: Kommerz statt Fankultur
VON BERT SCHULZ
Sport bedeutet kämpfen und leiden, nicht nur für Athleten, auch für die Fans. Und so gern man siegt oder beim Siegen zuschaut: Am besten ist es, wenn völlig offen ist, wer gewinnt. Deswegen mag auch niemand den FC Bayern und seine Fans, denn die machen es sich zu einfach.
Die Anhänger der Berliner Eisbären machen es sich nicht einfach. Da spielt ihr Team im ersten Viertelfinal-Playoff, es geht in die entscheidende Phase der Saison. Und 3.000 Fans verlassen kurz nach Beginn der Partie die Halle. Sie protestieren damit gegen die geplante Preiserhöhung für Dauerkarten ab der kommenden Saison. Ganz nebenbei verpassen sie einen furiosen Auftritt ihres Teams.
Ein besonderer Verein
Die Eisbären sind nicht irgendeine Berliner Mannschaft: Kein anderer relevanter Proficlub ist so erfolgreich. Und kaum ein anderer hat es so gut geschafft, Geld zu verdienen und dabei die (Ostberliner) Fankultur zu bewahren. So gelang dem Verein trotz vieler Bedenken vor fünf Jahren der Sprung aus dem legendären Wellblechpalast in Hohenschönhausen in die peinliche Mehrzweckhalle am Ostbahnhof, die auch fast immer ausverkauft ist.
Nun wollten die Clubverantwortlichen austesten, wie es um die Identifikation mit dem Team steht – und sind dabei zu weit gegangen. Nach Wochen der Funkstille haben sie es endlich gemerkt und Gesprächsbereitschaft signalisiert. Das heißt leider noch lange nicht, dass der Protest Erfolg hat und die Preiserhöhungen zurückgenommen werden. Ähnliche Erfahrungen im Profifußball zeigen, dass das unwahrscheinlich ist. Aber zum Leiden und Kämpfen im Sport gehört eben auch das Verlierenkönnen. Es zeichnet die Fans aus, dass sie eine solche herbe Niederlage riskieren.
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