Portrait: Fin Bartels: Der Aufgeblühte
Fin Bartels war St. Paulis man of the match in Aue. Seine Vertragsverlängerung dürfte nur noch Formsache sein.
E s war sein Spiel. Schon nach acht Minuten nahm Fin Bartels einen Steilpass von Christopher Buchtmann geschickt an und setzte das so eroberte Leder mit einem Kunstschuss aus recht spitzem Winkel genau in den Torwinkel zur Hamburger Führung in Aue. Siebzehn Minuten später nahm der nur 1,76 Meter große Mittelfeldrenner erneut einen Steilpass auf, schob ihn mit Übersicht zum mitgelaufenen Michael Gregoritsch, der so perfekt bedient kein Problem mehr hatte, das zweite Tor für den FC St. Pauli zu markieren.
Bei so viel Effizienz vor dem gegnerischen Kasten, sah es Bartels sich selbst sogar nach, dass er wenige Minuten vor Spielschluss ein drittes Tor verpasste, als er freistehend den Auer Torhüter Martin Männel zu einer Glanzparade zwang. Es reichte ja auch so: 2:0-Auswärtssieg, vierter Tabellenplatz direkt hinter der Aufstiegszone und gute Argumente gesammelt, um in der Winterpause das begehrte Dokument vom Sportchef Rachid Azzouzi in die Hand gedrückt zu bekommen: Die Verlängerung seines im Sommer auslaufenden Arbeitsvertrages beim FC St. Pauli.
Als der gebürtige Kieler nach dreijährigem Engagement in Rostock 2010 am Millerntor anheuerte, kam er zu dem damaligen Erstliga-Aufsteiger, um zu bleiben. Er stieg mit den Hamburgern aus der Bundesliga ab und spielte 2011/2012 seine bislang stärkste Saison, als er an der Seite des inzwischen zum Nationalspieler avancierten Max Kruse die gegnerischen Abwehrreihen schwindelig spielte. Doch nach Kruses Abgang stagnierte die Leistung des wieselflinken Außenläufers. Zu oft verlor er bei seinen Dribblings den Ball, zu selten nutzte er selbst beste Torchancen.
Erst in dieser Saison hatte es Bartels, mit 26 im besten Fußballalter, wieder zum Leistungsträger geschafft und seit er unter Neutrainer Roland Vrabec als zweite, hängende Spitze noch weiter vorn eingesetzt wird, blüht Bartels richtig auf. Hier kann er vor allem bei Kontern seine Schnelligkeit noch besser ausspielen als im Mittelfeld. So scheint die Vertragsverlängerung nur noch Formsache, da Bartels auch nicht müde wird zu betonen, er fühle sich „pudelwohl“ in Hamburg.
Nach der radikalen Verjüngung der Mannschaft gehört er inzwischen zu den wenigen noch im Verein aktiven Spielern, die mit dem FC St. Pauli noch in der Bundesliga gespielt haben. Und da will Bartels irgendwann auch wieder hin.
Sollte er weiter so Tore schießen und Vorlagen geben wie am Freitag in Aue, könnte es schneller gehen als erwartet. Nach drei Siegen in den vier Spielen unter Vrabec, zu denen Bartels zwei Treffer beitrug, klopft der FC St. Pauli schon zaghaft an die Tür, die ins Fußball-Oberhaus führt. MARCO CARINI
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