piwik no script img

Kolumne So wird ein Schuh drausDer Hipster unter den Gesetzen

Das Betreuungsgeld ist ein Hipster. Alle finden es doof, reden aber trotzdem darüber. Es ist antimainstream, retro und voll öko.

Hipster sind retro und total alternativ. Bild: dpa

A ltmodisch und uncool, so wird die CSU wahrgenommen. Das wollte sie nicht mehr und bringt deshalb mit der Koaliton das Gesetz auf den Weg, das alles ändern soll: Das Betreuungsgeld, der Hipster unter den Gesetzen.

Do-it-yourself ist in. So wird nun auch das Kinder selbst Betreuen zum Trend. Den lästigen Kampf um den Kindergarten kann sich die moderne Performerin nun sparen. Und sich selbst mit dem Kind zu beschäftigen und zusammen neoexpressionistische Kunstwerke zu malen, ist doch alternativer als jeder Waldorfkindergarten es je sein kann. Voll gegen den Mainstream!

Das Vorbild kommt wie immer aus Amerika: Die Kinder unterrichtet man in Übersee schon lange zu Hause. Deutschland macht es wie immer nur halbherzig nach und lässt den Nachwuchs gerade mal für die Vorschule daheim. Und wer meint, dass das reaktionär sei – hat Recht. Aber „retro“ ist eben cool. Zurück sind die drei Ks: Kinder, Küche und Klub Mate.

privat
Svenja Bednarczyk

ist freie Autorin.

Öko ist das Betreuungsgeld auch, zumindest öko-nomisch. Denn die 100 oder 150 Euro, die die Familien bekommen, reichen für ganz viele Vanilla-Soy-Macchiatos. Hipstertum ist eben teuer.

Zwar lästern die Oppositionsparteien jetzt und finden das Betreuungsgeld doof, sie wollen es sogar wieder abschaffen. Das Gesetz ist ihnen zu alternativ, zu anders. Aber das muss die CSU nun aushalten. Hart ist das Leben als Trendsetter.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Svenja Bednarczyk
Entwicklungsredakteurin
im Produktentwicklungsteam der taz im Netz. taz seit 2012.
Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • R
    rita

    @EndederArbeit,

    also Ihr Kommentar in Verbindung mit der Kritik am Niedrig-Lohn Modell in allen Ehren. Aber irgendwie trifft es das Thema doch nicht so recht.

     

    Denn die Beteiligten von denen Sie hier reden, die Beschäftigten im Niedriglohnbereich und die Allerärmsten, das sind genau die, die von diesem Betreuungsgeld-Modell vollkommen ausgeschlossen werden. Denn bei gleichzeitigem Bezug von Hartz IV wird dieses angerechnet, dass heißt, es gibt unterm Strich nix (Wird aber wohl trotzdem beantragt werden müssen, wenn nicht nachgewiesen werden kann, dass das Kind eine Einrichtung besucht). Und von diesem Aufstocken sind meistens Alleinerziehende betroffen oder Väter, die alleine eine Familie zu ernähren haben und im Niedriglohnsektor arbeiten. Diese Familien oder auch Alleinerziehenden haben also keine Wahl: entweder sie kommen mit wenig Geld aus oder Muttern sucht sich mühsam einen (qualitativ nicht unbedingt hochwertigen) Betreuungsplatz und irgend einen Job. So haben gerade diese Leute in zweierlei Hinsicht das Nachsehen: Sie kriegen nichts ab vom Extra-Geld und können auch nicht unbedingt auf gute Betreuung hoffen, weil das Geld, das in dieses unsäglich Modell fließt, bei der Betreuung fehlt.

     

    Die Profitierenden sind allein Gutverdiener. Denn - um das nochmal zu sagen, weil es oft vergessen wird - diese Zuwendung ist nicht daran gebunden, dass ein Elternteil zu Hause bleibt. Es kann auch verwendet werden für eine private Betreuungsmöglichkeit. Das heißt am Ende doch vor Allem, dass auf Kosten der Armen mal wieder die sowieso betuchte Klientel bezuschusst wird.

     

    Und auch diese Bemerkung ist ein bißchen fremd (offenbar haben Sie keine Kinder und sind mehr auf ideologischer Ebene mit dem Problem befasst) "das Kind in der Qualitätskita vor der Glotze parken" - das Kind wird doch wohl eher zu Hause vor der Glotze geparkt.

  • B
    Brennessel

    Die TAZ...

    Der Hipster unter den Tageszeitungen...

    Die Frau Bednarczyk...

    Die Hipsterste unter den Schreiberligen...

    Vielleicht einfach mal den Kommentar von "EndeDerArbeit" abdrucken. Da steht alles drin, was man zu dem Thema sagen kann.

  • B
    beenoise

    Noch nie so einen inhaltsleeren Artikel gelesen. Was will die Autorin damit aussagen? Mag sein, dass dahinter vllt ein intelligenter Gedanke steht, aber ich kann ihn aus dem Artikel nicht herauslesen. Da frage ich mich: was ist nur aus der taz geworden? Liest da denn kein "anspruchsvoller" Redakteur mal drüber?

  • IE
    indigene Eiche

    Und schon wieder ist alles schlecht und alles wird noch schlechterer. Alle bleiben zu Hause, alle schauen Talk-Shows, alle werden dumm, dümmer. Und alles nur weil es wieder Geld gibt. Geld für Erziehungsansätze die in der retrospektive üblich waren. Man sieht ja wo uns das hin geführt hat. Wären in den 60ern mal auch die Frauen arbeiten gegangen...Wie sähe es dann jetzt aus?

     

    Hauptsache meckern. What is hip?

  • E
    EndeDerArbeit

    Der Trend in Amerika ist wohl eher der hier:

     

    man baut das neoliberale Gesellschaftsbild der "Welfare Queen" auf, die nur Kinder in die Welt setzt um der Arbeit fernzubleiben.

     

    Dann baut man den Niedriglohnsektor aus und kürzt das Arbeitslosengeld, damit sich die Menschen in unproduktiven McJobs wie "Supermarkt-Greeter" (siehe Youtube) verdingen für wenige Dollar.

     

    und dann schafft man die 24 Std-Kita für die Kinder der Ärmsten die sich non stop rund um die Uhr für wenige Dollar in prekären Jobs aufreiben dürfen.

     

    Dieses Gesellschaftsmodell ist das Modell für Deutschland und wird gerade zelebriert.

     

    man erzählt den Frauen einfach, sich im Niedriglohnjobs mieser Qualität 41 Std. die Woche auszutoben sei Selbstverwirklichung und Karriere und wer dumm genug ist, glaubt das vielleicht.

     

    http://www.youtube.com/watch?v=L_ZsKpxw1ck

     

    schön das Kind in der Qualitätskita vor der Glotze parken.

     

    und 3 Jahre der Arbeit fern zu bleiben ist natürlich böse, denn das Überangebot an Arbeitssuchenden muss erhalten bleiben im Arbeitsmarkt, der dank Automatisierung/Rationalisierung immer weniger in Arbeit bringen kann.