Ravi Shankar ist tot: Ravi played sitar
Ravi Shankar machte klassische indische Musik im Westen populär und brachte dem Beatles-Star George Harrison das Sitar spielen bei. Nun ist er gestorben.
Ein Symbol ist gestorben. Da musste der Regierungschef als Erster reagieren: Mit Ravi Shankar verliere das Land einen „globalen Botschafter seines kulturellen Erbes“, klagte der indische Premierminister Manmohan Singh. „Er brachte die indische Musik auf die Weltbühne“, blickte der Musiker N. Ravikiran auf das Leben seines Mentors zurück.
Ravi Shankar verstarb am Dienstagabend im kalifornischen San Diego im Alter von 92 Jahren. Der Musiker war lange Zeit der weltweit bekannteste Interpret klassischer indischer Musik. Er war sowohl mit der südindischen karnatischen Musik tief vertraut als auch ein virtuoser Spieler der Sitar, eines nordindischen Zupfinstruments. Sein internationaler Durchbruch gelang ihm durch die Freundschaft mit Beatles-Gitarrist George Harrison, der eigens nach Indien reiste, um von Shankar das Sitar-Spiel zu erlernen. Die westliche Welt lernte die Sitar dann durch den Beatles-Song „Norwegian Wood“ kennen.
Shankar pflegte früh den Umgang mit den unterschiedlichsten Musikrichtungen. Nicht nur mit den Beatles, auch mit der US-Jazzlegende John Coltrane und vielen anderen westlichen Musikern verbanden ihn intensive musikalische Freundschaften. Manche sahen in ihm den Begründer der Weltmusik.
Am Mittwoch unterbrachen indische Fernsehsender ihre Programme, um von seinem Tod zu berichten. Doch die Bekanntheit seiner Person darf nicht über den schleichenden Niedergang der klassischen indischen Musik hinwegtäuschen. Viele klassische Instrumente werden heute nur noch von ganz wenigen Musikern gelehrt oder sind bereits in Vergessenheit geraten.
Typisch ist auch, dass Shankar in den USA verstarb. Wie viele indische Schriftsteller und Wirtschaftsbosse hielt er sich zum Ende seines Lebens häufiger im Westen als in Indien auf. Dort lebt es sich eben bequemer. Dabei war Shankar durch und durch Inder und geschockt von den Hippies, die ihn 1967 am Eröffnungstag des Woodstock-Festivals feierten. Skankar ist der Vater von Norah Jones und Anoushka Shankar – die eine wurde ein Popstar, die andere spielt bis heute die Sitar.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!