die Mindestsätze von rund 30 Euro monatlich pro Kind viel Geld für Familien, die am Rande des Existenzminimums leben; dazu kommen all die Zukaufleistungen, etwa früher Englischunterricht. Kosten für Kinderbetreuung sind aber nicht mal im Hartz-IV-Satz enthalten.
Die SPD geht hier im Prinzip in die richtige Richtung: mit der Abschaffung des Essensgeldes und den ab Herbst 2014 geplanten kostenlosen fünf Stunden Betreuung. Ob Wohlhabende beides brauchen, darüber lässt sich streiten. Und für Eltern mit geringem Einkommen sollte die Kita auch über diese fünf Stunden hinaus vollständig kostenfrei werden.
Bis es so weit ist, sollten für Kita-Schulden andere Lösungen gefunden werden, als die zu zahlenden Beträge sogar noch in die Höhe zu treiben. Sonst besteht die Gefahr, dass sich Familien in Ketten von Ratenzahlungen verstricken. Ein Notfall-Budget der Stadt könnte hier ganz unbürokratisch helfen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!