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Kommentar WelthandelsabkommenAlles andere als ein Durchbruch

Andreas Behn
Kommentar von Andreas Behn

Das hochgelobte Bali-Paket ist schön für den Norden. Es zeigt aber: Freihandel und Hungerbekämpfung sind nicht miteinander vereinbar.

Ernäherungssicherheit: der große Verlierer von Bali. Bild: ap

D ie WTO lebt wieder. Doch nur auf Sparflamme. Das allseits bejubelte Bali-Paket umfasst höchstens 5 Prozent der Einsparungen, die die 2001 in Doha gestartete Verhandlungsrunde dem Welthandel bescheren sollte. Gern wird sie auch „Entwicklungsrunde“ genannt, ohne jede Ironie.

Das erste multilaterale Abkommen seit bald 20 Jahren ist Freihandel ohne jede Neuigkeit: Den ärmsten Ländern wurde unverbindlich mehr Entwicklungshilfe versprochen. Die von Schwellenländern geforderte Abschaffung der Agrarexportsubventionen im Norden wurde wieder nicht beschlossen.

Doch die Befreiung des grenzüberschreitenden Handels von bürokratischen Hemmnissen, die vor allem Industrie- und Exportländer interessieren, wurde verbindlich festgezurrt. Schön für den Norden. Für den Süden nicht unbedingt von Nachteil, aber alles andere als ein Durchbruch.

Der große Verlierer von Bali ist die Ernährungssicherheit. Viele Entwicklungsländer der Gruppe G 33 haben das Thema auf die Tagesordnung gesetzt, öffentlich verteidigt hat es vor allem Indien. Fast wäre die Konferenz daran gescheitert. Doch Indien lenkte ein, als es für sich und nur für sich eine zeitliche Ausnahmeregelung ausgehandelt hatte.

Neu-Delhi verstößt mit seinem neuen Antihungerprogramm gegen WTO-Regeln, weil es zur Bildung von Nahrungsmittelreserven vor allem Reis zu staatlich festgesetzten Preisen kauft und verkauft. Das darf die Regierung, innenpolitisch stark unter Druck, nun weiterhin tun.

Doch anderen Ländern, die noch kein solches Programm begonnen haben, bleibt dieser Weg in Zukunft versperrt. Auch verbietet die WTO Indien, seine Nahrungsmittelhilfe auf andere Produkte auszuweiten. Gar nicht zu reden von den strengen Kontrollen, mit denen die Handelshüter sicherstellen werden, dass Indien seine subventionierten Güter nicht auf anderen Märkten billig anbietet. Dass die Industriestaaten lange Zeit mit Exportsubventionen genau dies getan haben, stört die Freihandelslogik nicht.

Ernährungssicherheit ist also mit der WTO nicht zu vereinbaren. Die Staatseinkäufe zu sicheren Preisen wären eine wichtige Stütze für Kleinbauern, die bis heute weltweit rund 70 Prozent aller Lebensmittel herstellen. Genau dies zu verbieten zeigt, dass Freihandel und Hungerbekämpfung nicht vereinbar sind.

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Andreas Behn
Auslandskorrespondent Südamerika
Journalist und Soziologe, lebt seit neun Jahren in Rio de Janeiro und berichtet für Zeitungen, Agenturen und Radios aus der Region. Arbeitsschwerpunkt sind interkulturelle Medienprojekte wie der Nachrichtenpool Lateinamerika (Mexiko/Berlin) und Pulsar, die Presseagentur des Weltverbands Freier Radios (Amarc) in Lateinamerika.
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6 Kommentare

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  • D
    D.J.

    Ich bin zugegebenermaßen verwirrt. Oben steht, die Abschaffung der Agrarexportsubventionen (z.B. die berühmten Billighähnchenteile) wurde nicht beschlossen, weiter unten ist von ihnen in der Vergangenheit die Rede. Was denn nun? Aus anderen Medien ziehe ich die Vermutung, deren almmähliche Abschaffung wurde beschlossen. Vielleicht kann mir jemand weiterhelfen?

  • Ich bin heillos entsetzt.

  • Aua und deprimierend...

    Hat die WTO sich so selber überflüssig gemacht?

    Oder ist es ein `Weg zum Guten´?

     

    die neoliberale- historische Ideologie, mit ihren (religiösen) Axiomen unbegrenzten ökonomischen Wachstums - deren Industrien..

    schafft sich selber ab:

    Denn die `kleingehaltenen´ Staaten der Dritten Welt werden ihren Diener und SklavenStatus werden ihren eigenen Weg finden!

    ----------

    FAZIT: es wird nicht langweilig in unserer begrenzten Welt!

  • Aua und deprimierend...

    Hat die WTO sich so selber überflüssig gemacht?

    Oder ist es ein `Weg zum Guten´?

     

    die neoliberale- historische Ideologie, mit ihren (religiösen) Axiomen unbegrenzten ökonomischen Wachstums - deren Industrien..

    schafft sich selber ab:

    Denn die `kleingehaltenen´ Staaten der Dritten Welt werden ihren Diener und SklavenStatus werden ihren eigenen Weg finden!

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    FAZIT: es wird nicht langweilig in unserer begrenzten Welt!

  • P
    Philipp

    Warum sollten für die Ernährungssicherheit staatlich festgelegte Preise notwendig sein? In Deutschland ist die Bundesreserve Getreide mit Ihren Weizen-, Hafer- und Roggenvorräten für die Ernährungssicherheit zuständig. Ernährungssicherheit funktioniert also wohl auch, wenn zu Marktpreisen gekauft wird.

     

    Philipp

  • W
    weltbürger

    still und heimlich ist der big-brother-imperialist dabei, sich den rest der welt untertan zu machen - hier entsteht der nächste pakt:

     

    http://www.taz.de/Freier-Handel-am-Pazifik/!128985/

     

    und dann komt der finale todesstoss für die weltweite demokratie:

     

    http://www.monde-diplomatique.de/pm/2013/11/08/a0003.text

     

    marx und engels haben das schon vor gut 160 jahren erkannt, und niemand hat sich gewehrt, denn schnitzel, bier und glotze haben ihre funktion erfüllt: schlafmichel ist satt, ruhig und paralysiert

     

    nur wehe, wenn die menschen irgendwann mal kollektiv aufwachen ... die passen gar nicht alle in die vorbereiteten fema-camps