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Google und Werbeblocker „Adblock Plus“25 Millionen für die Freischaltung?

Mit „Adblock Plus“ lässt sich Werbung auf Websites abschalten. Nun heißt es, Google habe 25 Millionen Dollar gezahlt, um die Blockade zu umgehen.

So schön ist ein Netz ohne Werbung. Bild: dpa

BERLIN taz | Wer im Netz keine Werbung sehen will, braucht das heutzutage auch nicht. Für alle Browser gibt es inzwischen Adblocker, Zusatzprogramme, die automatisch Werbung bei einer Website erkennen und wegfiltern. Und der beliebteste Adblocker weltweit ist „Adblock Plus“, das allein für Firefox inzwischen fast 20 Millionen Nutzer hat.

Die Programme sind umstritten, denn viele Websites sind für die Nutzer kostenfrei und verdienen ihr Geld damit, dass Werbung geschaltet wird. Im Jahr 2011 führte Adblock Plus eine Funktion ein, die es Firmen erlaubt, ihre Werbung dennoch anzuzeigen: sogenannte „akzeptable Werbung”. Der Darstellung von Adblock Plus zufolge wird nur unaufdringliche Werbung freigeschaltet, also keine Popups, keine blinkenden Banner und so weiter.

Von großen Firmen lässt sich Adblock Plus dafür bezahlen. Eine „technische Aufwandsentschädigung“, heißt es von Seiten der Firma. Doch Websitebetreiber nennen es eher „Wegelagerei“. Ihre Argumentation: Die Werbung, die wieder freigeschaltet wird, wurde zuvor vom Adblocker geklaut.

Alternativprojekte

Nach der Einführung von „akzeptabler Werbung“ waren viele Nutzer verärgert. Es entstanden Abspaltungen von Adblock Plus: Die Alternativprojekte Adblock Lite und Adblock Edge. Sie funktionieren laut Entwickler genau so wie Adblock Plus, nur ohne „akzeptable Werbung“.

Auch bei Adblock Plus kann „akzeptable Werbung“ ausgeschaltet werden. Standardmäßig ist sie aber eingeschaltet.

Doch wie hoch ist der Aufwand? Und wie hoch die Entschädigung? Das Unternehmen, dem Adblock Plus gehört, sagt über sich selbst, es arbeite kostendeckend und habe etwa 20 Angestellte. Bekannt ist seit vergangenem Jahr auch, dass der deutsche Webhoster 1 & 1 aber auch Google Geld für die Aufnahme auf die „weiße Liste“ zahlen. Dafür gibt es einen wichtigen Anreiz: Einer Schätzung zufolge hat Google 2012 durch Adblocker rund 887 Millionen Dollar an Umsatz verloren.

Das Technik-Onlinemagazin Mobilegeeks berichtet nun mit Verweis auf eine anonyme Quelle, dass Google 25 Millionen Dollar gezahlt haben soll, um Werbung aus dem Konzern freischalten zu lassen. Zudem heißt es, Amazon und Ebay hätten ebenfalls einstellige Millionenbeträge hingelegt. Insgesamt hätten die Macher von Adblock Plus 30 Millionen Dollar eingenommen.

Ein Sprecher von Google wollte die Zahl nicht kommentieren, ebenso ein Sprecher von Adblock Plus. Aus dem Umfeld von Adblock Plus hieß es, die Zahlen stimmen nicht. Ob die tatsächlichen Zahlen höher oder niedriger liegen, wollte man aber auch nicht preisgeben. Doch Sascha Pallenberg von Mobilegeeks bleibt bei der Darstellung seines Berichts. „Wir haben keine Zweifel daran, dass die Information stimmt“, sagte Pallenberg der taz. „Unsere Quelle ist ganz nah dran an den Besitzern von Adblock Plus.“

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14 Kommentare

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  • 30 Millionen — das reicht, um 20 Leute 10 Jahre lang zu finanzieren. Eher 5 Jahre, wenn die Beschäftigten ihren Anteil einfordern. Es könnte etwas mehr als ein Jahr lang die Taz finanzieren. Und ist damit ehrlich gesagt nicht allzu viel Geld für ein Programm, das 20 Millionen Leute nutzen.

     

    Wenn alle AdBlock Nutzenden einen Euro zahlen würden… aber halt, dann wären wir genau bei dem, was bisher noch nicht klappt. Denn auch AdBlock ist Werbefinanziert, nur eben durch die Werbung, die auf den Seiten Anderer gezeigt wird. Und kann damit keine Lösung für das darunterliegende Problem sein.

  • @Irrlicht

     

    Antares56 braucht kein Captcha.

  • A
    Akze

    "Akzeptable" Werbung im Firefox ausschalten:

     

    Extras -> Adblock Plus -> Filtereinstellungen... -> Filterabonnements

     

    Hier bei „Einige nicht aufdringliche Werbung zulassen“ das Häckchen weg machen.

     

    Aus https://adblockplus.org/de/acceptable-ads#optout

  • NK
    Nichts kostenfrei!

    "Die Programme sind umstritten, denn viele Websites sind für die Nutzer kostenfrei und verdienen ihr Geld damit, dass Werbung geschaltet wird."

     

    Firmen sind keine Wohlfahrtsveranstaltungen, sie geben nur deswegen so viel Geld für Werbung aus, weil sie dafür mehr zurück bekommen. Und woher kommt dieses Mehr wohl? Richtig: Von den Website-Besuchern.

    Auch wenn die Kosten für die Nutzer dabei indirekt sind, so ist es einfach nur eine Lüge zu behaupten, dass Seiten mit Werbung "kostenfrei" wären. Man sollte nicht ständig Marketing-Fuzzis nachplappern, erst recht nicht als Journalist.

  • Interessant.

     

    Täglich gibt es unzählige interessante News aus den Bereichen Entwicklung, Sicherheit, Open Source et cetera.

     

    Die taz aber greift ausgerechnet wieder ein Pallenberg'sches Adblock Pamphlet auf...

     

    Zufall?

    • MB
      Maria B.
      @Nin-Chen:

      Etwa Themen wie die eGK und zentrale Sammlung aller Patientendaten?

      Mehr dazu unter http://stoppt-die-e-card.de/

  • S
    Sikasuu

    Es gibt wenigstend für den "Fuchs" genug adblock derivate....

    .

    Unde wenn man/Frau schom mal den Blocker wechselt auch

    .

    no-trace

    no-script

    .

    runterladen on oben rechts

    .

    duck-duck als vorteigestellte Suchmachiene anklicken:-)

    .

    Meint

    Sikasuu

  • C
    Copieur

    Ich habe früher TACO bentutzt. Man konnte ziemlich einfach sehen, welche Cookies gesperrt wurden, und welchen nicht.

     

    Kurioserweise gab es immer ein paar Tracker, die sich nicht ausschalten ließen, egal was. Schon merkwürdig.

     

    Taco wird seit einer Weile nicht mehr unterstutzt. Das Programm lässt sich einfach nicht unter die neuesten Versionen von Firefox installieren. Punkt.

     

    Warum? Es gab weder eine Erklärung noch eine Ankündigung.

     

    Statt dessen kommt man mehr oder weniger zwangsläufig auf DoNotTrackMe samt AdBlock, vom selben Anbieter. Die neue "Features" (E-Mail- und Kreditkartennummer-Maskierung) sind nutzlos, und man kann sonst nicht sehen, was unter der Haube passiert.

     

    Zufall?

  • Wer das Ausspähen durch die NSA ernst nimmt sollte eben kein Google benutzen!

    Und es gibt noch mehr Programme, die Tracking, Tracing und Werbung unterbinden. Übrigens wird man auch bei der taz von mehreren unliebsamen Programmen in seinem Verhalten verfolgt! Und es liegt an der taz das abzustellen!

    • I
      Irrlicht
      @antares56:

      Auch Sie benutzen Google.

      Ohne das entsprechende Google-Script zu erlauben sehen Sie gar kein Captcha.

  • G
    Grast

    30 Millionen auf 22 Angestellte? Das nenn ich mal Kostendeckend.

  • I
    Irrlicht

    Dann halt Adblock Edge

  • G
    Gast

    Herr Pallenberg hat ja die Macher von Adblock bereits vor einiger Zeit mit der Mafia verglichen. Da der gewünschte Erfolg wohl ausblieb, kommt jetzt die zweite Runde. Die nächste Fortsetzung erwarten wir dann in einigen Monaten, wie immer ohne Belege....

  • N
    noads

    Ich kann "Adblock Edge" empfehlen: Ein Fork von Adblock Plus (alle Änderungen in Adblock Plus fließen auch dort ein), aber ohne das "akzeptable Werbung" Feature...