: Wenn die Kröten wandern
BANKENWECHSEL Wer sicher sein will, dass mit dem eigenen Geld weder Rüstung noch Atomkraft oder Landraub finanziert wird, kommt oft um einen Bankenwechsel nicht herum
■ Positivkriterien, die laut Attac eine Bank als nachhaltig definieren, sind: demokratisch kontrolliert/kontrollierbar, Partner für lokale Unternehmen, Transparenz über Geschäftsfelder und -politik, Ausschlusskriterien für besonders schädliche Investitionen wie Rüstung oder Atom.
■ Konkreter Umzug: Neues Konto eröffnen, altes noch mindestens drei Monate parallel laufen lassen. Genauestens prüfen, wem der Wechsel alles mitgeteilt werden muss.
■ Worauf Anleger bei ethischen Geldanlagen achten sollten, hat die Verbraucherzentrale NRW unter www.vz-nrw.de/ethische--soziale-und-oekologische-geldanlagen aufgelistet.
■ Hier gibt es auch eine Liste der genauen Ergebnisse der Bankenbefragung zu nachhaltigen Geldanlagen: www.vz-nrw.de/Bankenumfrage-2012 (cb)
VON CONSTANZE BROELEMANN
Jetzt im Frühjahr ist es wieder so weit: die Kröten wandern. Auf ihrem Weg werden die Amphibien von Helfern begleitet, damit sie nicht unter die Räder kommen. Hilfestellungen bei einer „Krötenwanderung“ gibt auch das globalisierungskritische Netzwerk Attac. Allerdings geht es hier nicht um die Wanderung der Froschlurche, sondern um die Bewegung des Kapitals. Unter dem Motto „Krötenwanderung. Jetzt!“ hat Attac Gründe und Tipps zum Bankenwechsel aufgelistet.
Sogenannte grüne Banken machen vermehrt von sich reden und bieten ihren Klienten die Möglichkeit, ökologische, ethische und/oder soziale Geldanlagen zu tätigen. Anders als bei konventionellen Banken können Kunden ihr Geld in Produkten anlegen, die zum Beispiel ganz gezielt die Energiewende voranbringen oder das Klima schützen. Einige ethische Banken verpflichten sich über sogenannte Ausschlusskriterien, bestimmte Finanzprodukte nicht zu verkaufen. Etwa solche, die auf der Spekulation mit Nahrungsmitteln fußen. Ein neuer Trend, der besonders nach der großen Wirtschafts- und Finanzkrise ab 2007 an Fahrt aufgenommen hat, wie Jan Urhahn, Referent für Ernährung und Landwirtschaft des ökumenischen Netzwerks Inkota e. V., weiß. Inzwischen hätten sich – auf Druck der Öffentlichkeit – zwar auch große Banken wie die Commerzbank und die Deka in Deutschland sowie jüngst die Barclays Bank in England und die Paribas in Frankreich aus dem Spekulationsgeschäft mit Nahrungsmitteln zurückgezogen. Und dennoch: Wer sicher weder land grabbing (großflächige Investitionen in Ackerland, besonders in Afrika und Asien, zum Nachteil der Menschen vor Ort) noch Nahrungsmittelspekulationen unterstützen wolle, sollte „sein Geld einer Bank mit den höchstmöglichen sozialen und ökologischen Standards anvertrauen“, so Urhahn. „Nachhaltige Banken schaffen Werte, statt nur zu verkaufen“, definiert Erk Schaarschmidt von der Verbraucherzentrale Brandenburg den Wesenskern der Alternativbanken.
Wer den Entschluss gefasst hat, sein Geld auf eine „grüne Bank“ zu bringen, sollte sich zunächst einmal informieren, welche Banken „nachhaltig“ sind, so der Experte. Denn für „Nachhaltigkeit“ gebe es keine festgeschriebene Definition. „Heute gibt es etwa eine Handvoll grüne Banken“, so Schaarschmidt. Die bekanntesten Alternativbanken sind die GLS Bank, die Triodos Bank, die Umweltbank und die Ethik-Bank. Eine ausführliche Darstellung der Leistungen und Produkte dieser Institute findet sich auf der Internetseite von Attac unter dem Stichwort „Bankenwechsel“. Ob es sich bei der ins Auge gefassten Bank um eine nachhaltige handelt, kann auch über „Positivkriterien“, die das Netzwerk auf seiner Internetseite aufgelistet hat, recherchiert werden. Dazu zählen unter anderem eine „demokratische Kontrolle“, also ein hohes Mitspracherecht von Bankkunden sowie das Kriterium „Transparenz“. Eine Nachhaltigkeitsbank veröffentlicht beispielsweise auf ihrer Website alle vergebenen Kredite, samt Zweck und Höhe.
In einem zweiten Schritt sollte der Wechsler genau hinsehen, „was an der jeweiligen Bank „grün“ ist“, wie Schaarschmidt sagt. Fragen wie „Was genau passiert mit meinem Geld?“, „Spendet die Bank beispielsweise meine Kartengebühren?“ sollte sich der künftige Kunde im Vorfeld stellen. Denn wie überall gäbe es auch auf dem Sektor der grünen Banken schwarze Schafe.
ERK SCHAARSCHMIDT, VERBRAUCHERZENTRALE BRANDENBURG
Ein Manko ist, dass kaum ein Institut, das auf dem grünen Geldmarkt tätig ist, spezialisierte Beratungskräfte für nachhaltige Geldanlagen hat. Auf der Internetseite der Verbraucherzentrale NRW gibt es daher unter dem Stichwort „ethische, soziale und ökologische Geldanlagen“ Tipps, was auf dem grünen Geldanlagenmarkt derzeit offeriert wird und worauf Anleger achten sollten. Kommt es dann nach ausführlicher Information zum Kontenwechsel, sollte der Inhaber altes und neues Konto drei Monate lang parallel laufen lassen, rät Schaarschmidt. Auf diese Weise habe man genug Spielraum, alle Geldempfänger zu informieren und mögliche Versäumnisse – etwa bei Lastschriftverfahren – zu minimieren.
Darüber hinaus rät der Verbraucherschützer, sich über Konditionen, wie die Zustellung der Kontoauszüge und die angebotenen Sicherheitsverfahren beim Online-Banking, zu informieren. So sei das Mobile-TAN-Verfahren sicherheitstechnisch ebenso bedenklich wie das PIN-TAN-Verfahren, sagt Schaarschmidt. Ein großer Nachteil der Alternativbanken sei, dass die sie kaum Filialstellen hätten: „Menschen, die auf Filialen angewiesen sind, tappen im Dunkeln“, sagt Schaarschmidt.
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