piwik no script img

Gastauftritt bei Klimaskeptiker-TagungChemieindustrie hofiert Klimaleugner

Eike ist eine kleine Gruppe von Klimaleugnern, die sich gerne einflussreiche Unterstützer angelt. Nun spricht dort der Chef des Chemieverbands.

Dieser blaue Himmel über dem Chemiewerk spricht ein deutliche Sprache: Mit dem Klima ist alles in Ordnung! Bild: dpa

MÜNCHEN taz | Wer in Deutschland den Klimawandel leugnet, hat in etwa den gleichen Ruf, als leugne er die Evolution: Die einzige Lobbygruppe gegen Klimapolitik ist unbedeutend, auch wenn sie sich hinter dem hochtrabenden Namen Europäisches Institut für Klima und Energie (Eike) versteckt.

Hinter ihr stehen nur etwa 100 aktive Mitglieder, die sich gegenseitig vor der Ökodiktatur warnen und um ihre Freiheit bangen. Tatsächlich ist Eike aber nicht ganz harmlos. Die Gruppe holt sich immer wieder einflussreiche Unterstützer – aus der deutschen Industrie.

An diesem Wochenende treffen sich die Mitglieder zur Eike-Jahrestagung, der „Fünften internationalen Klima- und Energiekonferenz“, die unterstützt wird vom international aktiven klimaskeptischen Heartland Institute aus den USA. Mit dabei: Utz Tillmann, Geschäftsführer des Verbandes der chemischen Industrie (VCI), der 1.650 Chemieunternehmen mit einem Gesamtumsatz von knapp 170 Milliarden Euro vertritt. Tillmann soll eine Rede halten über „die Auswirkungen des deutschen Energiekonzeptes auf die Chemieindustrie“.

Zwar betont er, sein Auftritt bei Eike habe nichts mit seinen Einstellungen zu tun – „ich rede mit allen“. Doch auch wenn es vom VCI nicht so plakativ formuliert wird wie von den Eike-Aktivisten: Ganz glücklich ist er nicht mit der abrupten Energiewende in Deutschland. Man brauche eine „ideologiefreie Industriepolitik“, sagte VCI-Präsident Karl-Ludwig Kley unlängst. In ihrer aktuellen Form sei die Energiewende zu teuer. Sie habe die Chemiefirmen allein 2012 über eine Milliarde Euro gekostet – dabei sind viele von der Ökostromzulage befreit.

„Ich rede mit allen“: VCI-Chef Utz Tillmann Bild: imago / Jens Schicke

Dennoch liefert Tillmann das übliche Schreckensszenario: Wenn Deutschland zu teuer werde, müsse man die Produktion verlagern. Dabei sind die Begleiterscheinungen der Energiewende für die Branche durchaus ambivalent. Viele Firmen verdienen gut an ihr, sie liefern die Rohstoffe für Windräder, Solarzellen oder Fassadendämmung.

Kein Kommentar

Der größte deutsche Chemiekonzern BASF, bei dem Tillmann jahrelang in führenden Positionen gearbeitet hat, will sich denn auch nicht zum strittigen Auftritt seines ehemaligen Mitarbeiters äußern. Man kommentiere generell nicht die Arbeit einzelner Verbände, sagt eine Sprecherin. Generell gelte: „BASF sieht den Klimawandel als eine der zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen.“

Der VCI und er selbst stünden natürlich zum „gesellschaftlichen Konsens“, versichert auch Tillmann: „Wir unterstützen die Energiewende.“ Er wolle eben auch bei den Skeptikern von Eike Verständnis schaffen. Für seine Branche. Nicht für den Klimawandel.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

21 Kommentare

 / 
  • WM
    Werner Moß

    Liebe Leser und Schreiber der TAZ. Wenn ihr wirklich wissen wollt, was dran ist an der Klimageschichte, dann informiert euch doch selbst. Es macht keinen Sinn, wenn ihr irgendwelchen „Experten“ blind glaubt oder blind nicht glaubt. Um herauszufinden, ob die momentane Erwärmung der Erde so außergewöhnlich ist, dass man annehmen muss, sie sei künstlich und kann nur durch den Einfluss von Menschen verursacht worden sein, müsst ihr die jetzige Erwärmung mit vergangenen Erwärmungen der Erde vergleichen. Am besten der letzten 5-10 tausend Jahre. Wenn ihr herausfinden wollt, ob die jetzige Erwärmung unnatürlich steil ansteigt, müsst ihr euch den Kurvenverlauf entsprechend anschauen und ebenfalls mit den jetzigen Veränderung vergleichen. Ich dusche kalt, besitze keinen Kühlschrank, kein Auto und habe Strom und Gas auf 1 Drittel des Durchschnitts reduziert. Das ist mein Umweltverhalten. Ich bin aber auch an der Wissenschaft interessiert und wünsche mir, dass sich auch Leute, die NAWI in der Schule abgewählt haben, informieren, bevor sie sich ihre EIGENE Meinung bilden.

  • SS
    soviel Schwachsinnige!

    Und wieder die, die an der holperigen Abkürzung "Klimaleugner" glauben, ein Sachargument gegen den Beleg des Menschgemachten Klimawandel gefunden zu haben.

     

    Und wieder die, die Meinung mit Fakten verwechseln wollen, damit sie ja nichts ändern müssen in ihrem Leben.

    Und natürlich die Konzernnutten, die für ein bisschen Geld ihre Seele verkaufen.

     

    Schlicht zum Kotzen, soviel ignorante Schwafeldeppen!

  • M
    @MrSpock

    "was bin ich froh, dass ich keine kinder habe!!!"

     

    Denke auch. Kinder sollten ein Recht auf gesunde Erziehung haben, ohne täglich mit religiösen oder quasi-religiösen Apokalypsen neurotisch gemacht zu werden. Nebenbei: ca. 50000 Generationen von Menschen vor Ihnen hätten sich über Ihr Gerede schlappgelacht. Die hatten nämlich noch echte Probleme, ihre Kinder großzukriegen (den Begriff "dekadent" gab es damals noch nicht).

  • N
    nunja

    Klimaleugner? Was machen die? Leugnen die, dass es ein Klima gibt.

     

    Und btw... warum nicht KlimaleugnerInnen?

  • LG
    Lothar Gräwe

    Es schmilzt schnell dahin und ich bin sicher das viele Reedereien und Ölfirmen es kaum abwarten können das

    das eis zu Wasser wird.

     

    www.faz.net/aktuell/gesellschaft/umwelt/klimawandel-groenland-hat-260-milliarden-tonnen-eis-verloren-11977426.html

  • R
    Rainch

    Ich frage mich, wann nach "Klimaleugner" die TAZ auch von "Vollmondleugner" spricht?? Die elementarsten natürlichen Vorgänge zu leugnen ist nicht die Absicht der Klimakonferenz in München. Die "linke TAZ" wird dieses grundlegene naturwissenschaftliche Verständnis wohl niemals begreifen können.

  • V
    vic

    Ich habe nicht den Eindruck, dass diese Lobbyguppe in Deutschland unbedeutend ist. Vielmehr hat sie großen Einfluss auf die Regierungs"arbeit".

    Viel zu großen Einfluss.

  • J
    Johnannes

    Schon einmal was von Objektivität gehört liebe Taz Redaktion?

  • HN
    herr nörgler

    Wer aus "EIKE" lieber "Eike" macht, sollte aus "USA" wenigstens auch "Usa" machen, wenn aus "UNO" sowieso immer schon "Uno" wird.

  • M
    mr.spock

    "ideologiefrei" ...das hätten wir in der tat schon lange gebraucht! aber die atomlobby hat uns ja jahrelang mit hilfe unserer "politiker" verarscht und betrogen mit ideologischen und schlimmeren lügen von der "billigen und umweltfreundlichen kernkraft".

     

    kein wunder, dass die nächste lobby versucht uns mit der aussicht auf einen "neuen planeten" irgendwo im universum bei laune zu halten, damit die "human-reproduktion" nicht zusammenbricht - irgenwer muß ja knechten für die finanzlobby!

     

    Als ich vor jahrzehnten "Jahr 2022... die überleben wollen" (1973, Soylent Green) sah, war ich erschrocken über die düsteren aussichten. heute kann der film doch nur noch müdes lächeln hervorrufen, genauso wie orwells roman "1984", ...alles kalter kaffee!!

     

    was bin ich froh, dass ich keine kinder habe!!! die lebenden werden die toten beneiden! fröhlichen meeresspiegelanstieg noch! ...und schöne stürme weiterhin!

  • TK
    Tilman Kluge

    Welch´ ein Unfug! EIKE ala "Klimaleugner"? Man muß EIKE nicht liebhaben, aber ich wüßte nicht, daß EIKE jemals die Existenz von Klima geleugnet hätte. Selbst den Klimawandel leugnet EIKE nicht. EIKE stellt allerding wider alle Political Correctness Art und Umfang anthropogener Klimabeeinflussung in Frage. Ich erwarte von der TAZ, auch wenn sie ins Alter käme, ein wenig mehr Differenzierung. Versimpelnd BILDliches und dto. Plakatíves mag sie anderen überlassen.

  • D
    D.J.

    "Klimaleugner", "Klimaskeptiker" - was ist eigentlich der Gegenbegriff? Klimabekenner, Klimarechtgläubiger?

    Versteht mich recht: Ich habe keine endgültige Meinung zum Klimawandel - das maße ich mir einfach nicht an. Ich finde nur die quasireligiösen Bezeichnungen (in den meisten Medien) albern.

  • TG
    Torsten Gürges

    Sehr geehrte Frau Schäfer,

     

    sehr gerne lese ich für gewöhnlich den einen oder anderen Artikel der taz und wäre auch bereit dafür etwas zu bezahlen.

    Artikel wie der ihre veranlassen mich dann aber doch immer wieder dazu, von solchen Zahlungen ab zu sehen. Denn man kann bezüglich des Klimawandels natürlich unterschiedlicher Meinung sein! Die Datenlage ist widersprüchlich, teilweise verwirrend, das Thema komplex.

    Die Art und Weise wie in dem Artikel aber mit der Thematik umgegangen wird, ist unerträglich. Schon in der Überschrift wird von "Klimaleugnern" gesprochen. Da Sie als Journalistin sicherlich ein gewisses geschichtliches Hintergrundwissen besitzen, ist Ihnen wohl klar, welche Assoziationen Sie mit einem derartigen Begriff gerade im deutschsprachigen Raum hervorrufen.

    Allein eine Vorverurteilung in dieser Art disqualifiziert den Artikel in meinen Augen.

    Vom inhaltlichen her, würde ich mir von Ihnen wie von jedem Journalisten wünschen, dass Sie sich vor dem Schreiben mit der Thematik auseinander setzen - und zwar, auch wenn das schwierig ist, von der naturwissenschaftlich - mathematischen Seite.

    Dabei würde auffallen, dass es erhebliche Widersprüche in den Daten, Modellen und den daraus abgeleiteten Prognosen des IPCC gibt. Gerne kann ich Ihnen in dieser Richtung Informationen zukommen lassen, wenn Sie dies wünschen.

    Ich betone nochmal, dass niemand über "DIE WAHRHEIT" verfügt. Weder die eine noch die andere Seite. Aber eine etwas ausgewogenere Berichterstattung darf man diesbezüglich wohl erwarten. Gerade auch, wenn es sich um die sicherlich berichtenswerten Kontakte zwischen mächtigen Industrien und Interessensverbänden handelt. Dann aber bitte auch dies auf beiden Seiten.

    Auf eine Korrespondenz mit Ihnen über diese Thematik würde ich mich ausdrücklich freuen!

  • PB
    Paul Britmann

    Was,noch kein Kommentar?

     

    Wohl alle gelöscht?

     

    Selten so ein blöden Bericht gelesen.

     

    Dafür wollt ihr noch Geld?

  • H
    HeinMück

    Inquisitionsartikel1 Niemand leugnet einen Klimawandel, den gab es immer und wird es immer geben.Das Problem ist, wir verstehen die Mechanismen nur unzureichend.

    Einen Klimaleugner gibt es auch nicht. Wer leugnet das es Klima gibt? Blödsinn! Was will uns der Autor sagen? Hat er die Grundschule schon abgeschlossen?

  • L
    ludwig

    Liebe Taz schon einmal etwas von objektiver Berichterstattung gehört?

  • G
    Gast

    "Man brauche eine „ideologiefreie Industriepolitik“, sagte VCI-Präsident Karl-Ludwig Kley unlängst."

     

    Politik ist nie ideologiefrei, das sollte Herr Kley wissen. Insofern muss man wohl sagen, dass er sich lediglich eine andere Ideologie wünscht.

  • TL
    Tim Leuther

    Sogar bei D-Radio Wissen, durfte ein Klimaleugner, oder zumindest Nicht-dramatsch seher reden. Äußerst pointiert sogar. Eine Halbe Stunde Lang in der Rubrik Hörsaal.

     

    Sender einstellen!

  • Z
    Zukunft
  • SH
    Sebastian H.

    Und was ist nun die Aussage des Artikels? Wo ist hier das Empörenswerte?

     

    Schauen sie sich einmal im Gegensatz zu EIKE einmal die Netzwerke der "Energiewendler" an. Dann merken sie, welche Seite wirklich die Macht hat, auf Kosten Dritter Kasse zu machen.

     

    Außerdem sollten sie nicht so sehr die deutsche Perspektive einnehmen. Die angesprochenen Branchen, die von der Energiewende bzw. dem ganzen Thema "Klimawandel" profitieren, hängen stark am staatlichen Tropf. Kaum ein Staat in der Welt ist in dem Maße wie Deutschland bereit, Ressourcen aus produktiven Bereichen in "grüne" Bereiche umzulenken. Sobald sich auch in Deutschland Widerstand regt bei den Zahlenden (sie, ich), ist die Party vorbei.

     

    Wertvolle Ressourcen sind dann sinnlos vernichtet worden. Anstatt bleibende Werte zu schaffen, werden sich dann nur einige Funktionären, Politiker und Unternehmen die Taschen gefüllt haben.

     

    Ich finde es schon erstaunlich, wie wenig die Themen Nachhaltigkeit und Vetternwirtschaft in diesem Zusammenhang auch in der taz Beachtung finden.

  • P
    PasserBy

    Sag' bloß. Und als nächstes lernen wir, dass die Solarindustrie Umweltverbände hofiert? Shocking!