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Debatte sexueller MissbrauchZeit, das Licht auszumachen

Die Odenwaldschule muss geschlossen werden. Sie ist zum Symbol der institutionalisierten sexualisierten Gewalt geworden.

Man muss dem falschen Schein von Heimeligkeit den Strom abdrehen. Bild: reuters

E in Lehrer hat dokumentierte sexualisierte Gewalt, vom Volksmund gerne und falsch Kinderpornografie genannt, auf seinem Computer gespeichert. Die Polizei kommt, beschlagnahmt das Material, die Schule kündigt dem Lehrer, im Nachklapp werden dem Lehrer weitere Grenzüberschreitungen vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft prüft nun den Vorfall und den neuen Vorwurf.

Das hätte an jeder anderen Schule in Deutschland auch passieren können. Ist es aber nicht. An jeder anderen Schule hätte die Schulleitung ihrer selbst und der Institution wegen den Vorfall der übergeordneten Behörde gemeldet, hätte die Vorkommnisse diskutiert und sich selbstkritisch mit ihnen auseinandergesetzt. Nicht so an der Odenwaldschule.

Stattdessen ließ die Schule das vom Landrat gesetzte Ultimatum, sich bis vergangenen Freitag zu erklären, verstreichen und musste zum Krisengespräch in der übergeordneten Behörde antreten. Strengere Auflagen sollen nun die Schule auf Kurs bringen. Monatlich rapportieren soll sie. Eine Strafarbeit also, wie sie eigentlich gar nicht zum Konzept der reformpädagogischen Schule passt. Vielleicht ist der nächste Schritt ja nachzusitzen.

Anfang März erschien der Tagungsband „Reformpädagogik nach der Odenwaldschule – wie weiter?“ in der Verlagsgruppe Beltz, herausgegeben von den Professoren für Pädagogik Jürgen Oelkers und Damian Miller. Eigentlich ein gewöhnlicher Vorgang.

Grenzüberschreitungen gehören mit dazu

Experten einer Disziplin finden auf einer Tagung zusammen, so wie in diesem Fall im Herbst 2012 im schweizerischen Kreuzlingen, und diskutieren über die Frage, inwieweit die Reformpädagogik als solche für die massenhafte sexualisierte Gewalt an der Odenwaldschule verantwortlich gemacht werden kann oder nicht.

Das Ergebnis war niederschmetternd für die Odenwaldschule. Die Gurus dieser Ideologie waren Grenzüberschreiter, die Ideologie begünstigt die Grenzüberschreitungen, und die Berichte aus der Praxis bestätigen die Erfahrung der Grenzüberschreitung. Worüber soll nach dieser Erkenntnisflut eigentlich noch diskutiert werden? Und wozu? Und mit wem? Die Verantwortlichen der Odenwaldschule leben in ihrer eigenen Realität, und die anderen sind sich weitgehend einig.

Das „Familienprinzip“, nach dem eine oder mehrere Lehrerinnen und Lehrer mit ihren Schülerinnen und Schülern unter einem Dach in sogenannten Heimfamilien leben, begünstigt Grenzüberschreitungen. Darüber sind sich alle einig. Außer die Vertreter der Odenwaldschule.

Das Familienprinzip ist nach wie vor tragendes Element der Internatspädagogik. Eine Einladung für Pädokriminelle. Die Reformpädagogik proklamiert die „Nähe zum Kind“. Näher zum Kind als auf der Odenwaldschule geht nun wirklich nicht mehr.

Die sicherste Schule Deutschlands

Die Autoren

sind Vertreter von netzwerkB, Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt e.V. – mit 25 000 Unterstützern.

Der Tagungsband erschien Anfang März, doch die Rechtsanwälte der Odenwaldschule fanden erst Wochen später, ausgerechnet zum gleichen Zeitpunkt, zu dem über die neuesten Vorfälle in den Medien berichtet wurde, einen Weg, den Tagungsband aus dem Verkehr ziehen zu lassen. Das Buch ist gegenwärtig nicht erhältlich. Zufall?

Die Odenwaldschule ist zum Symbol der institutionalisierten sexualisierten Gewalt geworden. Wer schickt eigentlich noch seine Kinder dorthin? Und wozu? Um das Stigma der „Missbrauchsschule“ mit sich herumzutragen? Die „sicherste Schule Deutschlands“ sollte sie nun sein, die Odenwaldschule.

Und nun? Die Fortsetzung des Schulbetriebs wäre nicht nur ein Schlag in die Gesichter der aus früheren Zeiten Betroffenen, sondern auch die fortgesetzte Gefährdung der Schülerinnen und Schülern der Gegenwart. Zunächst hieß es, es habe keine Übergriffe auf Schülerinnen oder Schüler gegeben. Als wäre damit alles gut.

Wie fühlt es sich denn wohl als Kind oder Jugendlicher an, wenn man aus den Osterferien kommt und das „Familienoberhaupt“ aus seiner Wohnung ausgezogen ist? Weil ihm gekündigt wurde. Und alle sind wieder aufgeregt, weil „so etwas“ doch nie wieder vorkommen sollte. Offensichtlich ist der betreffende Lehrer vollständig unter dem Radar der Präventionsarbeit der Odenwaldschule hindurchgeflogen.

Man muss Kinder vielleicht nicht unbedingt hassen, um sie auf die Odenwaldschule zu schicken, aber diese Entscheidung lässt sich natürlich viel leichter treffen, wenn sie einem ziemlich egal sind.

Fortbestand als Zumutung

Die Odenwaldschule zu schließen wäre nicht nur ein verantwortungsvoller Schritt gegenüber den gegenwärtigen Schülerinnen und Schülern, es wäre auch ein Zeichen an alle Beteiligten, dass in Deutschland zwar vieles möglich ist, aber eben auch nicht alles. Dass es eben doch noch Grenzen gibt dafür, was sich eine pädagogische Einrichtung alles erlauben kann.

Vielleicht könnten die Betroffenen, die auf der Odenwaldschule sexualisierte Gewalt erlebt haben, dann endlich aufatmen. Der Fortbestand der Schule bedeutet für sie, dass die Wunden der Vergangenheit immer wieder neu aufgerissen werden. Eine Zumutung. Eine Fortsetzung der Beschädigungen. Eine Tragödie in endlosen Akten. Vielleicht flüchtet sich die Schule wieder in die Einzeltäterlüge.

Vielleicht auch in die Lüge, dass das alles nicht so schlimm sei. Die Vergewaltigungen von Schülern durch das Personal unter der Dusche sind ja zum Glück in den 1980ern verortet. Vielleicht verspricht die Schule aber auch einfach, dass in Zukunft alles besser werden soll. Ab morgen. So wie der Trinker verspricht, ab morgen mit dem Trinken aufzuhören.

Wie oft soll die Welle der medialen Empörung noch über das Land schwappen? Bis zum nächsten Vorfall? Und dann? Dann können wir wieder das Entsetzen, die Fassungslosigkeit, den Zorn der Betroffenen und die Beschwichtigungen der Verantwortlichen der Odenwaldschule in der immer mehr oder weniger gleichen Choreografie betrachten. Während diejenigen den Preis dafür zahlen, dass Erwachsene verantwortungslos gegenüber denjenigen handeln, denen gegenüber sie verantwortlich sind: die schutzbefohlenen Kinder. So war es in 100 Jahren Odenwaldschule. So ist es heute.

Das Licht zieht die Motten an. So wie die Odenwaldschule die Pädokriminellen. Es ist Zeit, dort das Licht auszumachen.

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34 Kommentare

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  • Erwachsene müssen Kinder bilden. Wie @Age Krüger richtig sagt, darf Schule und Elternrolle nicht in eine Person gelegt werden, das ist totalitär. Wegen der enormen Macht der Erwachsenen muss hier eine Kontrolle sein - deshalb hat das GG die gemeinsame Verantwortung Schule-Eltern. Odenwald hebt das auf - Eltern delegieren an Internat - haben aber keine wirksame Kontrollmöglichkeit. Damit ist Odenwald tendenziell verfassungswidrig. An "normalen" Schulen sind Kinder den Rest des Tages bei den Eltern, beides soll sich ausgleichen und gegenseitig kontrollieren. Auch die Verantwortung Bildung und Erziehung ist auf Schule und Eltern gelegt. Eine Organisation, die das ohne wirksame Kontrolle aufhebt, muss weg. Bei anderen Internaten ist Schule und Internat personell getrennt - das ist seriöser. Kinder haben dort auch mehrere Ansprechpartner/innen und alle wissen das. Eine sinnvolle Forderung des Kinderschutzes wäre es, das allen Internaten vorzuschreiben und auch externe Kontrolle im Detail zu regeln.

    PS Ich verstehe auch die O´wald Lehrkräfte nicht - alle sprechen von Regeneration und Abstand von der Arbeit - und die machen 24/24 - da glaube ich schon, dass dies die "Professionellen" eher abstößt - die wollen auch mal ihre Ruhe haben.

  • Es geht hier nicht um die Frage nach der Schädigung von Kindern und Jugendlichen durch sexuelle Kontakte mit Älteren, sondern um eine Schule, die an einem pädagogischen Konzept festklebt, dass aus dem letzten Jahrhundert stammt. Die sog. Reformpädagogik ist immer ausschließlich in Deutschland aufgetreten und ich entsinne mich, dass ich während meines Pädagogik-Unterrichtes schon nie verstanden habe, was die eigentlich wollen.

    Letztendlich hat sich das Konzept auch nie weiterentwickelt, sondern wurde nur von einigen Adoleszentophilen wie Becker (mit von Hentig) weiter zu einem Paradies für Knabenficker ausgebaut.

     

    Dir Schließung der Schule reicht nicht. Es liegt, wie auch im Bericht der Komission schon angedeutet, im Konzept.

    Es ist durchaus sinnvoll, vorgeschädigte und verhaltensauffällige Jugendliche ausserhalb ihrer Familien zu betreuen.

    NUR: Es ist unsinnig, alles auf eine Person zu konzentrieren, die gleichzeitig Bezugsperson und auch noch Lehrkraft sein soll. Das ist deshalb schon sinnlos, weil es Konflikte zwischen den beiden Institutionen geben kann, die ausgefochten werden müssen. Die Lehrer der Schule fehlen im Konzept der Odenwaldschule als Kontrollmöglichkeit, ob zu Hause alles okay ist wie auch umgekehrt.

    Und Lehrer haben es überhaupt nicht gelernt das notwendige Maß an Nähe und Distanz aufrechterhalten, zumal wenn sie auch noch als erziehende Person in einer familienanalogen Situation auftreten müssen.

     

    Auf solche Probleme ist niemals in der Reformpädagogik eingegangen worden. Pädagogen aus dem Heimbereich wissen, warum junge Kollegen erstmal vollständig überfordert sind, wenn sie auf längere Zeit die Betreuung von gleichen Menschen in einem Heim übernehmen sollen.

     

    Das Konzept kann nicht klappen: Deshalb schließt die Schule. Die pädagogisch Verantwortlichen sind nicht besser als die der Haasenburg.

    Und stellt lieber erfahrene Menschen ein, wenn ihr solche Vorfälle vermeiden wollt.

    • @Age Krüger:

      wenn schon: schließt internate!

      aber selbst das greift zu kurz, denn das Canisius-Kolleg ist kein internat und dennoch...

      kurzum: haltet kinder und jugendliche von erwachsenen fern!

      bloß: wer soll das tun? erwachsene?

  • @ Christine Rölke-Sommer

    @ Angelika Oetken

     

    Mein Glückwunsch: Sie haben es geschafft - ich werde zu Ihnen künftig mich nicht mehr äußern: Ihr Schalk gefällt mir einfach nicht und ad personam möchte ich nicht reagieren. Andersmeinenden kognitive Verzerrung anzuhängen, steht jedenfalls in bester Tradition deutscher Psychotherapie - dazu mögen Sie andere beglückwünschen - ich meinerseits bin indigniert.

    • @Gottfried Scherer:

      schalk?!

      meine gegenrede von kurz vor vier war zwar kurz gehalten - einer gewissen müdigkeit geschuldet - ernst gemeint.

      wo bitte-schön, sind im alten griechenland beherzigenswerte beispiele zu entdecken? genauer hingeschaut, können nicht mal mehr Sapphos gedichte anstandslos als solche durchgehen.

      mein tip: sich mal in geschichte von geschlechterbeziehungen vertiefen.

    • @Gottfried Scherer:

      Herr Scherer,

       

      lassen Sie sich vom Leben den Spaß doch nicht verderben! Das ist ungesund.

       

      Schade, dass Sie nicht weiter argumentieren möchten.

       

      MfG,

      Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

  • @ Christine Rölke-Sommer

    @ Angelika Oetken

     

    Werte Damen,

     

    darf ich Sie darauf hinweisen, dass meine Vorstellung im Konjunktiv formuliert ist, über dessen Bedeutung ich mich nicht entblöde, Sie aufklären zu wollen. Im übrigen habe ich nicht vom antiken Griechenland als Insel de Seligen gesprochen, sondern mir erlaubt, anzumerken, dass es dort beherzigenswerte Beispiele gegeben habe. Dass Sie das Herrshaftssystem hoffentlich nicht nur damals unerträglich finden, lässt mich hoffen, dass Sie in puncto Meinungsfreiheit und Gesprächskultur doch noch nicht am Ende Ihrer Einsichtsmöglichkeiten angelangt sein könnten.

    MfG G.S.

    • @Gottfried Scherer:

      junger mann!

      im konjunktiv der unseligen insel altes griechenland beherzigenswerte beispiele aufgefunden zu haben - setzt voraus, es sich in dessen wie auch im heutigen herrschaftssystem gemütlich gemacht zu haben.

      nicht mein ding!

    • @Gottfried Scherer:

      darf ich Sie darauf hinweisen, dass Sie sich in einem Diskussionsforum befinden?

       

      Und weder vor einer Schulklasse, noch vor Erstsemestern.

       

      Im Ernst: dieser Hinweis mit den angeblich so lustvollen "Beziehungen" die, wie behauptete wird, für pubertierende Jungen aus der Oberschicht der damaligen Gesellschaft nahezu verbindlich waren ist ein alter Hut. Ein Klassiker aus dem Rechtfertigungsköfferchen der Pädosexuellenszene.

       

      Peinlich, dass das vor Jahrzehnten so viele Menschen so einen Kram geglaubt haben. Und unfassbar, dass diese ollen Kamellen immer noch propagiert werden.

       

      Es muss doch ein paar Historiker und Anthropologen geben, die den Mythos mal mittels sachlicher Analyse in valide Erkenntnis umwandeln. Oder hört man auf die nicht und reproduziert immer die selben Märchen, die in den Hirnen schwer psychisch kranker Muttersöhnchen entstanden sind? Stichwort "kognitive Verzerrung".

       

      MfG,

      Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

  • @ Angelika Oetken

     

    Sehr geehrte Frau Oetken,

     

    meine Erfahrung und meine Kenntnisse in puncto Sexualität sagen mir, dass die als ideal unterstellten symmetrischen Beziehungen nur selten vorkommen. In einer tabulosen Gesellschaft wären sexuelle Kontakte unabhängig von Jahrgangssymmetrien möglich und hätten keine fokussierende Bedeutung, sondern wären in alle anderen Lebensbezüge eingebettet. Immerhin zeigen Beispiele aus dem alten Griechenland, dass ein freies Spiel auch auf diesem Gebiet sehr lustvoll und produktiv sein kann und nur dann dem jungen Part schadet, wenn dieser sich in diesen Kontakten nicht frei entfalten kann.

     

    Ich hoffe, unmissverständlich geschrieben zu haben.

     

    Hochachtungsvoll

     

    G.S.

    • @Gottfried Scherer:

      unmißverständlich genug. dass das "alte Griechenland" eine gesellschaft gewesen sei, in der ALLE sich frei für oder gegen sexuelle kontakte hätten entscheiden=entfalten können, halte ich für einen verhängnisvollen irrtum: mit einem pornoboskos=zuhälter im rücken ist dies schlechterdings unmöglich. das "alte Griechenland" taugt daher nicht als vorbild.

      • @christine rölke-sommer:

        mit Ihrer Meinung stehen Sie nicht allein da Frau Rölke-Sommer.

         

        > Günter Amendt wies hierzu in einem Artikel von 1980 darauf hin, dass die alten Griechen mit geschlechtsreifen Jungen sexuelle Beziehungen hatten, vorpubertäre Jungen streng untersagt waren. Weiterhin stellt er fest: „Wer die pädagogischen Prinzipien der griechischen Knabenliebe als positive

        Identifikationsbeispiele darstellt, muss wissen, dass er damit Frauenfeindlichkeit und Sklaventum propagiert. Auf diese Säulen der materiellen Produktion und Reproduktion stützte sich die Knabenliebe der Antike (Amendt 1980, S. 24)

         

        http://www.anita-heiliger.de/htm/Art.%20Deutsche%20Jugend%20-P%E4dophilie.pdf

         

        MfG,

        Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

  • Zu den Zahlen: Frau Burgsmüller und Frau Tilmann haben doch keine Erhebung mit absoluten Opferzahlen durchgeführt. Das wäre zwar im Falle der OSO sinnvoll, aber dazu fehlen derzeit noch die Mittel.

    Sie haben die Berichte von Opfern untersucht, die sich aktiv bei der Schule selbst und bei ihnen als Untersucherinnen gemeldet haben.

     

    Zitat aus dem Bericht:

    >Für den vorliegenden Bericht verwenden wir entgegen der Vorankündigung im Bericht vom 08.07.2010 den Begriff "Abschlussbericht". Wir verdeutlichen damit einerseits

    , dass eine vollständige Auswertung der im Zeitraum März bis Dezember

    2010 bei der Odenwaldschule und in der Kanzlei der beauftragten

    Rechtsanwältin eingegangenen Mitteilungen von Betroffenen

    vorgelegt wird. Wir signalisieren damit jedoch auch, dass wir weiter davon ausgehen, dass es möglicherweise viele betroffene ehemalige Schülerinnen und Schüler

    der Odenwaldschule gibt, die sich bisher nicht gemeldet haben. Von

    einigen wissen wir, dass sie Kontakt zu früheren Mitschülerinnen und Mitschülern haben

     

    MfG,

    Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

  • @ Angelika Oetken

    Dass man auch den Teufel mit Beelzebub austreiben kann, scheinen Sie mit den von Ihnen angesprochenen gegebenenfalls erforderlichen "Familienschließungen" billigend in Kauf zu nehmen, setzt dies doch entsprechende Zugriffsmöglichkeiten sensibilisierter Institutionen voraus und was dies bedeuten kann mag folgender Hinweis verdeutlichen: Wenn ich den von Ihnen angesprochenen Bericht als Beispiel nehme, stellt er fest, dass es pro Jahr dort durchschnittlich ca. 1,5 Vorkommnisse gab, von denen im Zeitraum von etwa 40 Jahren insgesamt 2 mit Gewaltanwendung und weitere 9 mit Geschlechtsverkehr oraler Art verbunden waren.

    Soweit die behaupteten Zahlen.

    Des weiteren ist dieser Bericht ein Beispiel dafür, wie unfrei auch die hier sich meldenden und zitierten Aufklärer mit den Thema Sexualität umgehen. Dass gerade das Umfeld voller Tabus das Leben der Opfer und deren Widerständigkeit massiv beeinträchtigen - dafür ist dieser Bericht ein Beispiel. Gut gemeint ist nicht unbedingt auch gut gemacht.

    • @Gottfried Scherer:

      "Des weiteren ist dieser Bericht ein Beispiel dafür, wie unfrei auch die hier sich meldenden und zitierten Aufklärer mit den Thema Sexualität umgehen"

       

      "Unfrei" - wie meinen Sie das?

       

      "Dass gerade das Umfeld voller Tabus das Leben der Opfer und deren Widerständigkeit massiv beeinträchtigen - dafür ist dieser Bericht ein Beispiel"

       

      Welche Tabus?

       

      MfG,

      Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

  • es klingt - ich kann's nicht anders sagen - nach exorzismus. so, als sei ein gespenst nur durch schließung der anstalt auszutreiben.

    wäre dies richtig: welche anstalten von familie bis gefängnis wären dann noch zu schließen?

    • @christine rölke-sommer:

      "Teufel vertreiben"... da liegen Sie gar nicht so verkehrt.

       

      Familien, die so funktionieren wie die Odenwaldschule werden tatsächlich geschlosssen. Von Jugendämtern, sozusagen. Falls die MitarbeiterInnen dort überhaupt mitbekommen, dass die Kinder misshandelt werden.

       

      Mit Gefängnissen kenne ich mich gar nicht aus. Gibt es Anstaltsleiter, die Menschenhandel betreiben?

       

      MfG,

      Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

      • @Angelika Oetken:

        gespenst austreiben schrieb ich, nicht teufel - also den leibhaftigen - vertreiben.

        letzteres wäre nämlich mit der fristlosen entlassung wie im jetzigen fall bereits geschehen.

        ersteres aber verlangt etwas anderes. und darauf richtet sich meine frage.

        • @christine rölke-sommer:

          Meinetwegen können Sie das entsprechende Phänomen auch als "Gespenst" bezeichnen. Werden die denn auch ausgetrieben? Mit Spiritismus habe ich mich noch nie beschäftigt.

           

          MfG,

          Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

          • @Angelika Oetken:

            ich auch nicht, jedenfalls nicht praktizierend. aber wie's scheint, hab den einige in Kreuzlingen gepflegt.

            und die autoren des artikels sind wohl auch nicht ganz frei davon.

  • @Leserin der taz

    Ich wünsche keine Zensur - aber Forderungen sollten gut begründet sein! Was im Artikel meines Erachtens nicht der Fall ist.

    @ Angelika Oetken

    Vielen Dank für den Hinweis - ich melde mich nach der Lektüre!

    ...vor lauter Eifer habe ich vergessen, diese Zeilen abzuschicken und kann Ihnen jetzt 2 Stunden später nach der Lektüre sagen: Ich bin nicht davon überzeugt, dass der Artikel sich zur Begründung dafür eignet, diese Schule zu schließen, weil er nicht beweist, dass dieses dort gemalte Konzept ubiquitärer Sexkontakte das Grundprinzip dieser Schule ist, wenngleich er davon ausgeht, dass dieses anarchosexistische Prinzip dort in pervertierter Form geherrscht habe. Aus der Tatsache, dass es Geisterfahrer gibt, leitet ja wohl niemand die Sperrung aller Autobahnen ab - wenn denn dieses Bild Ihnen helfen kann, zumindest zu verstehen, was ich meine - sie müssen es ja nicht akzeptieren.

    • @Gottfried Scherer:

      Zwei Expertinnen haben das Missbrauchssystem untersucht und analysiert, was an der Odenwaldschule geherrscht hat. Bzw. in Grundzügen dort noch existiert. Die Rechtsanwältin Claudia Burgmüller und die Richterin Brigitte Tilmann. Hier ihr Bericht:

      http://www2.ibw.uni-heidelberg.de/~gerstner/120430-Odenwaldschule-Abschlussbericht.pdf

       

      Zu Ihrer Analogie: gerade weil Geiserfahrten ziemlich gefährlich sind, werden Autobahnauffahrten auf eine ganz bestimmte Weise angelegt. Und der Verkehr auf Autobahnen nicht nur rund um die Uhr überwacht, sondern es wird auch per Verkehrsfunk umgehend vor Geisterfahrern gewarnt.

       

      Betrachten Sie doch mal die erwachsenen Opfer der Odenwaldschule, die sich öffentlich zu Wort melden als Verkehrswacht. Die verfügen über praktische Erfahrung mit dem Autobahnwesen. Kennen sich auch mit Verkehrsrowdys bestens aus. Z.B. Menschen, die Steine von Brücken werfen.

       

      Die Schulaufsicht spielt in meinem Beispiel die Rolle der Polizei.

       

      Wenn nun der Verkehrswacht auffällt, dass speziell eine Art von Autobahnauffahrt ganz ungünstig angelegt ist und Geisterfahrer geradezu kreiert bzw. magisch anzieht.... würden Sie dann nicht erwarten, dass die Polizei auf die Verkehrswacht hört und diese Auffahrten so lange sperrt, bis man einen Weg gefunden hat, sie so zu sichern, dass sie wieder benutzbar sind? Vor allem wenn sich herausstellen sollte, dass es in Mode gekommen ist, dass einige Autofahrer vorsätzlich die falschen Auffahrten benutzen? Und so Unbeteiligte, Ahnungslose gefährden?

       

      Oder sollte man in diesem Fall sagen: wer Autobahnen benutzt, muss jedes Risiko selbst tragen? Auffahrten sperren, wo kämen wir denn da hin?

       

      MfG,

      Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

  • http://www.taz.de/!t1175/

    In den beiden Kommentaren von "Betroffenener" und "Ex-Odenwaldschüler" übrigens Erhellendes zum OSO-Geschäftsmodell. Was ja nichts Neues wäre. Klappern gehört ja dazu.

  • "An jeder anderen Schule hätte die Schulleitung ihrer selbst und der Institution wegen den Vorfall der übergeordneten Behörde gemeldet, hätte die Vorkommnisse diskutiert und sich selbstkritisch mit ihnen auseinandergesetzt."

    Dass Betroffene mit Betroffenheit reagieren, enthebt sie alledrings nicht davon, Verallgemeinerungen zu meiden, weil sie eo ipso falsch sind.

    Wenn das Familienprinzip als "Einladung für Pädokrominelle" gewertet wird, ist das doch wohl nur lächerlich, schließlich basiert menschliche Gesellschaft großenteils auf dieser Organisationsform, der ja neuerdings sogar ein Teil der Schwulen zustreben. Dass Verbrecher überwiegend aus Familien hervorgehen, ist jeben kein Argument gegen Familien überhaupt.

    Opfer sind nicht bessere Argumentierer qua status! Solidarität mit Opfern muss ausschließen, auf deren Unterstellungen hereinzufallen.

    Liest eigentlich in der vielköpfigen Redaktion der taz jemand die Artikel vor der Veröffentlichung? Hier fehlt oft Qualitätsmanagement ...

    • @Gottfried Scherer:

      Hier eine PDF zu einem Vortrag, in dem Jürgen Oelkers darlegt, was an der reformpädagogischen Ideologie unkoscher ist http://www.ife.uzh.ch/research/emeriti/oelkersjuergen/vortraegeprofoelkers/vortraege2012/Kreuzlingen_RPdef.pdf

       

      Interessant wäre die Frage, wie Gerold Becker und Hartmut von Hentig, einstmals hoch gelobte und bewunderte Koryphäen eigentlich selbst sozialisiert wurden. Insbesondere woher Beckers Frauenhass rührte. Der wie ich finde, das ganze Konstrukt unterschwellig prägt.

       

      Ich will damit Frauen keineswegs pauschal in Schutz nehmen.

       

      Viele Männer haben als Kinder mit ihren Müttern und anderen weiblichen Bezugspersonen Erfahrungen machen müssen, die wirklich Anlass für erhebliche Hassattacken bieten.

       

      MfG,

      Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

    • @Gottfried Scherer:

      "Liest eigentlich in der vielköpfigen Redaktion der taz jemand die Artikel vor der Veröffentlichung? Hier fehlt oft Qualitätsmanagement ..."

       

      Was ist das denn bitte für eine dreiste unverholene Forderung nach Zensur?! Der taz traue ich zu, dass sie auf niemanden "hereinfällt" und schon mal gar nicht auf getroffene-Hunde-bellen-Angriffe gegen Opfer(vertreter).

  • Was den TAGUNGSBAND angeht: er ist erhältlich. Die strittige Passage wurde überklebt. Der Text von Herrn Koerfer ist auch ohne den entsprechenden Absatz sehr aufschlussreich

    http://www.beltz.de/de/verlagsgruppe-beltz/presse/schwerpunkttitel/juventa/titel/reformpaedagogik-nach-der-odenwaldschule-wie-weiter.html

     

    Wer die Berichterstattung aufmerksam liest, wird eh Bescheid wissen.

     

    Nur mal als Beispiel:

     

    "....Zwei Mädchen hatten sich ihr anvertraut, ein Lehrer stelle ihnen nach. Niemann sagt, sie habe eine Abmahnung gefordert, sich aber nicht durchsetzen können. Nichts geschah. Der Lehrer ist bis heute an der Schule. »Die beiden Mädchen sind mit dem Gefühl gegangen, dass ihnen nicht geholfen wurde."......

    "Kaufmann sagt, dass sich immer mehr Opfer melden. Es werden am Ende mehr als die 33 sein, die bis jetzt bekannt sind. »Und ich habe es lange nicht ernst genommen, es emotional gar nicht verstanden«, sagt Niemann in die Stille. »Echt?«, fragt Kaufmann und redet über einen früheren Lehrer, der einen zehn Jahre alten Schüler »wie eine Hexe« in seine Nähe gelockt habe. »Er hat den Bub jede Nacht zu sich geholt.« Später habe er in einer Wohnung in Heppenheim gelebt, wo Schüler auf Partys für Sexdienste eingeteilt worden seien. »Das waren richtige Vergewaltigungen. Analverkehr.« Das alles sei auch gefilmt worden. In Niemanns Blick liegt Entsetzen. Sie sagt nun nichts mehr, während Kaufmann immer lauter wird, aufgedreht vor Erschöpfung."

    http://www.zeit.de/2010/13/DOS-Missbrauch-Schweigen-Odenwald-Internat

  • Nun, eine Schule, die an einem Infotag interessierten Journalisten die Tür vor der Nase zuknallt, wird schon wissen warum.

    http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/odenwaldschule-internatstag-ohne-presse-12922226.html

    http://www.fr-online.de/missbrauch/internatstag-in-der-odenwaldschule-odenwaldschule-zeigt-ihre-vorzuege,1477336,27017720,view,asFirstTeaser.html

     

    Es ist wir überall: Missbraucherseilschaften fürchten die Öffentlichkeit, vor allem die Medien. Und sie versuchen eine Schuldumkehr. So auch die Verantwortlichen der Odenwaldschule. Die jüngst wieder propagiert haben, dass es vor allem die Berichterstattung sei, die die Schüler verunsichere und belaste.

     

    Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden

    • @Angelika Oetken:

      Liebe Frau Oetken, lieber Herr Huckele, lieber Herr Denef, liebe taz!

       

      Sie haben recht. Dass die taz das jetzt sogar aus Ihrer Perspektive beleuchtet und einen Artikel wie diesen publiziert, lässt mich wieder zur taz Leserin werden und ich bin voller Hoffnung, dass den Stimmen der 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden, lauter denn je Gehör verschafft wird.

  • & - einer geht noch -

     

    neulich inne taz

     

    Einer muß der Kapten sein

     

    solch gequirrlter Schwachsinn

    hatte mir glatt

    Sprache wie Schreibe verschlagen

     

    daß diese Landratte nicht weiß

    daß de Kaptain Herr über Leben und Tod

    an Bord is -

     

    is ja das eine,

    aber auch der Rest -

     

    wer im Glashaus sitzt -

    soll sich bi lütten

    im Dunkeln ausziehen!

    (50/60er lassen grüßen! -

    hätt ich echt nicht gedacht,

    solches inne taz

    elaboriert zugemutet zu bekommen)

  • Sorry - alles richtig -

    mein Reden seit 33 -

     

    aber - die Phalanx ist lang&gewichtig

    Söhnlein/Dönhoff/Jens/ …und und und

     

    vulgo - man wird sehen

    sagte der Blinde -

     

    weder Herr noch Knecht

    ala Baruch Spinoza -

     

    das können reinen Gewissens weder

    und vorneweg die Alleinseeligmachende

    noch die übrigen zwei Betrügervertreter

    oder gar die Verhandelten -

     

    mit Verlaub - schreiben oder etwa gar leben.

    Augiasstall modern.

    • @Lowandorder:

      da Sie offenbar ebenfalls zweisprachig aufgewachsen sind, hier ein paar Anmerkungen im regionalen Geheimcode.

       

      Zur OSO-Phalanx:

       

      >"Ick bünn dat nich wääsen" sächt de Voss, de Henn noch inn Schnuut. Over da haar hüm mien Oma allns upp`n Steert pädd

       

      @Lowandorder, hebbt see een Raad, mit wecken`s Steert wee anfang schulln? Drööpt uk mehr ass een Heini or Meta sünn....wenn man al darbie iss un sick liekers de Möh mockt. Schall sick doch uk lohnen.

       

      Was die Alleinseeligmachende betrifft:

       

      wat wull är woll ant fiesesten kullen?

       

      Die zwei Betrügervertreter:

       

      iss door woll noch watt too finnen, wovöör sick de Schandarms interesseeren dout? Mööt nich akraat mit Missbruuk to doon hävn. Kann uck Stuerbedrog sien.

       

      Mit freundlichen Grüßen,

      Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

  • "Sie ist zum Symbol der institutionalisierten sexualisierten Gewalt geworden."

     

    Schliessen, weil sie ein Symbol ist: Symbolpolitik ist die dümmste Politik überhaupt.

    • @Ernst Tschernich:

      Wie lautet denn Ihr Vorschlag?

       

      MfG,

      Angelika Oetken, Berlin-Köpenick