Studie zu Elektroautos: Frauen unter Strom
Die Uni Bochum untersucht das Verhalten von Elektroauto-Fahrern im Alltag. Frauen sind öfter zufrieden als Männer. Beim Urlaub herrscht Skepsis vor.
BERLIN taz | Der potenzielle Käufer von Elektrofahrzeugen ist weitgehend ein unbekanntes Wesen. Dies sagt Constantinos Sourkounis von der Ruhr-Universität Bochum. Die Marktforschungsabteilungen der Automobilhersteller untersuchen zwar detailliert das Konsumverhalten ihrer Kunden, um ihre Werbestrategie und Produktpalette entsprechend anzupassen – im Fokus ihrer Betrachtung ist aber stets das Auto mit Verbrennungsmotor.
Um diesem Defizit zu begegnen, führt das Institut für Energiesystemtechnik und Leistungsmechatronik der Universität aktuell eine Studie zur Langstreckenmobilität durch. „Wir wollen dort forschen, wo am meisten CO2 emittiert wird“, so Sourkounis. Besonders viel Treibhausgas erzeuge der Berufspendler, der 50 bis 100 Kilometer täglich zur Arbeit fährt.
Hier galt bislang das Elektroauto wegen seiner geringen Reichweite als unattraktiv. Mit zwei Fahrzeugarten wird nun untersucht, ob ein Einsatz auf diesen langen Strecken möglich ist.
Zum einen werden kleine, schnell ladende Fahrzeuge wie der Mitsubishi i-MiEV oder der Peugeot iOn eingesetzt, zum anderen größere Fahrzeuge mit Reichweitenverlängerer, also einem zusätzlichen Verbrennungsaggregat, wie der Opel Ampera. Die Probanden benutzen nun je eine Woche das eine und eine Woche das andere Elektroauto und dokumentieren ihre Erfahrungen mithilfe eines umfangreichen Fragebogens. Mittlerweile liegen erste Ergebnisse der Untersuchung vor.
Menschen, die normalerweise Kleinwagen mit eher spartanischer Ausstattung fahren, sind sehr viel zufriedener mit den Elektrofahrzeugen als Besitzer von Mittelklassewagen mit gehobener Ausstattung. „Denen fehlen die beheizbaren Sitze und Außenspiegel“, klagt Sourkounis. Überhaupt sei der Fahrer, der im Winter gern 25 Grad Innentemperatur in seinem Auto hat, mit reinen Elektrofahrzeugen nicht gut bedient. Je mehr ein Elektroauto geheizt werde, umso kürzer seine Reichweite.
Der Umstieg vom Mittelklassewagen zum Elektroauto ist schwerer
Auch zeigen sich geschlechtsspezifische Unterschiede. Sehr viel mehr Frauen als Männer sind mit dem Kleinwagen, der ausschließlich mit Strom betrieben wird, zufrieden. Eher Männer hingegen vermissen bei Peugeot und Mitsubishi die Leistung. Beim Opel Ampera, der eine Beschleunigung hat, die einem 220-PS-Verbrennungsmotor entspricht, komme, so Sourkounis, auch der sogenannte sportliche Typ auf seine Kosten.
Insgesamt beteiligen sich bislang 42 Prozent Frauen an der Studie. „Nicht nur Frauen, auch viele Männer bevorzugen das reine Elektroauto“, sagt Philipp Spichartz von der Uni.
Der Opel als Halbbenziner sei vielen Teilnehmern der Studie zu wenig ökologisch. Aber ist ein Elektroauto ökologisch? „Ich kann nur wirklich grün tanken, wenn der Wind weht“, gibt Sourkounis zu bedenken. Grundsätzlich müsse die Stromversorgung ökologischer werden.
Am Ende der zwei Probewochen sind aber längst nicht alle Teilnehmer überzeugt, berichtet Spichartz. Für den Alltag sei das Elektroauto zwar annehmbar, aber für den Wochenendausflug oder gar für den Urlaub sei es für viele nicht attraktiv genug. Das Hauptargument der Probanden gegen die Elektromobilität allerdings ist der Anschaffungspreis des Fahrzeugs. Zwischen 10.000 und 18.000 Euro Mehrkosten sind zu veranschlagen. Sourkounis schlägt deshalb eine staatliche Förderung von 6.000 Euro pro Fahrzeug vor. Höher sollte diese Subvention nicht sein. Wenn die Hersteller keinen Preisdruck verspüren, würden sie zu wenig Mittel in die Forschung stecken.
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