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Wenn das Schule macht ...Mit der Schul-E-Mail aufs Pornoportal

Hamburger Gymnasium stattet Fünftklässler mit E-Mail-Adressen aus. Die Eltern werden nicht gefragt und haben dank Passwortschutz keine Kontrolle über Netzaktivitäten ihrer Kinder.

SchülerInnen brauchen Medienkompetenz, Schulen auch. Bild: dpa

HAMBURG taz | Verena Dulk* traute ihren Augen nicht. Durch Zufall entdeckte die 43-jährige Mutter, dass sich ihr zwölfjähriger Sohn Florian* bei einem Porno-Portal angemeldet hatte. Dabei hatte sie Florian untersagt, einen eigenen E-Mail-Account einzurichten, da dieser ihm den Weg auf alle möglichen Internet-Seiten ebnen könnte. Doch das Verbot lief ins Leere. Die E-Mail-Adresse, mit der sich der Junge einloggte, hatte er von seiner Schule erhalten.

Am Gymnasium Allee in Hamburg-Altona erhalten SchülerInnen schon seit Jahren gleich mit Eintritt in die Schule eine E-Mail-Adresse, die aus dem Vor-, dem Nachnahmen und seit diesem Jahr dem Zusatz „gym-allee.de“ besteht. Mit ihr sollen die SchülerInnen lernen, im schuleigenen Intranet miteinander zu kommunizieren und Lehrinhalte abzurufen. Filter verhindern, dass die Kinder von den Schulrechnern aus Internet-Seiten besuchen, auf denen sie nichts zu suchen haben.

Doch dass die SchülerInnen mit einer eigenen E-Mail-Adresse – die gespickt ist mit personenbezogenen Daten – ausgestattet werden, mit der sie sich von anderen Geräten aus in sozialen Netzwerken und unterschiedlichsten Portalen anmelden können – und dies zum Teil auch nachweisbar tun – stößt einigen Eltern sauer auf. „Mir wird hier von der Schule eine zusätzliche Kontrollpflicht aufgebürdet und gleichzeitig die Kontrolle vollständig aus der Hand genommen“, klagt Dulk. Denn selbst wenn die Eltern wollten, sie könnten ihre Kinder nur kontrollieren, wenn diese ihnen das Passwort preisgeben, das ihren Account vor unbefugtem Zugriff schützen soll.

Das Konzept IServ

IServ ist ein mächtiger Schulserver, der an Schulen weit verbreitet ist. Mit ihm kommunizieren Schülerinnen und Schüler in E-Mails, Foren und Chat-Rooms untereinander und mit den Lehrkräften.

Unterrichtsmaterialien werden bereitgestellt und online bearbeitet. Ergebnisse können von zu Hause in die Schule übertragen werden und umgekehrt.

Jeder Benutzer ist unter einer eigenen E-Mail-Adresse erreichbar.

IServ bietet außerdem geschützte Bereiche für Gruppen wie Klassen, Kurse oder Arbeitsgemeinschaften, in denen sie sich austauschen können.

Das Gymnasium Ohmoor installierte 2004 als erste Hamburger Schule das Serverkonzept der IServ GmbH.

Die Mutter ärgert zudem, dass sie zwar per Elternbrief über die E-Mail-Adressen informiert wurde, mitreden aber durfte sie nicht. Es könne „nicht sein, dass uns bei diesem sensiblen Thema nur der Weg bleibt, per Beschwerde zu intervenieren“. Die Mutter einer Elfjährigen ergänzt: „Wir wissen, dass sich in sozialen Netzwerken auch viele Männer mit pädophilen Neigungen tummeln – denen wird über die E-Mail-Adresse der komplette Name und der Schulstandort gleich frei Haus geliefert.“

Schulleiter Ulf Nehe hingegen betont, „dass allen Schülerinnen und Schülern gesagt wurde, dass sie ihre E-Mail-Adresse nur für die schulinterne Kommunikation nutzen sollen“. Eine Botschaft, die offenbar nicht bei jedem Pennäler angekommen ist. Zwar stellt das Thema Medienkompetenz einen Schwerpunkt im Unterrichtsstoff des Gymnasiums dar, nur bekommen die Fünftklässler zuerst eine eigene E-Mail-Adresse und dann erst die Kompetenz vermittelt, sich sicher und möglichst gefahrenlos im World Wide Web zu bewegen.

Ulf Nehe sind solche Klagen „neu“. Über den Elternrat seien „solche Bedenken bislang nicht an die Schule herangetragen“ worden. Im Gegenteil: „Viele Eltern haben uns gebeten, mit medienpädagogischem Unterricht bereits in der fünften Klasse zu beginnen, weil sich dann schon viele Kinder im Netz tummeln.“

Die Schulleitung will aber nun zeitnah das Thema in den Elternrat bringen. Der Elternratsvorsitzende Sven Sternsdorff sagt, „dass uns bislang keine Klagen über die E-Mail-Adressen zu Ohren gekommen sind“.

Die sind an den Schulen inzwischen ohnehin weit verbreitet. So bestätigt Susanne Schrammar, Sprecherin des Niedersächsischen Kultusministeriums, dass rund 800 der 3.200 Schulen des Landes den Schulserver IServ, an den auch das Hamburger Gymnasium angeschlossen ist, nutzen und die Kinder E-Mail-Adressen erhalten. Allerdings: „Die Eltern müssen ihr ausdrückliches Einverständnis erklären.“

Das bestätigt auch Peter Albrecht, Sprecher der Hamburger Schulbehörde: „Eine Verpflichtung zur Einrichtung von E-Mail-Accounts für Schüler ist datenschutzrechtlich nicht zulässig. E-Mail-Accounts können nur mit Einwilligung der Sorgeberechtigten auf freiwilliger Basis genutzt werden.

*Name geändert.

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34 Kommentare

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  • Ja, Sie mögen da mit all diesen Umgehungszenarien recht behalten, und darüber bin ich mir durchaus bewußt, doch verschoben wird die Offenbarung des Internetuniversums aus meiner Sicht in ein unbestimmt höheres Alter des Kindes, in dem traumatisierende Inhalte schon eher verkraftet werden.

    Sie strafen alle Erziehungswissenschaftler Lügen, die Altersbegrenzung für Filme und Litertur befürworten, um ein "Einbrennen" ins Unbewußtsein des Kindes zu vermeiden, denn diese unbewußt augenommenen Bilder und Texte empfindet ein Mensch sein Leben lang als Normalität. Kinder besitzen noch kein Vernunft, denn dies ist erst die Eigenschaft der voll entwickelten Persönlichkeit.

     

    Wenn Sie die Glaubwürdigkeit des Kindes nicht verloren haben, wird es sicher bemerken, das man die Einschränkung am PC auch für sich selbst gelten lässt. Insofern kann von einer aktiven Überwachung garnicht die Rede sein.

    Sie dokumentieren damit auch ihre eigenen Werte und glauben Sie mir, diese Werte werden modifiziert früher oder später die Werte Ihrer Kinder sein.

    • @lions:

      Kommentar an @Deillusionist

  • F
    Frauen_Power

    Dieser Artikel zeigt die Frauenfreindlichkeit der Gesellschaft in aller Deutlichkeit! Hier ist eine konsequente feministische Erziehung unserer Kinder nötig! Mit Pornos im Internet und Prostitution werden Frauen erniedrigt!

    • P
      porYES
      @Frauen_Power:

      was für ein steinzeitfeministischer Schwachsinn... Hier sieht man mal wieder wie schmal der Grat ist zwischen religiösen und vermeintlich progressiven Sittenwächtern. Schon mal in Erwägung gezogen dass es auch Menschen gibt die freiwillig (natürlich ist Arbeit nie wirklich freiwillig) auf diese Art und Weise Geld verdienen? Wollen sie die vielleicht einsperren in ihrer tollen Utopie?

    • S
      Simon
      @Frauen_Power:

      Gegenfrage: Wo sind die schwulen Pornos, die ich als Jugendlicher geschaut habe, "frauenverachtend"? Erst denken, dann salbadern.

  • N
    neuland

    Mein Gott, die meisten Erwachsenen wissen selbst nicht wirklich, was die da im Internet überhaupt tun.

    Wenn ich hier einige Kommentare lese, die Vergleiche zu ihrer Wixblättchensuche in den 70igern anstellen, kommt´s mir vor, als halten sie selbst ne Granate in der Hand und glauben, es wär ein Ball.

    • D
      Desillusionist
      @neuland:

      "Mein Gott, (...)" Genau, DER hat in dieser ganzen Diskussion bislang schmerzhaft gefehlt. Das Internet mit seinen Schmuddelkram ist das schillernste Geschwür einer Gesellschaft, die ihre christliche Grundorientierung völlig verloren hat, nicht wahr? Sicher schliessen Sie alle irregeleiteten Nutzer des pösen, pösen Internets in Ihre Gebete mit ein. Vielen Dank dafür, Gott segne Sie!

  • L
    Lara

    Ich lese sehr interessiert die kommentare mit und wundere mich absolut,für wir normal die harte pornographie im internet im zusammenhang mit kindern gehalten wird..klar, hatten auch wir unsere möglichkeiten, aber die menge und eben härte der darstellungen von sex im netz für absolut unbedenklich zu halten--und typisch auch noch anzudeuten, dass dies ein reines Jungsthema sei--halte ich für unreflektiert...dass sich alles an diesem pornothema so aufhängt, aber niemand dazu stellung nimmt, dass da email adressen mit vollem namen und dem schulstandort an noch recht junge Kinder ausgegeben werden, verblüfft mich..der erste hinweis für das surfen im netz ist doch: Gib niemals Deine Identität irgendwo preis, wenn Du die Leute mit denen Du zu tun hast--chatten usw.--nicht persönlich kennst..oder?..wenn sich aber die 10jährige Anna bei studie-twitter-myspace-facebook und co. anmeldet und ihre email adresse dort nicht extra rausnimmt, weil sie sich ja noch nicht so gut auskennt, kann jeder nette oder böse mensch unsere anna aufsuchen auf dem schulhof...ich denke, email adressen an schüler "ja!", aber nach vorheriger Aufklärung, nicht davor und natürlich so, dass die Kinder im Netz nicht gläsern werden...und das man sich dafür das Einverständnis der Eltern holen MUSS, ist doch wohl selbstverständlich..

    • T
      Thomas
      @Lara:

      Hallo Lara,

      E-Mail-Adressen bei den von Ihnen genannten Diensten muss man nicht herausnehmen.

      facebook ersetzt gym-allee.de durch facebook.com. Auch myspace und twitter verwenden einen eigenen Mail-Dienst und verbergen die echte Adresse. Bei StudiVZ wird Anna keinen einzigen ihrer Freunde finden und deswegen dort auch kein Konto eröffnen (Dieser Dienst ist praktisch tod.)

      Wo auch immer Ihr Übeltäter hinläuft, er darf lange nach Anna suchen. Schulhöfe werden übrigens beaufsichtigt.

      Allgemein gilt: Die E-Mail-Adresse ist für Firmen ein Wertobjekt und wird nicht einfach an andere weitergegeben. Die Konkurrenz würde sich freuen.

  • H
    Hans

    auch die Selbstbefriedigung gehört zum Erwachsenen werden, ob das nun der Otto Katalog, die Praline oder die gewissen Seiten im Internet sind ist doch erst mal egal. Also, Mütter von Söhnen keep cool.

  • Als IServ Administrator einer niedersächsischen Schule kann ich nur den Kopf über die Mutter des armen Florian schütteln. Natürlich werden entsprechende Seiten über den schulinternen Filter gesperrt. Was unsere Schüler mit der Emailadresse zu Hause anstellen, kann und darf nicht in die Verantwortung der Schule fallen. Das bloße generieren einer Emailadresse zur Verwendung innerhalb des IServsystems als Eingangspforte in die Welt der "Schmuddelseiten" zu sehen, ist wohlfeil nach dem Motto: "Ich als Mutter bin ja völlig machtlos, wenn die böse Schule so etwas macht." Medienkompetenz kann doch nur durch den Umgang mit den Medien erlangt werden und nicht durch Verbote und/oder Restriktionen. IServ ist eine tolle Sache, vor mehr als 10 Jahren von SCHÜLERN entwickelt. Versorgt heute einige hundert Schulen in ganz Deutschland, ist bei den Eltern unserer Schule etabliert und wird intensiv genutzt.

  • T
    Torch

    Man sollte ja eigentlich hoffen dürfen, dass fast jeder Fünftklässler schon eine Weile lang seinen eigenen, privaten Mailaccount hat, den seine Eltern natürlich nicht "kontrollieren" (sondern ihm beibringen, wie man die Mails verschlüsselt, so dass auch Mama & Papa da nix lesen könne9).

     

    Wo sind wir denn? Im NSA-Gestapo-Ausbildungscamp?

    • @Torch:

      Wahre Worte, wahre Worte. Es ist eine absolute Zumutung dass die, im englischen Sprachgebrauch Helikoptereltern genannten, "Eltern" dieser Kinder sich einbilden ein Anrecht darauf zu haben alles zu erfahren was diese so treiben. Haben sie aber eben gerade ganz genau nicht. Das hat etwas mit geistiger Reife (und zwar der Eltern) zu tun, mit Respekt (und zwar vor den Kindern) und mit Verantwortungsbewusstsein (und zwar dem der Eltern) zu tun. Kinder sind, so bizarr das für diese Eltern klingen mag, doch tatsächlich Menschen. Ja, unvorstellbar, aber das sind Menschen. Kleine Menschen denen man vieles beibringen kann (und sollte), die aber eben doch ihre eigenen Gedanken haben und diese nur zu teilen brauchen, wenn sie diese auch teilen wollen. Ansonsten bitte ich hiermit stellvertretend um Zugang zu den Emailkonten (und sonstigen Konten) der Eltern um mir einen Überblickd arüber zu verschaffen ob die denn auch richtig mit ihren Daten umgehen und ob die sich nicht sogar stalken ließen.

       

      Abschließend eines dazu: Ich habe nichts Anderes erwartet von einer Gesellschaft in der Kontoauszüge in den Papierkorb der Bank geworfen werden. Das sind genau die Richtigen, die dann über Überwachung jammern, die ihre Kinder gern überwachen würden...

  • @Anamolie

     

    Die Blacklist von ProCon Latte lässt sich auch ohne Passwort bearbeiten.

  • Das Kinder/Jugendliche über ein Schul-Email kein Pornoseiten besuchen sollen, ist richtig und gut. Aber um Kinder/Jugendliche ein zu reden KEIN Pornoseiten zu besuchen und das auch zu eventuell zu kontrollieren, hilft nichts und nicht realistisch, da trotz Verboten etc. es doch gemacht wird. In mein Schulzeit (mitte 70-er) kämen wir auch an unsere Erotik-bzw Pornoheften dran (Über ältere Jungs), trotz einreden und Verboten und gut wegstecken damit Unsere Eltern die Heften nicht finden sollten. Daran hat sich auch 2013 nichts geändert und lässt sich auch nichts ändern. Das ist die Lebenswirklichkeit.

  • 7G
    738 (Profil gelöscht)

    Jetzt verrate ein richtiges Hacker-Geheimnis, das nur Nerds des Levels 8 kennen. Wirklich jedes Kind kann sich heute eine E-Mail Adresse besorgen - und ja, Pornographie ist im Internet frei zugänglich. Die meisten Kindersicherungen funktionieren auch nicht. Uiuiui, was wir jetzt bloß? Tja, bleibt wohl nur die Ochsentour, mit den Kindern reden, Regeln vereinbaren und nicht zusammenbrechen wenn die Kurzen sich nicht dran halten.

    Obwohl es doch so viel einfacher wäre, alles wieder auf die Schule zu schieben.

  • [...eine E-Mail-Adresse, die aus dem Vor-, dem Nachnahmen..]

     

    Super.

  • S
    Simon

    An den Münchener Schulen, tief im erzkonservativen Bayern, werden die Schüler auch mit Emailadressen ausgestattet. Ich habe meine nie benutzt, da ich damals ohnehin meine eigene Mailadresse hatte.

     

    Die Forderung der Eltern, die Privatkommunikation ihrer Kinder überwachen zu dürfen, ist an den Haaren herbeigezogen und nicht ansatzweise mit der Realität vereinbar: Es ist unglaublich wichtig, den Schülern rechtzeitig beizubringen, wie sie die neuen Medien nutzen damit verantwortungsvoll umgehen können - Filter und so weiter sind spätestens dann sinnlos, wenn sie nicht jugendgefährdende Seiten sperren oder sich nach einer kurzen Suche von den Kindern umgehen lassen. Nur weil die Eltern anscheinend den richtigen Umgang mit dem PC nicht beherrschen, ist das noch lange kein Grund, dieses Nicht-Wissen auf die Kinder zu übertragen. Am Ende ist es Aufgabe der Eltern, den Kindern eine angemessene Medienkompetenz beizubringen.

     

    Evtl. wäre es sinnvoll, den Schülern für die private Nutzung noch einen Alias einzurichten, der nicht den vollen Namen enthält - mehr kann ich hier nicht als Fehlverhalten seitens der Schule erkennen.

  • D
    Desillusionist

    Solche Dinge sind leider der Preis des "Fortschritts", den praktisch alle begrüßen. Freier Internetzugang (und das heißt auch zu Pornoseiten) wird von manchen bereits als Menschenrecht genannt. Wieviele Arbeitsplätze hängen inzwischen am Bereich Internet in Deutschland und weltweit? Meine Generation hat auch Pornos (damals noch auf Papier) konsumiert, gekifft, geklaut - das volle Programm des damaligen (70er Jahre) jugendlichen Unfugs durchgezogen. Irgendwann sind andere Sachen interessanter und man läßt den Quatsch einfach sein. Wir sollten der heutigen Jugend ebensoviel künftige Persönlichkeitsreife zutrauen, wie wir sie erworben haben.

  • NN
    Nicht Naiv

    Ich habe selbst Kinder in diesem Alter und so ein Artikel ist einfach naiv. Als ob das ein Problem wäre an eine anonyme Emailadresse zu kommen. Aber der ganze Jugendschutz läuft eigentlich so und damit ins leere. Wenn Kinder an entsprechende Computerspiele Pornos etc dran kommen wollen dann machen sie es auch und Eltern bekommen das nur mit, wenn es die Kinder FREIWILLIG erzählen. Man kann die Kinder von so etwas nicht fernhalten und sollte ihnen die Welt so erkären wie sie nun mal ist.

  • Die Logik der Eltern ist köstlich:

     

    "Wenn ich meinem Kind verbiete, sich in sozialen Netzwerken anzumelden, hält er sich da nicht dran. Also muss ich es verhindern, indem ich ihm verbiete, eine E-Mail-Adresse einzurichten. Daran wird es sich sicher halten. Wenn da nicht diese Schule wäre!" :_D

     

    Die Kindern solcher Eltern sind zu bemitleiden.

     

    Auch kann ich Anamolie nicht zustimmen: Medienkompetenz statt Verboten, Erklären statt noch weiter ins Dunkle schieben ist das Stichwort.

    • @Informatiker:

      Was hat kontrollierter Internetkonsum mit verpasster Medienkompetenz zu tun ?

      Kontrolle muss nicht bedeuten, dabei hinter dem Kind zu stehen.

      Sie missverstehen mich. Ich haben nichts gegen Intenet noch eigenen Account für diese Kinder, doch ich glaube, das Internet bietet Inhalte, die sich für eine nicht abgeschlossene Persönlichkeitsentwicklung schadhaft auswirken.Da ist (Gewalt)-Pornographie nur eines der Übel.

      • @lions:

        Nochmal einen Tip, der sich bei mir bewährt hat:

         

        http://www.helpster.de/kindersicherung-bei-firefox-so-koennen-sie-internetseiten-fuer-kinder-sperren_20040

         

        Sperren Sie mit Passwort alle bekannten Metasuchmaschinen, außer bsp.Ixquik, Startpage. Weiterhin enthaltene diverse Suchbegriffe und sozialen Netzwerke, die nicht erwünscht sind.

        Das ist mit etwas Arbeit und Überlegung verbunden, aber diese Zeit sollte man sich einfach nehmen. Eine Umgehung sollte auffallen, wenn man sich damit befasst.

        Ein offener Browser ist für Kinder Dynamit.

        • D
          Desillusionist
          @lions:

          Sie sollten sich bei der NSA bewerben. Aber die hat Ihre Beiträge zu diesem Thema wahrscheinlich schon (mit-) gelesen und wird Sie sicher bald mit einem Jobangebot kontaktieren. Fort Meade in Maryland - Neuengland, die Gegend ist schön (Indian Summer).

          • @Desillusionist:

            Jawohl, machen Sie sich frei und lassen Sie alle Kids sehen, was Ihnen wahrscheinlich in ihrer Kindheit erpart geblieben ist, wie Hinrichtungen oder wie ein Kind gefickt wird. Das ist doch die Freiheit,die Sie meinen, oder ?

            Haben Sie Kinder ?

            • D
              Desillusionist
              @lions:

              Ja, ich habe Kinder. Und nein, die Freiheit, die ich meine, besteht nicht im Konsum der von Ihnen genannten Beispiele. Aber jede Generation muss und wird selbst entdecken und entwickeln, welche Freiheiten sie haben will und welche nicht. Dabei können Erwachsene wenig mehr tun, als in ihrem Verhalten glaubwürdige Vorbilder zu sein. Glaubwürdig ist es ganz sicher nicht, sich über Internet-Zensur und -überwachung aufzuregen und diese dann selbst zu praktizieren. Entweder-oder! Heranwachsende haben ein sensibles Gespür für die völlig selbstverständliche Unehrlichkeit der Erwachsenen.

               

              Wenn Sie wirklich glauben, den Jugendlichen von heute vorschreiben oder technisch einschränken zu können, was sie im Internet sehen können, dann - so leid es mir tut - sind Sie mit Ihren guten Absichten ziemlich schief gewickelt und haben gute Chancen, sich in der Wahrnehmung der Jugendlichen lächerlich zu machen. Jede (Blockier-) Software hat Lücken, die aufzudecken die ganze Welt beschäftigt ist. Während Sie noch glauben, Ihre Kinder mit vielleicht sogar teuer bezahlter Software beschützen zu können, suchen diese wahrscheinlich schon in Suchmaschinen nach Umgehungsnöglichkeiten dafür. Und Sie können sicher sein, daß sie dabei fündig werden. Es wäre auch ein schlechtes Zeichen, wenn nicht! Die Jugend soll ihre Eltern nicht auf's Kreuz legen können? - Ach, was wäre das für eine traurige Jugend! Sie können einfach den Computer rausschmeissen, dann sind Sie auf der sicheren Seite soweit es um Ihre 4 Wände geht. Das war's dann aber auch.

              • @Desillusionist:

                anamolie

                vor 0 Minuten

                 

                Ja, Sie mögen da mit all diesen Umgehungszenarien recht behalten, und darüber bin ich mir durchaus bewußt, doch verschoben wird die Offenbarung des Internetuniversums aus meiner Sicht in ein unbestimmt höheres Alter des Kindes, in dem traumatisierende Inhalte schon eher verkraftet werden.

                Sie strafen alle Erziehungswissenschaftler Lügen, die Altersbegrenzung für Filme und Litertur befürworten, um ein "Einbrennen" ins Unbewußtsein des Kindes zu vermeiden, denn diese unbewußt augenommenen Bilder und Texte empfindet ein Mensch sein Leben lang als Normalität. Kinder besitzen noch kein Vernunft, denn dies ist erst die Eigenschaft der voll entwickelten Persönlichkeit.

                 

                Wenn Sie die Glaubwürdigkeit des Kindes nicht verloren haben, wird es sicher bemerken, das man die Einschränkung am PC auch für sich selbst gelten lässt. Insofern kann von einer aktiven Überwachung garnicht die Rede sein.

                Sie dokumentieren damit auch ihre eigenen Werte und glauben Sie mir, diese Werte werden modifiziert früher oder später die Werte Ihrer Kinder sein.

  • L
    Lara

    Eine E-Mail Adresse für Kinder ab 10 Jahren einzurichten, die den vollen Namen und Schulstandort enthält birgt sicherlich Gefahren und müsste unbedingt überdacht werden. Ich denke dass Medienkompetenz-Vermittlung hier beginnt. Das es immer Kinder geben wird, die sich nicht daran halten, was die Schule Ihnen rät ist bekannt, darum müssen die Eltern unbedingt die Möglichkeit haben, selber zu entscheiden, ob sie ihr Kind für verantwortungsbewusst genug halten, über eine eigene passwortgeschützte Mailadresse zu verfügen.

  • Der unkontrollierte Zugriff eines 12-jährigen auf das Internet ist das Problem. Ein eigener Account ist nur noch Makulatur. Ich gehe davon aus, die Schule kontrolliert die Web-Sitzungen ordentlich. Wenn es die Eltern nicht schaffen, liegt das eigentliche Problem auf der Hand.

    • D
      Desillusionist
      @lions:

      "(...) Der unkontrollierte Zugriff eines 12-jährigen auf das Internet ist das Problem. (...)" Der unkontrollierte Zugriff der Jugend der 70er auf Hasch, Bier, Schnaps und gedruckte Pornos wurde damals auch als Problem gesehen. Was aber Niemanden davon abgehalten hat - wir waren schon damals schlauer als unsere Eltern, es war Ehrensache und -pflicht sie auszutricksen! Trotzdem sind die damaligen Jugendlichen die Erwerbstätigen und Eltern von heute. Die Jugend der 40er hat übrigens in den Trümmerhaufen Deutschlands mit Blindgängern und Kriegswaffen gespielt - und nach Schilderungen Riesen-Spaß dabei gehabt. Dagegen waren alle nachfolgenden Gefährdungen der jungen Generationen ein Witz. Wer glaubt die Jugend kontrollieren zu können, hat seine eigene Jugend vergessen oder keine gehabt.

  • P
    Progressiver

    Also wenn ein zwölfjähriges Kind sich von zu Hause aus unbemerkt auf einem Porno-Portal anmelden kann, dann kann es sich auch unbemerkt eine E-Mail-Adresse einrichten, von der die Eltern nichts wissen. Es gibt schließlich genug Freemail-Anbieter. Wenn sich das zwölfjährige Kind auf einem Porno-Portal anmeldet, ist in der Erziehung etwas ganz anderes schief gelaufen als dass das Kind nun eine E-Mail-Adresse besitzt.

    Wenn in dem Alter meine Eltern Zugriff auf meinen (offiziellen) E-Mail-Account gehabt hätten, hätte ich mir ganz schnell heimlich einen weiteren Account (ggf. bei einem anderen Abieter) eingerichtet, bei dem das nicht der Fall ist (und das, wo ich mich nicht einmal auf entsprechenden Portalen anmelden wollte). Heutzutage sollte es so gut wie jeder Zwölfjährige hinbekommen, sich eine kostenlose E-Mail-Adresse mit eigenem Passwort zu besorgen.

    Die hier vorgebrachte Kritik an der Schul-E-Mail-Adresse ist schlichtweg lächerlich. Es ist im Gegenteil fortschrittlich, wenn Schüler an der Schule ihre eigene E-Mail-Adresse bekommen. Klar gibt es irgendwelche Hinterwäldler und Internet-Ausdrucker, die das unbedingt verteufeln möchten. Aber dass die taz da mit aufspringt, ist enttäuschend.

  • Nachnahmen... oder Ausnamen? Abnahmen, Einnamen, Hinnahmen, Rufnamen, Beinahmen, Heimnamen, ich weiss nicht, was es ist... ich will RAUS!

  • M
    martin

    Ich sehe das Problem nicht. Die Kinder können doch auch jederzeit sog. Einweg-Email Adressen verwenden. Wie das geht, wussten wir in dem Alter auch schon.. Die Eltern sollten einfach die Internetkompetenz der Kinder stärken. Und wenn sie dazu nicht in der Lage sind, muss erst die der Eltern gestärkt werden!

  • I
    ig

    Wie witzig, dass der Junge sich auf einem Pornoportal angemeldet hat. Immerhin gibt es sehr viele Seiten, die Pornos umsonst anbieten. Das sollte man vielleicht auch erzählen :)