WDR-Intendantin Monika Piel: Hastiger Rücktritt
Die WDR-Intendantin Monika Piel will überraschend ihr Amt niederlegen. Sie führt persönliche Gründe an, näheres ist bislang nicht bekannt geworden.
Als die Mitarbeiter des WDR am Freitagabend ein Rundschreiben ihrer Intendantin erblickten, glaubten nicht wenige an einen Scherz. Ohne vorherige Andeutungen schrieb Monika Piel in einem offensichtlich hastig verfassten, weil der Brisanz zum Trotz auch noch mit einem Tippfehler gespickten Dreizeiler, sie werde ihr Amt niederlegen.
Konnte das stimmen? Einige erinnerten sich an einen Vorgang im NDR. Dort hatte erst Anfang dieses Monats ein Übeltäter eine Pressemitteilung gefälscht und den Senderchef die Beurlaubung eines leitenden Mitarbeiters verkünden lassen – wozu es nicht kam. Allein: Für Piels Botschaft fand sich Bestätigung.
Der WDR verliert also seine Intendantin. Sie ist ein Hausgewächs, stieg 2007 vom Posten der Hörfunkdirektorin auf zur Senderchefin, war in den vergangenen zwei Jahren zudem Vorsitzende des Senderverbundes ARD und ließ sich im Mai noch im Amt als WDR-Chefin bestätigen – bis 2019 hätte sie weitermachen können. Die 61-Jährige führt nun „persönliche Gründe“ für ihren abrupten Ausstieg an. Ihren Leuten schrieb sie, dies sei ein „sehr schwieriger Moment“, in dem sie „nur in aller Kürze“ informiere. Vieles spricht für einen Schicksalsschlag statt Frust im Amt.
An diesem Montag kommt der Rundfunkrat des Kölner Senders zusammen. Das war lange geplant, nicht aber die neue Agenda. Weil die Regularien kein Prozedere für den akuten Fall vorsehen, haben die Räte die Wahl: Sie können den Posten ausschreiben oder auf eigene Vorschläge setzen. Klar ist nur: Es muss schnell gehen. Eine Lähmung des WDR strahlt sich auch auf die ARD aus.
Wer macht es nun? Spontan rechnen im Sender viele mit Jörg Schönenborn. Er harrt seit gut zehn Jahren als Chefredakteur des WDR-Fernsehens aus. Er hat sich gerade mit dem Spruch profiliert, der neue Rundfunkbeitrag sei eine „Demokratieabgabe“. Parolen wie diese stehen derzeit hoch im Kurs.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
+++ Ampelkoalition zerbricht +++
Lindner findet sich spitze
Auflösung der Ampel-Regierung
Holpriger Versuch endgültig gescheitert
Auflösung der Ampel-Regierung
Drängel-Merz
Trumps Sieg bei US-Präsidentschaftswahl
Harris, Biden, die Elite? Wer hat Schuld?
Wirtschaftspolitik der FDP
Falsch und verlogen
Kampf gegen Judenfeindlichkeit
Bundestag beschließt Antisemitismus-Resolution