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Debatte StudienfinanzierungDer Selbstbedienungsladen

Bernd Kramer
Kommentar von Bernd Kramer

Stipendien nutzen denen, die sie am wenigsten brauchen. Dabei wäre gerechte Elitenförderung durchaus möglich – mit dem Bafög.

Die waren auf jeden Fall Elite. Bild: imago

E s will etwas heißen, wenn schon die Beschenkten selbst abwehren. Auf 300 Euro steigt der Zuschuss, den begabte Studierende ab dem Wintersemester bekommen, eine Summe, die Deutschlands sogenannte Studenten-Elite einfach so erhält, ohne jede Prüfung der Bedürftigkeit, unabhängig davon, was ihre Eltern zum Lebensunterhalt beisteuern oder sie selbst durch Jobben verdienen.

Bildungsministerin Annette Schavan hat als eine ihrer letzten Amtshandlungen dieses sogenannte Büchergeld für Stipendiaten der Begabtenförderwerke kurzerhand verdoppelt: Exzellenz war der christdemokratischen Politikerin selbst dann noch das Wichtigste, als sie sie ihrer zweifelhaften Dissertation wegen selbst nicht mehr glaubhaft vertreten konnte.

Die Büchergeld-Erhöhung ist ein Paradebeispiel für die Verlogenheit einer selbst erklärten Bildungsrepublik. Wie unfair dieses Geschenk ist, sieht sogar ein Teil der Stipendiaten ein: Eine Initiative von ihnen spendet das Büchergeld denjenigen, die es nötiger haben, 26.000 Euro waren es allein im vergangenen Jahr. Studierenden, die nach ihrem Abschluss beste Chancen auf ein gutes Einkommen haben, so vorbehaltlos Geld zuzuschießen, ist absurd. Wer Hartz IV beantragt, muss seine Verhältnisse minutiös offenlegen. Wer das Etikett der Begabung trägt, erhält die Förderung frei Haus.

taz
Bernd Kramer

29, ist Bildungsredakteur im Inlandsressort der taz. Er bekam während seines VWL-Studiums Bafög – zählt mit elf Semestern aber wohl nicht mehr zu den Turbostudierenden, die auf einen Rabatt hoffen dürfen.

Ein Antistreber-Stipendium

Dieser Bonus wäre vielleicht zu rechtfertigen, wenn ein Stipendium wirklich denjenigen leistungsfähigen jungen Menschen ein Studium ermöglichen würde, die ohne das Geld zurückschrecken würden. Entsprechend werden Stipendien als soziale Wohltat verklärt. Die private und damit gebührenpflichtige Zeppelin-Universität in Friedrichshafen wirbt neuerdings mit einem Antistreberstipendium, das sich ausdrücklich an Sitzenbleiber, Legastheniker oder Gründungspleitiers richtet. Die Bundesregierung verkauft die Summen, die sie ins Stipendienwesen pumpt, ebenfalls als eine Art leistungsgerechte Aufstiegshilfe.

Das Gegenteil ist allerdings der Fall. Stipendien erhalten überwiegend diejenigen, die ohnehin aus begünstigten Familien stammen. Eine Studie des Hochschulforschungsinstituts HIS zeigte vor wenigen Jahren: Während die Hälfte aller Studierenden aus Akademikerfamilien kommen, sind es zwei Drittel aller Stipendiaten der Begabtenförderwerke. Bei der Studienstiftung des Deutschen Volkes, dem elitärsten der Eliteförderwerke, kommen lediglich 21 Prozent aus Familien ohne akademischen Hintergrund.

Dass das Förderwerk sein Wirken als Ausdruck gesellschaftlicher Verantwortung rühmt, grenzt an Realitätsverleugnung. Nirgends lässt sich die Reproduktion des deutschen Bildungsbürgertums so gut beobachten wie bei den Stipendien. Und kurioserweise haben ausgerechnet diejenigen kaum ein Problem mit der Förderung einiger auf Kosten der Allgemeinheit, die Studiengebühren stets mit dem Hinweis rechtfertigten, eine Krankenschwester solle nicht mit ihren Steuern für die Ausbildung des Chefarztsohns aufkommen müssen.

Der Habitus entscheidet

Dass das Stipendienwesen einem Selbstbedienungsladen privilegierter Schichten gleicht, liegt daran, dass gute Leistungen als Voraussetzung einer Förderung nicht für alle gleichermaßen zu erreichen sind. Es liegt vor allem aber darin begründet, dass neben Noten zusätzliche weiche Kriterien bei der Stipendienvergabe eine Rolle spielen: Engagement, Motivation, Persönlichkeit – Kriterien, die sich fast nach Belieben auslegen lassen. In den Auswahlgremien sitzen Akademiker, die dabei instinktiv den Akademikernachwuchs bevorzugen. Der richtige Habitus entscheidet über den Zuschuss.

Als Entschuldigung für diese Elitenförderung muss das Bafög herhalten, das die Breitenförderung abdecke und sich nach der Bedürftigkeit richte. Das ist aber ein falsches Alibi: Denn wenn man Begabte besonders belohnen möchte, ist das Bafög der einzige vertretbare Weg.

Bis vor Kurzem beinhaltete das Bafög sogar eine implizite Elitenförderung: Ein Teil der Studienförderung wird beim Bafög als Darlehen gewährt. Studierende, die besonders schnell zum Abschluss kamen oder zu den 30 Prozent der besten eines Prüfungsjahrgangs zählten, konnten auf Rabatte bei bei der Rückzahlung hoffen. Ihre Darlehensschuld verringerte sich um bis zu 25 Prozent. Rund 11.000 Absolventen profitierten jedes Jahr davon.

Übers Bafög fördern

Natürlich kann man sich auch über diese Regelung streiten: Gute Absolventen finden in der Regel gut bezahlte Jobs. Warum sollte der Staat denjenigen ihre Schulden erlassen, die sie am ehesten begleichen können? Verteilungspolitisch ist das Unsinn.

Wenn man aber unbedingt begabte Studierende unterstützen will, ist der Weg über das Bafög der bessere: Er ist treffsicherer als ein Stipendium, das statt auf dem Abschlusszeugnis nur auf einer Prognose aus Abitur- oder Zwischennoten und den zweifelhaften Auswahlverfahren der Förderwerke beruht. Und vor allem: Es päppelt nicht ohne Not diejenigen, die aus gut betuchtem Hause kommen. Ausgerechnet den Leistungsbonus beim Bafög hat Annette Schavan, die die Zahl der Stipendien in ihrer Amtszeit auf 45.000 verdoppelt hat, aber gestrichen. Ab diesem Jahr ist die Regelung entfallen.

Die Begründung dafür ist abstrus. Zu groß sei der Verwaltungsaufwand beim Bafög-Rabatt gewesen, zu schwierig die Prüfung, ob die Absolventen wirklich zu den besten zählten. Bei den Stipendien ist der Aufwand keineswegs geringer – nur dass ihn die Förderwerke erbringen müssen oder die Universitäten, die sich bei der Vergabe der sogenannten Deutschlandstipendien außerdem um zusätzliche private Mäzen bemühen müssen.

Durch das Streichen der Bafög-Prämie spart der Bund 12 Millionen Euro im Jahr. Das ist nicht viel; es entspricht annähernd der Summe, die ihn das fragwürdige Deutschlandstipendium kostet.

Dass die neue Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) nun die Reformbedürftigkeit des Bafög betont, ist prinzipiell gut. Wenn sie es ernst meint, sollte sie bei der Gelegenheit die Begabtenförderung mit reformieren – und sämtliche Stipendien abschaffen.

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Bernd Kramer
Inlandsredakteur
Jahrgang 1984, hat VWL, Politik und Soziologie studiert und die Kölner Journalistenschule besucht. Seit 2012 bei der taz im Inlandsressort und dort zuständig für Schul- und Hochschulthemen.
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15 Kommentare

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  • K
    Kotze

    ich hab freiwillig auf Bafög verzichtet. Wollte mich nicht verschulden. Kam übern 2. Bildungsweg, kein Akademikerkind, 1. Student an der Uni der Familie. Es stimmt nicht, dass die Nichtakademikerbrut alle Bafög bekommen.

     

    ich arbeite 20 Std. und finanzier mich komplett selber, bleib dann schuldenfrei und konnte Teilzeit studieren bis Semester 8 statt 6.

     

    Ich hab noch nie Geld vom Staat beansprucht, finanzier alles selber. Aber für einen master hätt ich schon gern ein kleines Stipendium, weil der woanders ist und ich weiter weg müsste.

     

    leider gilt das "Aufstiegsstipendium" und Bildungsprämie und was auch immer nur für berufliche! Weiterbildung, aber nicht für ein Studium. Ich finde diese Unterscheidung seltsam. Hätte ich nen master gemacht, hätte ich finanzielle Hilfe bekommen für Weiterbildung, beim Studium nicht.

     

    wieso machen wir nicht endlich ein BGE für alle? Dann können auch Arbeitslose studieren bedingungslos und müssen nicht arbeitslos herumvegetieren. Jetzt haben wir Dutzende bürokratische Leistungen für Sondergruppen, von denen viele ausgeschlossen sind.

     

    und Wirtschaftsverbände fordern wieder Studiengebühren. Und wie soll ich dann nen Master finanzieren? Bis dahin bin ich nicht mal Bafögberechtigt.

  • J
    Jan

    BAFÖG abschaffen!

     

    Die Analyse das Stipendien eher denen zukommen die eh die besten Chancen haben kann ich nachvollziehen. Die Forderungen jedoch nicht.

     

    BAFÖG bekommen nur die Menschen die weder selbst, noch über ihre Eltern genug Geld haben. BAFÖG ist aber nicht höher als ALG2 (Hartz4) jedoch zu 50 % ein Kredit. Ich kenne mehrere Menschen die genau deswegen nicht studieren. Sie haben Angst schulden zu machen, gerade weil ihre Eltern ver/überschuldet sind. Dazu kommt das wenn man sein Studium nicht schnell genug schafft, man einen zusätzlichen Bildungskredit aufnehmen muss der aus 100 % Schulden besteht.

     

    Wenn man dann zum Beispiel an einer Prüfung scheitert, hat man kein Studienabschluss aber Teilweise zig tausend Euro schulden. Wenn man statt dessen ALG2 beantragt ist man wenigstens Schuldenfrei.

     

    Und selbst wenn man sein Studium schafft, nicht jedeR bekommt daraufhin einen guten Job.

     

    Auch einige Stipendiaten die ich kenne haben von ihren Stipendium defacto nichts, weil deren Eltern sagen: Wenn du 150 € Stipendium bekommst, zahlen wir dir eben 150 € weniger. In der Steuererklärung wird das Kind natürlich trotzdem voll abgescherieben. Auf diese Weise (und weil Kinder selten wegen sowas ihre Eltern verklagen würden) zahlt die Gesellschaft über die Stipendien Reichen ein zusatzeinkommen. Und diese Fälle sind nicht selten.

     

    Die Lösung: Ein Elternunabhängiges nicht rückzuzahlendes BAFÖG.

    Dann wird JedeR studieren der interesse hat.

    Bezahlt werden kann das auch einfach über höhrere Steuern für gut Verdienende. Dafür fallen Kinder die dieses BAFÖG bekommen aus der Steuererklärung der Eltern heraus. Und die Stipendien kann man auch wegspaaren.

  • AU
    Andreas Urstadt und Julien Lewis

    In manchen Formularen fuer Forschungs etc Stipendien wird ganz klar nach sozialem Umfeld/Milieu gefragt. Problematische Milieus bedeuten, volle Punktzahl kann nicht mehr erreicht werden, d h Auswirkungen auf die Arbeit werden befuerchtet.

     

    Vgl

     

    Viele Akademiker ziehen ihre Kinder aus Schulklassen/Schulen, in denen ihnen zu viele Bildungsferne/Migranten sind. Auch durch Wegzug. Das gilt auch fuer Migranten selbst, die wollen, dass ihre Kinder studieren. Es passiert ergo eindeutig auch von unten. Damit geht es weniger um Habitus als de facto um Milieus.

     

    Allerdings hat dies was von ethnischen Saeuberungen reverse.

     

    Die Dinge sind offenbar ganz klar mit Bevoelkerungspolitik gelinkt in Praxis. Gerade Akademiker, die Engagement betrieben, reagierten gegen die Feststellung allergisch, denn sie zogen auch aus unidealen Milieus fort.

     

    Bei den Stipendien und Foerderungen Richtung Forschung zaehlt die Arbeit und alles negativ, was die Arbeit mindern koennte. Die Suche nach gutem Milieu fuer akademische bzw vergleichbare Arbeit gab es auch schon in der chinesischen Antike inkl dafuer beschriebener Aufwaende. Der erste, der auch arme Schueler aufnahm und versorgte war Konfuzius. Und das tat er gezielt, bis dahin konnten nur Adlige und Reiche vergleichbare Bildung erwerben. Konfuzius war weiter als das heutige System.

  • A
    atalaya

    Es wäre interessant zu wissen, wie sich die soziale Herkunft auf die Antragsteller verteilt. Ich nehme stark an, dass sich viel weniger Studenten aus Nichtakademikerfamilien bewerben.

     

    Bei der Studienstiftung kann man sich seit 2010 auch selbst bewerben. Zuvor ging das nur auf Vorschlag. Hier würde mich der Prozentsatz der Vorgeschlagenen aus Nichtakademikerfamilien interessieren.

     

    Als Altstipendiat einer Studienstiftung kann ich nur sagen: es wurden sehr unterschiedliche Menschen ausgewählt und das Klima in den Seminaren war kritisch und offen. Da wird keine Elite reproduziert, sondern es wird jungen Menschen geholfen, Personen zu werden. Jedenfalls war das vor 20 Jahren so.

  • S
    Stipendiat

    1. Es stimmt nicht, dass es keine Prüfung der Bedürftigkeit gibt. Dies ist abhängig von der Stiftung. Einige Stiftungen geben explizit das Kriterium der Bedürftigkeit aus.

     

    2. Es stimmt ebenfalls nicht, dass das Stipendium vollständig elternunabhängig bezahlt wird. NUR das Büchergeld von bald 300 Euro ist elternunabhängig. Der Rest wird analog zum BAFöG berechnet.

    Einer der Gründe hierfür sind die ach-so-tollen "Deutschlandstipendien", die man recht problemlos bekommen kann. Hierbei werden 150 Euro staatlich und 150 Euro aus der Privatwirtschaft bezahlt, komplett unabhängig.

    Daraufhin wurde beschlossen, das elternunabhängige Büchergeld bei den anderen Stiftungen zu erhöhen, damit nicht ein_e Stipendiat_in mit einem "richtigen" Stipendium wesentlich weniger Geld bekommt.

     

    Der Bewerbungsaufwand für ein Stipendium ist enorm und es wird neben sehr guten Leistungen ein hohes Maß an gesellschaftlichem Engagement vorausgesetzt.

     

    Ich bin selbst seit kurzem Stipendiat und muss sagen, dass das Stipendium mir nach einer hohen Verschuldung mit Studienkredit etc. überhaupt erst ermöglicht, mein Masterstudium zu Ende zu führen. Nach 20 Stunden Arbeit pro Woche neben einem Vollzeitstudium und massiven Problemen wegen Überbelastung ist das Stipendium meine "Rettung".

     

    Das Problem sind doch nicht die paar Stipendiat_innen (denn dies ist ein verschwindend geringer Teil aller Studierenden), sondern die generelle Studienfinanzierung, das BAFöG-System. Insofern hat der Autor nicht unrecht, dass hier angesetzt werden müsste, um jeder und jedem die Möglichkeit zum Studium zu geben.

    Allerdings sollte er sich vorher besser über die Stipendien informieren.

  • B
    Baldstudierende

    Wie kann man denn so negativ über Stipendien denken? Ich beispielsweise würde später nicht viel Bafög bekommen. Für MV ist das Gehalt meiner Eltern nämlich ziemlich gut. Trotzdem haben sie nicht die Möglichkeit mich finanziell so zu unterstützen das es fürs Studium reicht. Das will ich auch gar nicht, schließlich ziehe ich nicht 100e Kilometer von zu Hause weg, um trotzdem noch von meinen Eltern abhängig zu sein. Stipendium wäre also günstig für mich, werde mich darum auch auf alle Fälle bewerben, übrigens gibt es auch Stipendien, bei denen soziales Engagement eine große Rolle spielt. Übrigens möchte ich gerne mal wissen, wie viele Abiturenten aus Nicht-Akademiker-Familien kommen, denke also, dass das Problem schon viel tiefer beginnt.

  • RS
    Rainer Scheerer

    Warum soll die Reproduktion einer Bildungs"elite" schlecht sein? Es kommt vielmehr darauf an, wie sich diese verhält. Z.B war Gudrun Ensslin Stipendiatin der Studienstiftung.

    Ferner: gerade die Studienstifung stellt fest, dass die Stipendiaten häufig im mittleren Management "hängenbleiben". Sind halt nicht so drauf für den Turbokapitalismus wg. humanistischer Orientierung, nach der sie ausgewählt werden.

    Der Artikelschreiber ist Ressentiment-geladen. Er meint, er sei schlecht weg gekommen in seinem CV.

  • B
    Barabas

    Ich bin selbst Stipendiat der HBS.

    Der Artikel trifft den Nagel auf den Kopf - ich muss aber auch sagen, dass die viele meiner KollegInnen der HBS das ähnlich sehen würden.

  • KK
    Karl Kraus

    Stipendien können niemandem nutzen. Ein Deutschstipendium könnte aber nützen, wenn man Journalist werden will... Noch einmal für die Redakteure, die das jetzt nicht verstanden haben: Etwas NÜTZT jemandem. Jemand NUTZT etwas. Aber ihr seid angesichts dieser unüberwindlichen Schwierigkeit zumindest nicht allein. Sogar bei der FAZ sind sie nicht in der Lage, in der Hektik des Texteinhackens mehr als ihre sprachliche Basis zu aktivieren. Und wenn die nicht stimmt, kommt halt so etwas heraus. Wenn's wenigstens komplizierte Sachen wären...

    Über eure Das- und Dass-Schwäche zu lästern habe ich schon aufgegeben. Sind Anti-Printkauf-Argumente.

     

    Bitte veröffentlicht das hier, ja? Vielleicht schafft's die nächste Generation ja wieder, wenn man sie warnt... :)

  • C
    Cometh

    Der Artikel ist grundfalsch, bestenfalls ideologisch genehm:

     

    Bafög erhalten auch Kinder aus Akademikerfamilien. Die Problemgruppe: Keine Akademikerherkunft, aber Elterneinkommen über BaföG-Satz, wird nicht erfaßt.

     

    BaföG ist v.a. ein Selbstbedienungsladen für Ausländer, Studenten ausländischer Herkunft, und aus Akademikerhaushalten, die sich armrechnen können (typischerweise Unternehmer, oder tendenziell Reiche in Sinnkrisen).

     

    Dementsprechend fallen die Befürworterstimmen aus, denn das was man hat, will man sich nicht nehmen lassen, gelt? (wer ja noch schöner)

  • D
    D.J.

    Ich erhielt Bafög, habe im Rahmen des Freibetrages noch ein wenig nebenher gearbeitet und konnte mich finanziell nicht beklagen (mir ist übrigens ein Rätsel, warum in Deutschland mit seinem Bafög angeblich "Ärmere" - wie ich damals - vom Studium abgeschreckt werden,zumal die Bafögrückzahlung ja gestundet werden kann, wenn man Geringverdiener ist). Leid taten mir die Kommilitonen (bzw. deren Eltern) aus dem Mittelstand, deren Eltern nicht gerade wohlhabend waren, aber schon zu viel verdienten, um Bafög-berechtigte Kinder zu haben. Die mussten schon mal länger arbeiten, um ihr Studium zu finanzieren. Wenigstens hatten die guten unter ihnen die Möglichkeit eines Stipendiums. Aber das ist ja angeblich unsozial. Bizarr.

  • MG
    markus gerat

    gerne hätte ich auf bafög verzichtet, wenn ich stattdessen während dem studium z.b. halbtags mit einem angemessenen lohn sozialversicherungspflichtig und einem jahresarbeitszeitmodell hätte arbeiten können. klar hätte ich 2-3 semester länger gebraucht.

     

    aber ich hätte deutlich mehr arbeitserfahrung sammeln können, nach dem studium keine verschuldung. und ich hätte während dem studium deutlich mehr geld zur verfügung gehabt mal in urlaub fahren können.

     

    stattdessen gibt gab es nur schlechtbezahlte befristete 400euro jobs, die meist so fachfremd waren, des es für sonst gar nix genützt hat.

     

    sozialversicherungspflichtig oder angemessen bezahlt ist die absolute ausnahme.

     

    daraus folgt für mich: bessere studienbedingungen heißt bessere beschäftigungsmöglichkeiten WÄHREND des studiums. hier wäre mal ein verbindlicher pakt zwischen wirtschaft und politik sinnvoll.

     

    ob man dann 6-7 statt 5 jahre braucht ist ned so wichtig.

  • X
    XXX

    Sehr guter Artikel,

     

    dem man nur vollends beipflichten kann.

     

    Ich bin sicher, dass eine korrekte statistische Analyse ergeben würde, dass das Endergebnis des Studiums völlig unabhängig von der Förderung ist (z.B. indem man feststellt, dass das einfache Kriterium der Abinote, wenigstens in jedem Bundesland für sich genommen, ein besseres Kriterium als die Förderung durch die Studienstiftung ist).

    Das ist wirklich gänzlich rausgeschmissenes Geld, höchstwahrscheinlich hat es sogar schädlichen Einfluss (z.B. durch das sehr fragliche Auswahlverfahren, das viele Zufallselemente enthält).

  • D
    Daria

    Das ist jetzt aber schon stark übertrieben. Hat da einer schlechte Erfahrungen mit Studienstiftungs- oder Konrad-Adenauer-Stipendiaten gemacht?

    Wenn alle Stipendien scheiße, weil elitär sind und abgeschafft werden sollten, warum genau beteiligt sich die taz nochmal an dem Medienvielfalts-Stipendienprogramm der Heinrich-Böll-Stiftung?

  • C
    Christine

    Gut gemeint, aber schräg recherchiert: Bei Stipendien gibt es eine Bedürftigkeitsprüfung analog zum BAföG. D.h., wer einigermaßen gut verdienende Eltern hat, erhält kein Stipendium, oder nur ein Bruchteil des Grundbedarfs. Das ist für viele Familien ein Problem. Das Büchergeld ist der EINZIGE Posten, der unabhängig von dieser Bedürfigkeitsprüfung bezahlt wird. Das waren jahrelang 150 Euro monatlich - nix großes dafür, dass so ein Stipendium auch schwierig zu kriegen ist und nachgewiesenes, gesellschaftliches Engagement (auch während des Studiums!) für ein Stipendium unabdingbar ist. Ich weiß, das in der Böckler-Stiftung heftig diskutiert wurde, ob man die Erhöhung der Bücherpauschale annehmen sollte. Aus Eigeninitiative wurde ein Fond gebildet. Das jetzt umzudrehen und zu argumentieren, den Stips gehe es ja zu gut für das Büchergeld, ist ziemlich fies.