US-Militär lässt in Deuschland forschen: Sprengstoff, Panzerglas und Munition
Über 10 Millionen Euro steckten die USA in den letzten Jahren in Grundlagenforschung an deutschen Unis. Auch Hochschulen mit Zivilklausel sind unter den Empfängern.
MÜNCHEN dpa | 22 deutsche Hochschulen und Forschungsinstitute haben in den vergangenen Jahren nach Medienberichten Förderung in Höhe von mehr als 10 Millionen Dollar aus dem Haushalt des US-Verteidigungsministeriums erhalten. Die Einrichtungen bestätigten entsprechende Recherchen des Norddeutschen Rundfunks (NDR) und der Süddeutschen Zeitung, wie das Blatt schreibt. Bei den Projekten handele es sich sowohl um Grundlagen- als auch um Rüstungsforschung, zum Beispiel an Sprengstoffen.
Gelder des US-Militärs seien dabei auch an Universitäten geflossen, die sich durch eine Zivilklausel zur friedlichen Forschung verpflichtet haben. So habe die Ludwig-Maximilians-Universität in München vom US-Verteidigungsministerium 2012 mehr als 470.000 Dollar erhalten, um militärische Sprengstoffe zu verbessern.
Die Fraunhofer-Gesellschaft forschte dem Bericht zufolge für die US-Armee an Panzerglas und an Sprengköpfen, die Universität Marburg an Orientierungssystemen für Drohnen und „präzisionsgelenkte Munition“. Seit dem Jahr 2000 waren laut Süddeutsche Zeitung mindestens 18 deutsche Hochschulen an Forschungsprojekten beteiligt, die das Pentagon bezuschusst hat. Die Verträge fänden sich in einer öffentlichen US-Datenbank und hätten ein Gesamtvolumen von mehr als 9,4 Millionen Dollar.
Ein Max-Planck-Institut, die Fraunhofer-Gesellschaft, das Alfred-Wegener-Institut und ein Leibniz-Institut erhielten Mittel des US-Verteidigungsministeriums in Höhe von zusammen 1,1 Millionen Dollar.
Leser*innenkommentare
Blechstein
Gast
Fehlt noch die Forschung für McDonalds - Werbung für die Uni: "Wir optimieren Hamburger!"
Hady Khalil
Gruß von …Alzheimer
Das an deutschen Universitäten und Forschungsinstituten auch militärische Forschung betrieben wird, wundert das jemanden. Höchstens, das es mal in der Zeitung steht. Und morgen haben wir wieder Alzheimer. In den 80ern wurde das heiß diskutiert, ob private Forschung, privat Finanzierte Forschung erlaubt sein soll, während vollendete Tatsachen geschaffen wurden. Welche Gefahren damit verbunden waren und sindzB. Kontrollverlust, war bekannt, wurde aber, wie üblich, wenn es um die Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen ging heruntergespielt und jetzt nach 35 Jahren, stellen wir uns alle ganz dumm, keiner hat was geahnt, oder gewusst und verantwortlich…blablabla
nok
Gast
Die "[...] Ludwig-Maximilians-Universität in München" hat "vom US-Verteidigungsministerium 2012 mehr als 470.000 Dollar erhalten, um militärische Sprengstoffe zu verbessern." Und dies trotz "Zivilklausel zur friedlichen Forschung". Was äußern denn namhafte Vertreter dieser Einrichtung zu diesen Aussagen? Könnten da jetzt nicht Verträge rückabgewickelt , Entschuldigungen geäußert und personelle Konsequenzen gezogen werden? Ich würde mir das wünschen.
KarlM
Wieder ein von keiner Fachkenntnis getrübter Held der Naturwissenschaften und Reflexbetroffener, nehme ich an?
Es geht bei den Energetic Materials um handhabungs- und umweltsichere Materialien für Spreng und Zündmittel;mehr nicht.
Der Energiegehalt sprengkräftiger Verbindungenist aus thermodynamischen Gründen begrenzt. Eine beachtliche Leistungssteigerung nicht zu erwarten, schon aktuelle Höchstleistungssprengstoffe wie CL-20 sind bis zur Unbrauchbarkeit strukturell instabil.
Wer ernsthaft erwartet das sich Forschung auftrennen läßt, der ist ein Fall für den Facharzt oder hat keinen Schimmer von naturwissenschaftlicher Arbeit.
Glück auf!
Karl
Irma Kreiten
@nok Die Zivilklauseln haben ihre Berechtigung und sind vor allem deshalb wichtig, weil sie überhaupt die Frage nach den ethischen Grenzen von Forschung aufstellen und eine Diskussionsgrundlage für Kritik an militärischer Forschung darstellen. Das praktische Potential, militärdienstliche Forschung zu verhindern, haben sie dagegen bisher in keinster Weise. Vielmehr werden sie von Universitätsleitungen ofenbar sogar als Deckmantel und moralisches Feigenblatt instrumentalisiert. An der Universität Tübingen ist die Militärforschung seit Einführung der Zivilklausel sogar noch drastisch verstärkt worden. Es fehlen die Kontroll- und Sanktionsmechanismen wie auch der politische Wille so mancher Universitäts-Leitung.
KarlM
"Zivilklauseln" sind lediglich Augenwischerei Törichter, oder eben von Menschen gefordert welche den naturwissenschaftlichen Hintergrund, wie beim Kollegen Klapötke, nicht begreifen können oder wollen.
Warum soll ich mir von irgendwelchen Unqualifizierten vorschreiben lassen was ich als Naturwissenschaftler forsche und nicht?
Es gibt praktisch keine naturwissenschaftliche Arbeit die sich nicht militärisch verwerten ließe!
Also was soll das Theater?
Glück auf!
Karl
Profit vs. Menschenleben
Gast
Der technisch-wissenschaftliche Massenmord ist ein Meister aus Deutschland!
So von 1933-1945;
in Westdeutschland: 1949-1990; in Großdeutschland:
seit 3. Oktober 1990-2013.
KarlM
Beachtlich was für ein Stuss hier wieder verbreitet wird.
Was der Herr Klapötke da forscht dreht sichum besonders sichere und in der Umwelt leicht abzubauende Sprensgtoffe, "leicht" in Vergelich zu den bisher üblichen Nitroaromaten und Nitraminen! Mit letzteren ist nämlich eine reichliche Meneg Boden und Grundwasser in der BRD ausreichend kontaminiert, es muss nicht noch mehr hinzukommen!
Es geht primär um Abbaubarkeit und verminderte Umweltpersistenz neuer Sprengstoffe auf Basis von Azido-Wurzitangerüsten u.ä. Verbindungen.
Mit Hexogen (RDX) ist da nichts zu machen, d.h. es kann nicht "gesünder" gemacht werden (s. dazu auch Pfeiffer, F., Haas, R. (2013): Hexogen.-- Stoffdatenblatt Hexogen, Umweltbundesamt; pp. 1-17.)
Und zudem stellen die Nitramine, wie RDX und HMX, in Deutschland einen erhblichen Anteil der Umweltbelastungen auf mil. Altlasten und genutzen Liegenschaften dar.
Glück auf!
Karl
Gastname
Gast
@KarlM Tja - nun habe ich das Problem, einen miesen Artikel bezahlen zu können aber nicht den ungleich informativeren KOmmentar.
Julius
Gast
Ich persöhnlich finde, dass ist mit der Freiheit der Forschung gedeckt. Wenn man dagegen protestieren möchte, sollte man das gegenüber den Mitgliedern der Parlamente tun. Dies sind die Menschen, die über militärische Einsätze entscheiden. Die Soldaten führen es nur aus. Und wenn die schon irgendwo hingeschickt werden, sollen sie zumindestens die beste Ausrüstung erhalten.
Irma Kreiten
@Julius Die Freiheit der Forschung hat sich nach dem Grundgesetz zu richten. Wenn die eigene Regierung systematisch die Bestimmungen des Grundgesetzes unterläuft, heißt das nicht, daß die Universitäten dem Folge leisten sollten. Militärrelevante Forschung hat an öffentlich finanzierten Universitäten nichts zu suchen,denn sie unterlaufen die Freiheit der Forschung. Rüstungskonzerne sollen ihre Produktentwicklung gefälligst selbst finanzieren.
Peter Haller
Gast
@RAINER WINTERS
Wollen wir wetten, dass die das niemals machen werden !
Das könnte evtl. der Karriere schaden.
Irma Kreiten
@Peter Haller Die Studenten sind die, die noch am ehesten protestieren. Das Problem liegt bei den Wissenschaftlern in führenden Positionen begraben, die militärrelevante Forschung mittragen und mitentscheiden und entweder nicht genügend Zivilcourage aufbringen, um vernehmbar zu protestieren, oder gar opportunistisch die Hand aufhalten und neben dem damit verbundenen Geldsegen auch dankbar sind für ein Stückchen mehr Aufmerksamkeit und Lob von Regierung und Militär.
Gastname
Gast
Sehr gut, das spart 10 Millionen an Steuergeldern.
Rainer Winters
Gast
Liebe Studierende, schreibt eine Protestnote an Eure Hochschulverwaltung. Bald.
vic
Ja was soll man sagen?
Scheiß Militär!