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Kommentar Wahlen ItalienGegen die Wand

Michael Braun
Kommentar von Michael Braun

Die Italiener haben sich gegen Merkels Europa entschieden. Perspektiven für Italien zu entwickeln war den Parteien zu anstrengend. Und den Wählern auch.

Die Wahlen in Italien brachten nicht das erwünschte Ergebnis. Bild: dpa

I n drei Worten lässt sich das Votum der italienischen Wähler zusammenfassen: Verzweiflung, Wut, Ausweglosigkeit. Genauso wie Fatih Akins Filmheld sahen sie keine andere Lösung als den Crash.

Die Protestliste Beppe Grillos, die „5-Sterne-Bewegung“, ist mit 25,5 Prozent die stärkste Partei im Land, und etwa 55 Prozent wählen, in einem der pro-europäischsten Länder der EU, gegen Europa. Gegen dieses Europa wenigstens, gegen das Europa der Austerität, gegen das Europa der Brüsseler Diktate, kurz: gegen das Europa der Kanzlerin Merkel.

Dabei schien seit Monaten in den Umfragen alles klar. Nicht berauschend, aber mit einem eindeutigen Vorsprung vor der Berlusconi-Rechten, so alle Umfragen, sollte Pierluigi Bersani, Chef der Partito Democratico, die Wahlen gewinnen.

Im schlimmsten Fall, so die Erwartungen, wäre er im zweiten Haus des Parlaments, im Senat, auf die Unterstützung des scheidenden Premiers, Mario Monti angewiesen. Europa, Merkels Europa? Am Ende auf der sicheren Seite, so die Erwartungen. Und die Protestwähler? Grillo wurden 15 Prozent zugetraut, mehr nicht.

Christian Jungeblodt
MICHAEL BRAUN

ist Italienkorrespondent der taz und lebt in Rom.

Am Ende aber kam es völlig anders. Gegen die Wand – zuerst und vor allem hat Pierluigi Bersanis Mite-Links-Allianz die Wahlen gegen die Wand gefahren. Bersani darf für sich ein historisches Resultat beanspruchen. Im Abgeordnetenhaus heimst er dank eines absurden Wahlrechts am Ende 340 der 630 Sitze ein, hat damit die klare absolute Mehrheit – und ist doch der absolute Verlierer dieser Wahl.

Nicht einmal 30 Prozent der Wähler optierten für sein Bündnis, gerade 25,4 Prozent für seine Partito Democratico (PD). Vor fünf Jahren, als Mitte-Links gegen Berlusconi krachend verlor, bekam die Allianz 38 Prozent, die PD allein 33 Prozent.

Im Senat, dem zweiten und völlig gleichberechtigten Haus des Parlaments, führt dieses mehr als bescheidene Resultat zum Patt: Gerade einmal 119 der 315 Sitze kann die PD verbuchen, und auch mit Mario Montis trüber Truppe von 19 Senatoren ist die absolute Mehrheit von 158 Sitzen weit entfernt, die Bildung einer stabilen Regierung damit ausgeschlossen.

Bersani beherrscht sein Handwerk nicht

Die Ursachen für diese spektakuläre Pleite wird die PD vor allem bei sich selbst suchen müssen. Noch vor zwei Monaten lag die Mitte-Links-Allianz bei 40 Prozent, die PD allein bei 35 Prozent, getragen von der Welle der Euphorie der Vorwahlen, bei denen Ende November 2012 über drei Millionen Wähler für Bersani als Spitzenkandidaten optiert hatten.

Doch der PD reichten wenige Wochen, um dieses Kapital zu verspielen und stolze zehn Prozentpunkte einzubüßen. Sie zeigte sich als Partei, die technisch das Handwerk einfach nicht beherrscht: Nach den Primaries verfügte sie zum Beispiel über eine enorme Database von sympathisierenden Wählern – und machte nichts daraus. Die ersten Mails zur Wahl trudelten erst vor zehn Tagen bei den Sympathisanten ein.

Auch politisch schien die Partei bloß von einem Gedanken geleitet zu sein: Die Wahlen sind sowieso gewonnen, wieso also sich anstrengen? Genauso wie Bersani seine Botschaften im Fernsehen wegnuschelte, genauso krisengrau gab sich die PD: Sie sorgte sich vor allem, in Europa als italienischer Stabilitätsanker wahrgenommen zu werden – die Wähler hätte es wohl eher gefreut, wenn sie in Italien als beherzte Kämpferin für eine Wende weg von der europäischen „Stabilitätspolitik“ aufgetreten wäre.

Und nicht ein einziger konkreter Vorschlag der Partei, wie das Los ihrer Wähler zu bessern wäre, ist bei den Wählern hängengeblieben.

Berlusconis Wahlversprechen

Hängen blieb dagegen beim schmerzfreien Kern der rechten Wählerschaft Berlusconis Vorschlag, er werde die Grundsteuer nicht bloß abschaffen, sondern auch die schon für 2012 geleisteten Zahlungen zurückerstatten und es ansonsten „der Merkel“ zeigen.

Gegen die Wand: Diesem Teil der Wählerschaft sind weitergehende Perspektiven für das Land einigermaßen fremd, moralische Erwägungen über ihren Spitzenkandidaten, über ihr politisches Personal ziemlich gleichgültig, kleine finanzielle Vorteile in der großen Krise dagegen ausschlaggebend: Am Ende lag Berlusconis Bündnis beim Votum zum Abgeordnetenhaus lächerliche 0,37 Prozent hinter der Mitte-Links-Allianz.

Gegen die Wand: Dieses Motto gilt aber auch, in ganz anderem Sinne, für die Wähler der stärksten Partei Italiens, für die aus dem Nichts auf über 25 Prozent heraufgeschnellte Movimento5Stelle (M5S – „Fünf-Sterne-Bewegung“).

Kein Boden unter den Füßen

Wutwähler, denen oft genug das Wasser bis zum Hals steht, die mit Arbeitsplatzverlust, mit der Pleite des kleinen Geschäfts, mit drückender Steuerlast zu kämpfen haben. Solchen Wählern sind „europäische Stabilitätskriterien“ völlig egal, mit gutem Grund: Ihrer eigenen Stabilität hat die Krise, hat die von Merkel-Europa sowieso schon den Boden unter den Füßen weggezogen.

Gegen die Wand: Diese Schicksal droht nun nicht nur Italien, sondern auch der Euro-Zone. Italien steht vor einem politischen Patt, die Summe der europaskeptischen Wähler reicht von Grillo zum Berlusconi-Block 55 Prozent, eine stabile Regierung ist nicht in Sicht.

Wenigstens diese Lektion sollte auch in Berlin beherzigt werden: Demokratische Mehrheiten für eine in tiefe Rezession führende Sparpolitik sind kaum zu haben. Entweder Europa steuert um – oder es fährt gegen die Wand.

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Michael Braun
Auslandskorrespondent Italien
Promovierter Politologe, 1985-1995 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Unis Duisburg und Essen, seit 1996 als Journalist in Rom, seit 2000 taz-Korrespondent, daneben tätig für deutsche Rundfunkanstalten, das italienische Wochenmagazin „Internazionale“ und als Wissenschaftlicher Mitarbeiter für das Büro Rom der Friedrich-Ebert-Stiftung.
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30 Kommentare

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  • J
    jan

    Danke für diesen Artikel.

    Ich würde sogar noch weiter gehen: die Italiener haben die intelligenteste Wahl hingelegt an die ich mich erinnern kann. Sie haben ihre endemisch korrupte Politkaste vollendet neutralisiert und verschaffen sich reale Freiheit von den neoliberalen Marodeuren, die ihnen die letzten Reste ihres Gemeinschaftsvermögens aus den Händen reissen und an der Börse verfeuern wollen - und es mit Monti fast geschafft hätten.

    Unregierbar ist nur ein anders Wort für frei. Italien hat sich Freiheit verschafft wie Belgien. Belgien, immerhin Sitz der neoliberal mutierten Krake EU, hat es erfolgreich vorgemacht.

    Was Merkel, Schäuble und Co hingegen treiben verursacht in allen Ländern, welche die Segnungen der deutschen Systempresse nicht geniessen, nur noch Ekel und es ist ein bleibender Verdienst Berlusconis, dass er sich mit dem Rücken zur Wand zur partiellen Preisgabe so mancher Tatsachen entschlossen hat.

  • F
    FredinTirolo

    Ich finde es ganz einfach nicht gerecht wenn "ihr" Deutschen oder sonstwer für "uns" Italiener irgendwas finanzieren müßt, das zu mindestens 99 % die Schuld unserer Politikerkaste ist. Daß da manch einer ein innenpolitisch-deutsches Süppchen gegen Frau Merkel kocht glaub ich auch, hilft aber beim Verstehen der Situation in Italien nicht weiter.

    Tatsache ist auf jeden Fall, daß in diesem Land verdammt vielen das Wasser bis zum Hals steht und zwar ordentlich. Ich traue mir nicht zu einem Deutschen -links oder rechts- irgendwie Italien, die Italiener oder die Verhältnisse in "meinem" Land, in diesem gegebenen Rahmen wirklich näherzubringen. Geht nicht ..auch Michael Braun und viele andere können es nur zum Teil. Was in der Berichterstattung z.B. überall zu kurz kommt : Berlusconi ist zwar sehr reich und relativ schlau (und extrem daneben), hat sein Comeback aber nur geschafft, weil er nach 20 Jahren immer noch seine Fernsehsender hat und im haarsträubendsten Interessenskonflikt von ganz Europa weiter Politik machen darf. Das Problem mit diesem mafiösen Halunken und Sexualstraftäter würde nicht bestehen, wenn es Verfassungsexperten, einen Staatspräsidenten oder eine verantwortungsbewußte Opposition mit der nötigen (deutschen?) Gründlichkeit und Kohärenz im Jahre 1994, oder zumindest in der Zwischenzeit gegeben hätte, die klar und eisern NICHT WÄHLBAR ! gesagt hätten. So ist es aber hier in Italien nicht, leider. Wenn Grillo so ein Gesetz jetzt durchbringen würde (auch wenn der Schaden schon angerichtet ist) ..wähle ich ihn das nächste mal auch.

  • H
    H.Ewerth

    @von Daniel L.

    Sie machen es sich aber wirklich sehr einfach.

    Denn, was aber wenn der sog. „Souverän“ betrogen wurde und wird, oder durch Korruption der Herrschenden begünstigt? Nach Ihrer Lesart, sind nicht die Betrüger Schuld und müssen bestraft werden, sondern die welche sich haben betrügen lassen? Im Übrigen, in einem Währungsraum, gibt es schon lange keinen sog. Souverän! Wenn ja, dann hätte ich als Souverän Brüssel schon längst die kalte Schulter gezeigt. Island bisher als einziges Land hat wieder Souveränität zurück gewonnen, in dem es das Volk über einen Volksentscheid hat abstimmen lassen, und eine Mehrheit sich dagegen entschieden hatte, die Schulden im Ausland zu bedienen. Ansonsten wurden und werden weiterhin Bonuszahlungen gezahlt, für Betrug an den Finanzmärkten. Zahlen müssen aber andere, nämlich durch Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, und Verelendung von Millionen von Menschen in Europa und der Welt als die Armen. Die Armen weltweit können nicht als „souverän“ auftreten, weil diese überhaupt nicht gefragt werden, ganz zu schweigen beteiligt. In einer globalisierten Welt gibt es nur noch ganz wenige Länder die wirklich noch souverän sind.

  • O
    Oddevold

    Kein Wunder, dass in Italien ein "Clown" diesen Politzirkus aufmischt. Unsere Steuergelder werden an Staaten wie Spanien, Portugal, Irland und Griechenland überwiesen, um die dort ansässigen Banken zu "retten". Die Gläubiger sind zum allergrößten Teil Investoren aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien, die so nicht nur ihre Forderungen beglichen bekommen, sondern dafür - da sie ja die Kredite stellen - auch noch Zinsen kassieren. Und warum heißt das dann Staatsschuldenkrise?! Und ist das nicht politisch gewollte organisierte Kriminalität?

  • H
    hackman3

    Was auch passiert auf der Welt,immer ist Merkel-Deutschland schuld. Mafia, Korruption, Nepotismus, Sexismus, Steuerhinterziehung, Fremdenhass, exorbitante private Reichtümer usw. usw. Schuld an allem sind eindeutig die Merkel-Deitschen. Der kleine Italiener kann dagegen nichts tun. Folgerichtig werden Clowns gewählt.

  • H
    H.Ewerth

    Hier kann man wieder einmal, Deutschland in Reinkultur erleben. Arrogant, und schon immer die Besserwisser Europas. Die Devise: Wenn nicht die ganze Welt, so mindestens, soll am deutschen Wesen Europa genesen?“ Keiner fragt warum mussten Banken gerettet werden, und wer bekommt wirklich das Geld? Die Gläubiger sitzen in der Mehrheit im Ausland, allen voran Deutschland, Frankreich und England. Warum bekommen Banken ihr Geld zurück, die sich schlicht und ergreifend verspekuliert haben?

    Zahlen aber müssen in Italien, Spanien oder Griechenland und Irland. Warum fragt hier keiner in den vielen Blogs? Ist schon eine Mehrheit in Europa so indoktriniert, dass die Schuldigen immer nur woanders gesucht werden? Warum müssen nicht die, die sich verspekuliert haben, sich an den verheerenden Finanzfolgen beteiligen? Nicht Italien oder Griechenland, Spanien und Irland oder Portugal sind alleine Schuld, sondern auch die Geldgeber welche von Gier getrieben, die einfachen Grundsätze, der Kontrolle haben einfach ignoriert und spekuliert bis die Blase platzte.

    Aber die Deregulierung der Finanzmärkte, ist nicht von Himmel gefallen, sondern von den Verantwortlichen gemacht, dies schaffte erst den Nährboden, dass einige mit viel krimineller Energie zu den heutigen Problemen geführt hat. Die Armen, Arbeitslosen und Jugendliche hatten daran aber überhaupt keine Schuld, nur sie zahlen die Zeche.

  • DL
    Daniel L

    Was habt ihr alle mit den Märkten? Niemand zwingt einen Souverän Geld am Kapitalmarkt aufzunehmen. Er kann es sich überall borgen, zur Not direkt beim eigenen Bürger. Viele italienische Staatsanleihen werden von italienischen Bürgern gehalten. Aber anscheinend sind die nicht bereit einen niedrigeren Zins zu akzeptieren als der Kapitalmarkt, sonst würde der italienische Staat niedrig verzinste Staatsverschreibungen an seine Bürger vertreiben.

     

    Der Souverän kann auch (wenn er nicht vorher aus freien Stücken auf sie verzichtet hat) die eigene Währung drucken zur Kapitalbeschaffung. Also schimpft mal nicht so über die Märkte, ohne die könnte sich der italienische Staat vermutlich nur von der Mafia Geld leihen. Und die hat noch ganz andere Zinsmargen!

  • HS
    H. Schneider

    Grillo hat circa ein fünftel

    "altbewährte Strippenzioher" aus Parlament und Senat geworfen.

    Das ist schon mal ein guter Anfang.

  • M
    miri

    "Nach den Primaries verfügte sie zum Beispiel über eine enorme Database von sympathisierenden Wählern." Can you das auch auf Deutsch say?

  • K
    Klaus

    Ich hoffe bevor das Boot an die Wand gefahren wird,das sich eine Organisation gründet die das europaweit zu verhindern versucht.(überparteilich-mit Experten???) Ich wär dabei und würde auch-wenns geht-meinen Beitrag dazu leisten.Vieleicht auf so einer Basis wie Greenpeace.Da die Politiker eine Art Kontrolle im großen Stil bräuchten-weil sonst geht alles den Bach runter-und die normalbürger mit.

  • S
    stronzia

    @Pigs In Zen:

     

    "Gegen die Wand! Bitte bitte endlich gegen die Wand!!

    Das ist erst mal das Wichtigste und "anstrengend" genug. Danach kann man immer noch "Perspektiven entwickeln".

    Nach Eins kommt Zwei. Und der erste und wichtigste Punkt kann nicht oft und laut genug betont werden:

    Merkel muß weg! Ganz Europa hats geschnallt. Nur das größte Land in der Mitte Europas checkts nicht. Warum?

    Weil es tief drinnen Europa nicht will, nicht ist, nicht sein will, nie wollte, nie auch nur Teil davon sein wollte, nicht sein kann, denn es fühlt sich auserkoren, zu Höherem und Weiterem und Besserem. Wohlan denn, Deutschland. F*#k off and never come back !!"

    ------------------------

     

    Ich finde sie blicken es hier als einziger was für ein Hegemon Deutschland schon immer war und wieder sein möchte.Dieses nationalchauvinistische Gedankengut sich über ander Länder stellen zu wollen oder deren souveränität absprechen zu wollen hat die vierte Gewalt der Medien in den letzten Jahren erfolgreich in die Soma-Herde implantiert.

    Mal ganz im Ernst.Wer will denn bitte ein System wo Märkte jetzt schon indirekt Einfluß auf Wahlen haben?

    Das ist eine neue Form von totalitärem Kapitalismus auf den wir uns zubewegen.

    Ich finde das sehr bedenklich...

  • B
    Beobachter

    Richtig so! Gut, dass insbesondere der ehemalige Wallstreet-Banker und Agent des ausplünderischen Bankstertums nicht wieder dran kommt, der, ebenso wie alle gekauften Politiker Europas, das Bankenbailout auf Kosten der Allgemeinheit durchgezogen hätte und es noch als "Modernisierung" verkaufen würde.

     

    Dass natürlich "die Märkte" das nicht mögen, wundert nicht und auch nicht, dass der "freie" Medienbrei aufjault, denn auch die Medien sind in der Hand der großen Konzerne und damit gilt der alte Spruch: "Wes Brot ich es, des Lied ich sing".

     

    Basta Banken, gut gemacht Italiener!

  • TE
    Thomas Ebert

    Leider wird sehr unsachlich mit dem Thema Berlusconi umgegangen. Da wird auch mal die Wahrheit zurechtgebogen, um ihn schlechter zu machen. Stichwort Staatsfinanzen: 1994 übernahm Berlusconi zum ersten Mal das Amt des Ministerpräsidenten. Schuldenquote 120%. Bis 2007 sank diese Quote um 17%. In Deutschland stieg sie in diesem Zeitraum um 10%. Wer hat also die solidere Haushaltpolitik gemacht?

     

    Die italienischen Wähler haben eine klare Botschaft gesendet: Wachstum statt Kaputtsparen, womit sie einer Meinung sind mit Obama und Bernanke.

  • J
    JerryReed

    Ein geiler Artikel - für allem für die vielen Selbsthassdeutschen, die sich in Ihrer Überheblichkeit wieder für alles verantwortlich fühlen:

    Schuld an der Italienkrise, Griechenlandkrise,

    Frankreichkrise, Spanienkrise, Waldsterben,Krisen allgemein, Romaarmut, Fukushima, Heino ... schuldig,

    schuldig, schuldig .... arrghhh .... genetisch bedingt kann der Deutsche gar nicht anders als nach der Weltmacht zu streben.

  • KI
    kleiner italiener

    Bersani ist während der wahlkampanie nach Deutschland gekommen,während die von PD politikern geführte,Monte dei Paschi Bank, ein verfahren wegen Betrugs korruption und steuerhinterziehung bevor steht, .

    Merkels Goldman Monti hat in der wahlkampanie seine Mamamerkel besucht, und sich dafür ausgesprochen die Steuern zu senken, (wer es glaubt)

    blöd nur dass er die diese Steuern erhöt und erfunden hat, und noch vor 3 Monaten sogar die Mwst zum Juni 2014 erhöhen will weil es unabdinglich sei, dafür 2 Deutsche Uboote eingekauft hat und Bildungs und Sozialkosten gestrichen

    die Italienische Betriebe sind derzeit zu 71% bersteuert, Die komunen verlangen die vorsteuer aber bezahlen ihre Rechnungen an den Betrieben erst nach 1200 tagen im schnitt, und haben über 100Milliarden schulden an den betrieben, will mann Steuersünder bestrafen, müssen erstmal gerechte steuergesetze her.

    Das Italienische Volk hat für sich gewählt, oder sollen wir Italiener unsere Wahlscheine an unsere deutsche Freunde weiterreichen und diese für uns wählen lassen.

  • RG
    Ronald Grünebaum

    Merkels Europa?

     

    Bei aller Abneigung: Merkel insistiert nur auf dem, was alle EU-Staaten rechtsverbindlich unterschrieben haben, als sie dem Euro beitraten. Die Italiener wollten den Euro anstatt der Lira, nicht als Form derselben.

     

    Und die EU kann zumachen, wenn das EU-Recht beliebig verhandelbar wird. Dann macht jeder, was er will. Was daran gut sein soll, verstehe ich nicht.

     

    Italien ist ein politisch verkommenes Land, der Wähler hat beweisen, dass er das nicht wirklich ändern will. Er hat sich auf ein infantiles Geplärre beschränkt.

  • M
    mdarge

    @Maxi, das Ergebnis erinnert direkt an die Bundestagswahl 1990 mit Oskar Lafontaine, der seitdem keinen Fuß mehr auf den Boden bekommt. Auch er hielt seine Wähler für blöde, unfähig die Finanzen abzuschätzen. Doch die Wähler denken weiter. Gewählt wird keine konkrete Entscheidung, sondern ein Auftrag, ein Versprechen. „Stabilitätspolitik“ ist der Ausgangspunkt von dem ich weg möchte. Berlusconis und Grillo geben ihre Antwort, die zwar ungeeignet ist, aber einen Funken Hoffnung enthält.

     

    In dem taumelnden Jubel der Einheit, wollte uns diese Spaßbremse weismachen, das würde reichlich teuer werden. Wussten wir, doch bitte, bitte "Shut up!", wir wollten's nicht hören, es was kein Zeitpunkt für Vernunft. In Italien ist man müde. Müde der Konsolidierungspolitik. Erst gab es kein Geld und jetzt sollen alle sparen. Gewählt wird Hoffnung, gewählt wird das Licht am Ende des Tunnels. Gewählt wird aber auch ein Beppe Grillo, der die Katastrophe mit Humor nimmt. Er erinnert an Jón Gnarr, den durchaus verständigen Bürgermeister Reykjavíks, der Hauptstadt Islands. Auch die Occupy-Bewegung bietet keine Lösungen. Doch sie zeigt, dass das System von Grund auf geändert werden muss. Reförmchen á la Pierluigi Bersani dienen eher zur Stabilisierung der bestehenden Verhältnisse. Vielleicht brauchen wir es, den Euro gegen die Wand zu fahren. Dann sollten wir noch etwas mehr Gas geben.

  • ZP
    zio pipo

    Bersani hat verdientermaßen nicht besser abgeschnitten. 20 Jahre hatten beide Lager Zeit ihre Unfähigkeit zu beweisen.

    Anstatt aus dem Boom von Grillo zu lernen (dessen Programm wahrscheinlich ein Großteil der Grünen hierzulande unterschreiben könnten (Basisdemokratie,Nachhaltigkeit,Ökologie, etc), gibts jetzt wahrscheinlich windige Geschäfte mit Berlusconi. Seine Firma/Macht wird nicht angetastet und im Gegenzug bekommt die PD ein Paar Pöstchen zugesteckt. Damit alles beim alten bleibt.

  • T
    tom15

    Nachdem ich die Nacht damit verbracht habe, etliche italienische, französische und englische bzw. englisch-sprachige medien diesbezüglich zu lesen, verfestigt sich bei mir das Bild, dass die meisten deutschen Medien entsetzlich polemisch und ganz besonders ignorant sind. Klar, es ist unheimlich schmissig, Grillo als Polit-Komiker zu reduzieren. Aber dahinter steckt eine komplette Generation junger, kluger, gut ausgebildeter, ehrgeiziger Leute, die so was von die Nase voll haben vom Polit-Lobbyismus, egal welcher couleur. Wir in D können es uns immer ganz bequem machen und mit dem Finger auf die korrupten Staaten wie I, GR, ES & Co. zeigen, dabei sollten wir endlich auch mal anfangen, vor der eigenen Tür zu fegen. Die omnipräsente deutsche überhebliche "wir-sind-die-die-für-alle-zahlen-Mentalität" wird demnächst ins Leere laufen. Spätestens im September wird sich zeigen, wie machtlos wir sind im Hinblick auf unsere eigenen Politiker. Panzer nach Saudi-Arabien verkaufen und mit dem Finger auf die anderen zeigen. Sehr scheinheilig wenn ihr mich fragt...

  • UZ
    und zu

    Wow, da hat es aber einer von Merkels Parteischreiberlingen weit geschafft: bis in die sich für kritisch haltende taz. Räschpäckt!

     

    Wollen Sie mit ihrem Gleichnis aber nun sagen, dass Merkel, ihre Politik oder ihr Europa auch nur annähernd so attraktiv ist wie Sibel Kekilli?

    Eines davon muss es sein, aber keines davon könnte ich nachvollziehen.

     

    Eine so affirmativ merkelianische Exegese einer Wahl habe ich jedenfalls selbst vom Dobrindt schon lange nicht mehr gehört, auch dafür: Räschpäckt! So tief im Anus der Kanzlerin überhaupt noch mitbekommen zu haben, dass in Italien gewählt wird, ist eine bewundernswerte Leistung, gilt im Kanzleramt doch seit Jahren: Wenn uns eine Regierung nicht passt, wird kalt geputscht und eine "Expertenregierung" eingesetzt, die zwar antidemokratisch ist, dafür aber "alternativlos" umsetzt, was Merkel fordert.

     

    Na denn Prostmahlzeit!

     

     

    Ich bin ehrlich gesagt froh, dass die Italiener bewiesen haben, dass sie nicht bloß Politik von Berliner Gnaden wünschen, und dass die Lösung für Europas Probleme ganz woanders liegt, als in Berlins Währungskrieg gegen Peking. Schade, dass die Grünen (und ihnen hinterherhechelnd natürlich die taz auch) schon so weit nach rechts gerückt sind, dass sie das nicht mehr sehen können und lieber alle Kraft in den Versuch stecken, den Satz von der Partei, die nicht rechts von der Union existieren könne, zu widerlegen.

  • S
    segamaw322

    @gamardaor

    Die Wirtschaftskrise wurde von "Nepotismus, Korruption und Selbstüberschätzung" verursacht. Ja. Allerdings in den Türmen der Wall Street, der Londoner und der Frankfurter City. In unseren modernen Drehtürdemokratien,

    von "Eliten" für Eliten, von Salem bis in die Steuerparadiese. Diese Krise ist dann von Euro-Merkelianern per Orwellschem Neusprech hübsch in 'Staatsschuldenkrise' umgelabelt worden, und seitdem sind die PIIGS(-Schweine) an allem schuld was in Deutschland, ja in der Welt schief läuft. Der von Ihnen monierte italienische oder griechische Stolz ist was er ist und ist einige tausend Jahre älter als "Europa". In diesen Zeiten ist er vor allem Notwehrreaktion. Der deutsche Stolz hingegen.. ist nach wie vor nur gruselig.

  • K
    KlausK

    Ja, die Italiener haben sich gegen Merkels Europa entschieden.

     

    Vor allem aber haben sie gegen die Bevormundung aus Berlin entschieden.

     

    Wäre ich Italiener, mir wäre bei Westerwelles "Warnung" an Rom das Messer in der Tasche aufgegangen.

    Es grenzt fast an ein Wunder, dass die Wut darüber sich nicht anderweitig entladen hat.

     

    Danke für die treffenden Einschätzungen, Herr Braun!

  • PI
    Pigs In Zen

    Gegen die Wand! Bitte bitte endlich gegen die Wand!!

    Das ist erst mal das Wichtigste und "anstrengend" genug. Danach kann man immer noch "Perspektiven entwickeln".

    Nach Eins kommt Zwei. Und der erste und wichtigste Punkt kann nicht oft und laut genug betont werden:

    Merkel muß weg! Ganz Europa hats geschnallt. Nur das größte Land in der Mitte Europas checkts nicht. Warum?

    Weil es tief drinnen Europa nicht will, nicht ist, nicht sein will, nie wollte, nie auch nur Teil davon sein wollte, nicht sein kann, denn es fühlt sich auserkoren, zu Höherem und Weiterem und Besserem. Wohlan denn, Deutschland. F*#k off and never come back !!

  • SG
    Sonne @ gamardaor232

    Merkel geht schließlich in Europa als freiwillige Stiefelknechtin herum, im Namen der teutschen Imperialisten-Industrie.

     

    Merkel kennt keine Moral, sondern lediglich Machtgeilheit.

    Pfui!

  • S
    sarko

    "Entweder Europa steuert um – oder es fährt gegen die Wand."

    Genau . Es f ä h r t gegen die Wand . Ohne ent und weder .

     

    ...es sei denn , man läßt alle Euro-Länder (außer D ...) zum Betrieb ihrer Staatsmaschinen die nötigen Euronen selber drucken , ad libitum .

  • KS
    Karl Sonnenschein

    Ein gutes Wahlergebnis fuer Italien und genau die richtige Antwort auf Bruessel, Deutschland und die "Maerkte".

  • V
    Valentin

    Der letzte Satz: Es wäre zu schön, um wahr zu sein!

     

    Egal, ob so oder so...

  • M
    Maxi

    Pierluigi Bersani war der einzige Kandidat mit einem realitätsnahen, zukunftsorientierten und die soziale Gerechtigkeit berücksitigenden Programm. Zusammen mit der ökonomischen Expertise der Zentrumsparteien um Monti hätte diese Koalition Italien den Weg aus der Krise bereiten können. Aber die Menschen haben sich wieder einwickeln lassen. Von Berlusconis unrealistischen Steuerversprechen genauso wie von Beppe Grillos unterhaltsamer Protest-Polemik.

    Es ist schon erstaunlich, dass die nicht demokratisch legitimierte, technische Regierung Montis das Beste war, das Italiens Politik seit langer Zeit passiert ist. Das sind die Begleiterscheinungen der Demokratie, die uns so am Herzen liegt,und deren Kosten wir bereitwillig tragen.

  • B1
    Bürger 1972

    grandios, dieser Kommentar! gäbe es in Deutschland derart viele anti-europäische Stimmen, die TAZ würde von der Rückkehr der Nazis und des Faschismus reden. Hier passt es aber viel besser ins Bild, die "armen" italienischen Nationalisten in Schutz zu nehmen und als Kronzeugen gegen Merkel ins Feld zu führen. Da werden sämtliche sonstige Überzeugungen über Bord geworfen. Ich will nicht für das Defizit von 130% in ItAlien aufkommen und zwei Polik-Clowns nach dem Munde reden, wenn das Geld hier für wichtige Vorhaben fehlt. Mein Europa ist es nicht, wenn ich ein alterndes, nationalistisches und reformunfähiges Land quer zu subventionieren muss, um "Europa" zu erhalten. Spätestens dann schalten auch hier viele Menschen auf Anti-Europa!

  • G
    gamardaor232

    Ich bin immer wieder erstaunt über das Merkel-Bashing von Journaisten von links bis rechts. Bei linken Journalisten wird kritiklos die Meinung der Südeuropäer übernommen. So auch hier. Es war doch nicht Angela Merkel, welche das Privatvermögen und gleichzeitig die Staatsverschuldung in Italien in immense Höhen getrieben hat. Über Jahrzehnte beherrscht ein Berlusconi die Szene dort. Das sagt doch alles. Ich kenne persönlich die unfähige italiensche Verwaltung und einhergehend die Trickserei der Italiener gegenüber dem Staat. Gleiches in Griechenland. Es ist nicht das Diktat der Troika, wie Journalisten es immer darstellen, dass die Wirtschaftskrise verursacht hat, sondern Nepotismus, Korruption und Selbstüberschätzung. Der vielbeschworene griechische Stolz ist eine Ursache der Krise. Das passt aber nicht in das linke Weltbild.