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Blockaden gegen BraunkohleabbauRWE kriminalisiert Proteste

KlimaaktivistInnen sollen sich verpflichten, Blockaden von Kohlezügen zu unterlassen. Ein breites Bündnis fordert ein Ende des Braunkohleabbaus von RWE.

Ungestörte Betriebsabläufe: RWE verlangt Unterlassung von Blockaden. Bild: reuters

BERLIN taz | Rund 50 Anti-Kohle-AktivistInnen haben in den vergangenen Wochen Post von RWE erhalten: Im Sommer hatten sie einen Kohletransport des Energiekonzerns blockiert. Nun sollen sie sich gegenüber RWE verpflichten, in Zukunft nicht mehr an derartigen Aktionen teilzunehmen. Andernfalls drohen ihnen hohe Geldstrafen.

Als Reaktion darauf hat sich nun ein breites Bündnis formiert, das RWE dazu auffordert, die Braunkohle im Boden zu lassen und den Anti-Kohle-Protest nicht weiter zu kriminalisieren.

Im August dieses Jahres hatten rund 200 AktivistInnen während des Klimacamps und des Reclaim the Fields Camps an einer Blockade der Hambachbahn im Rheinischen Braunkohlerevier teilgenommen. Auf der rund 20 Kilometer langen Zugstrecke, die den Braunkohletagebau Hambach mit umliegenden RWE-Kraftwerken verbindet, wird ausschließlich Kohle transportiert.

Die Kampagne „Braunkohle unten lassen statt Proteste unterlassen“ ruft nun UnterstützerInnen dazu auf, Unterlassungsverpflichtungserklärungen an RWE zu verschicken: „RWE muss sich dazu verpflichten, die Schädigung von Weltklima, Ökosystemen und menschlichen Lebensgrundlagen zu unterlassen“, sagt Christine Langkamp, die zu den InitiatorInnen der Kampagne gehört. Mehr als 1.300 Menschen haben sich bereits an der Online-Aktion beteiligt.

Ziviler Widerstand notwendig

Attac, Urgewald, ausgeCO2hlt, der Bund deutscher PfadfinderInnen, die Grüne Jugend und der Dachverband kritischer Aktionärinnen und Aktionäre gehören neben vielen weiteren Gruppen dem Bündnis an. Auch prominente Personen aus Politik und Wissenschaft, wie Niko Paech von der Universität Oldenburg, unterstützen die Kampagne: „Der bekannte Ausspruch ’Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht‘ war selten so zutreffend wie hier“, so der Ökonom.

Aus Sicht des Kampagnenbündnisses stellt auch ziviler Widerstand eine legitime und notwendige Form des Protests dar: „Vor dem Hintergrund des drohenden energiepolitischen Rollbacks der GroKo formiert sich das Umweltlager“, erklärt Paul Benjamin, der ebenfalls zu den Initiatoren gehört.

Mit der Blockade der Hambachbahn hatten die AktivistInnen gegen das Eigentumsrecht von RWE verstoßen. Sie sollen nun gegenüber dem Konzern erklären, künftig „zu unterlassen, die Betriebsanlagen der RWE Power AG in ihrem Betrieb zu stören“.

Die meisten Betroffenen haben die Vorlage nach Auskunft der Kampagne in abgeänderter Form unterschrieben. Darin erklären sie zwar, künftig nicht mehr an Blockaden der Kohlebahnen im Rheinland teilzunehmen, sie verpflichten sich aber nicht generell, von Aktionen abzusehen, die die betrieblichen Abläufe in dem Energiekonzern stören.

Auch die 600 bis 800 Euro pro Kopf, die das Anwaltsbüro Redeker Sellner Dahs in Bonn für das Versenden der Schreiben in Rechnung stellt, wollen die Blockierer nicht zahlen.

Ob RWE dagegen weitere rechtliche Schritte einleitet, ist noch unklar. Sollten sich die AktivistInnen trotzdem wieder auf die Gleise setzen, müssen sie pro Person bis zu 50.000 Euro Strafe an RWE zahlen. Ob ein Streitwert in dieser Höhe angemessen ist, müssten im Zweifelsfall die Gerichte entscheiden, so Holger Isabelle Jänicke vom Rechtshilfebüro Hamburg.

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7 Kommentare

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  • Formalrechtlich ist es so, dass die Kohlenbahnen offiziell konzessionierte Eisenbahnbetriebe sind, die der Eisenbahngestzgebung unterstehen.

    Analog zu den Blockadeaktionen gegen die Castortrasporte handelt es sich daher auch hier um schwere Eingriffe in den Schienenverkehr, die mit entsprechenden Rechtsfolgen bewehrt sind.

    Zusätzlich zu den Castorblockaden kommt aber hier eine weitere Komponente hinzu; wird RWE durch blockierte Kohelzüge und daraus folgendem Brennstoffmangel gezwungen, ein Kraftwerk vorrübergehend herunterzufahren, dann können die daraus folgenden Einnahmeausfälle bei den Stromverkäufen aus eben diesem Kraftwerk den Blockierern in Rechnung gestellt werden (Verursacherprinzip).

    Da können pro Mann/Frau mal ganz schnell gerichtliche Klagen von RWE auf 6-stellige Schadenersatzforderungen kommen.

    Und ich denke, wenn RWE jetzt eh ab und zu Kraftwerke drosseln muss, weil der Strommarkt für weitere Kilowattstunden "dicht" ist, dann kommt denen eine Blockierertruppe als willkommene "Schuldige" zum Abkassieren alles andere als ungelegen.

    Und soweit geht die Solidarität in der Ökoprotestbewegung meineswissens nicht, dass da "Zusammenhalt" angesagt wäre, wenn jetzt ein Blockierer mit seinen Rentenersparnissen, seinem Häuschen oder sonst irgendwas für so eine Blockadeaktion an RWE "blechen" darf.

  • DL
    Die letzten grotesken Zuckungen eines Monsters

    Es wird nicht mehr lange dauern, bis totalitäre Monster wie das RWE an sich selbst ersticken. Die Stromversorgung ändert sich so rastant und umfassend, dass weder solche undemokratischen Erpressungen, noch Groko-Manipulationen des Marktes helfen werden.

  • S
    Staublungi

    Ich empfehle den Aktivisten, sich ein anderes Protestsujet zu suchen. Die Braunkohle nieder zu machen ist nicht gerade en vogue und wird es nie werden. Die Kohle wird in den kommenden ~30 Jahren ohne Abstriche weiter verstromt werden, um dann von den Erneuerbaren verdrängt zu werden.

     

    6 Gründe gibt es:

    - Braunkohle ist noch einige Jahre lang die günstigste Energieform

    - Braunkohle muss nicht importiert werden

    - Braunkohle ist grundlastfähig

    - Wenn Braunkohlekraftwerke explodieren, dann strahlts nicht, sondern es staubt einen Tag lang

    - Tagebaue lassen sich innerhalb kurzer Zeit rekultivieren

    - die Transformation Braunkohle -> Erneuerbare über 3-4 Jahrzehnte funktioniert und macht Sinn

     

    Diese Punkte kann man sehr leicht kommunizieren und da sie nachvollziehbar sind für den "gesunden Menschenverstand" wird die Stimmung keinesfalls kippen.

     

    Eher wird es Verständnis für ein hartes Vorgehen gegen Anti-Braunkohleaktivisten geben als ein Ende der Verstromung.

     

    Auf gut deutsch: Ihr verschwendet eure Zeit.

    • @Staublungi:

      Sie wissen sicherlich auch, dass Braunkohle die schmutzigste und umweltunverträglichste aller Kohlearten ist - Staublungi, nomen est omen, nicht nur...

  • SB
    Sonnenhaus Bayern

    Ein sehr interessanter Beitrag. Nur fehlt der Link zur Online-Aktion, an der sicher viele der Leser teilnehmen würden. Bitte nachlegen. danke

    • N
      #NichtWir
      @Sonnenhaus Bayern:

      Für alle die vergeblich den Link suchen:

       

      www.nicht-wir.de

  • DH
    der Holländische Nachbar

    Dieses Artikel zeigt mal wieder wie krank das Deutsche Abmahn-System ist.