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Einkaufen mit gutem GewissenBuycott statt Boycott

Die BUNDjugend ruft am Samstag zum Einkauf in einem Fahrradladen auf. Der will den gesamten Umsatz in den Klimaschutz investieren.

Auf dem Weg zum nachhaltigen Einkauf: Radler in Berlin. Bild: dpa

Shoppen für den Klimaschutz - beim 9. Carrotmob der BUNDjugend Berlin soll der Fahrradladen Mehringhof gestürmt, überrant, leergekauft werden. Im Gegenzug hat sich Inhaber Peter Stage bereit erklärt, den gesamten Umsatz in eine energieeffiziente Sanierung zu investieren.

Ziel der Aktion ist es, durch gezieltes Konsumieren möglichst vieler Menschen einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. „Beim Carrotmob wird das Prinzip des Boycotts umgedreht“, erklärt Leon Ginzel von der BUNDJugend. „Die Verbraucher bestrafen nicht, sondern belohnen den Laden für sein Engagement.“

Peter Stage war sofort begeistert von der Idee. „Ich finde es einen guten Ansatz, für etwas zu kämpfen statt gegen etwas.“ Durch die Aktion könne jeder einzelne beim Klimaschutz mitmachen und eine direkte Wirkung erzeugen. „Das ist auch ein kleiner schöpferischer Akt.“

Ein Energieberater hat vorher überprüft, wo im Laden Einsparungen möglich sind und wie viel Geld „zusammengemobbt“ werden muss, um sie umzusetzen. „Unsere Zielmarke sind 1.500 Euro“, sagt Ginzel.

Von dem Geld soll ein neuer Kühlschrank angeschafft, die Fenster besser gedämmt und eine Sparschaltung für die Dauerläufer im Laden eingebaut werden. „Mich hat überrascht, wie viel Einsparungspotenzial wir haben“, sagt Stage. Um knapp sechs Tonnen Kohlendioxid könnte das Klima dadurch jedes Jahr entlastet werden.

Acht Läden haben sich schon erfolgreich an der Aktion beteiligt, darunter eine Buchhandlung und eine Eisdiele. „Die Umsätze haben sich an den Tagen verdoppelt, teilweise sogar verdreifacht“, erinnert sich Ginzel. Nach dem Mob werden die Läden weiter von den Organisatoren begleitet und beraten.

Damit die Verbraucher beim Carrotmob nicht nur ihr Gewissen beruhigen, sondern auch Spaß haben, gibt es außerdem ein buntes Rahmenprogramm. Im Innenhof vor dem Laden können in einer Selbsthilfewerkstatt mitgebrachte Fahrräder repariert werden, ein DJ sorgt für Musik und um 16 Uhr lädt die BUNDjugend zur fahrradpolitischen Stadtführung.

Fahrradladen Mehringhof, Gneisenaustraße 2a, Kreuzberg. Carrotmob Samstag, von 11 bis 17 Uhr.

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2 Kommentare

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  • Ach ja, die gute Mär vom Einkaufen mit gutem Gewissen.. wenn man dieses Konzept verallgemeinert - Konsumenten geben ihr Geld aus, damit Unternehmen Investitionen leisten können (als ob sie sich das nicht so leisten könnten) - eine schöne Umverteilung von unten nach oben. Oder, sofern es sich ohnehin nur um eine neue Sportart der gehobeneren Mittelschicht handeln sollte, eine saubere Illusion von der Marktwirtschaft mit ökologischem Antlitz. Gelegentliche buycotting-Aktionen ergeben kaum "ökonomische Anreize" für Branchen, ökologischer zu investieren; eine nette und kostenlose Werbeaktion für einzelne Läden ist es durchaus. Dahinter verbirgt sich eine ganze Schizophrenie des Ökokonsumismus: Kritik der Konsumgesellschaft durch noch mehr marktvermittelten Konsum. Oder wie es Mirowski ausdrückt: "Buycotting exists to lull the uncommitted into belief that they can reconcile their skepticism of market results with redoubled participation in market purchases" (Mirowski, Never let a serious crisis go to waste). Oder Zizek: "In the very consumerist act you buy your redemption of being only a consumerist". (http://www.youtube.com/watch?v=GRvRm19UKdA). Es gibt sicherlich sinnvolle Wege um etwas für den Klimaschutz zu tun..

  • P
    Piefke

    Guter Geschäftsmann dieser Peter Stage,

    lässt sich sein Geschäft vom guten Gewissen seiner Kundschaft, mobilisiert durch BUND Lobbyisten, sanieren. Der einzige der wirklich was davon hat, ist Herr Stage.