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Kommentar Proteste gegen Taxi-AppsDer Standortvorteil bleibt

Hannes Koch
Kommentar von Hannes Koch

Taxifahrer demonstrieren gegen Taxi-Apps. Doch ihre Argumente sind abstrus und es gibt auf dem Markt genug Platz für alte und neue Branchen.

Wird wohl bleiben: Fahrer mit der Mitfahrer-App „Uber“. Bild: ap

M oderne Dienstleistungen lassen sich nicht aufhalten. Man nimmt sie deshalb so gerne in Anspruch, weil sie eine Erleichterung im Alltag bedeuten. Daher macht der Protest der Taxifahrer in Paris und anderen europäischen Städten einen gebrauchten Eindruck.

Die „traditionellen“ Fahrer und Firmen wollen verhindern, dass Kunden mit Taxis fahren, die man mit Smartphone-Apps bestellt. Dabei machen die neuen Anbieter das Mitfahren attraktiver. Ein Beispiel: Die Kunden bezahlen weniger, und Privatleute, die ohnehin unterwegs sind, können zusätzliches Geld verdienen.

Andere Modelle beruhen auf ähnlichen Kombinationen von Vorteilen. Das ist so, wenn Leute ihre Wagen mithilfe des Carsharing-Anbieters Nachbarschaftsauto verleihen oder die Wohnung während des Urlaubs über Airbnb vermieten. Das muss möglich sein und sollte auch von Lobbyisten nicht verhindert werden dürfen.

Schließlich sind die Beschwerden der alten Platzhirsche abstrus. Mangelhafte Ortskunde, zu niedrige Tarife der Alternativtaxis? Die Einschätzung möge man doch bitte denen überlassen, die diese Dienstleistung in Anspruch nehmen. Stimmt die Qualität nicht, werden die Smartphone-Chauffeure wieder verschwinden.

Sollten sie weiter Erfolg haben, wird die traditionelle Branche trotzdem nicht untergehen. Ein paar staatliche Regulierungen werden kommen. Leute mit Alkoholproblemen beispielsweise sollten grundsätzlich nicht als Privattaxifahrer tätig sein dürfen, ebenso wenig wie Fahranfänger oder Lenker von Schrottlauben. Und fraglos haben die konventionellen Taxis auch Service- und Standortvorteile. Erreicht man um 23.40 Uhr müde den Hauptbahnhof, ist es bequemer, den Koffer einfach zum Taxistand zu schlurren, als noch auf dem Smartphone rumzutippen.

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Hannes Koch
Freier Autor
Geboren 1961, ist selbstständiger Wirtschaftskorrespondent in Berlin. Er schreibt über nationale und internationale Wirtschafts- und Finanzpolitik. 2020 veröffentlichte er zusammen mit KollegInnen das illustrierte Lexikon „101 x Wirtschaft. Alles was wichtig ist“. 2007 erschien sein Buch „Soziale Kapitalisten“, das sich mit der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen beschäftigt. Bis 2007 arbeitete Hannes Koch unter anderem als Parlamentskorrespondent bei der taz.
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11 Kommentare

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  • Hallo Herr Koch, dann doch bitte auch für die Taxen Tarifbindung und Beförderungspflicht abschaffen. Fiskaltaxameter wieder demontieren und auch im Taxengewerbe endlich wieder die richtige Ausbeutung durch unversicherte Schwarzarbeit einführen.

     

    Viel Spaß dann, wenn Sie nächtens am Bahnhof mit Koffer stehen und alle Kutscher haben keinen Bock, weil es nur um die Ecke geht. Oder 'nen 30er für 2 Kilometer verlangen - because we can...

     

    Vielleicht nochmal nachdenken, Herr Koch?

  • Ein peinlicher Kommentar von Herrn Koch. So eine Lobhudelei für einen amerikanisches Unternehmen, dass in Europa die Gehälter der Taxifahrer gen Null drücken will ist einfach widerwärtig.

     

    Zum Ausgleich wird dann wahrscheinlich in anderen TAZ-Kommentaren zukünftig geflennt, warum immer mehr Leute in Deutschland von ihrem Arbeitseinkommen nicht leben können ...

     

    Für einen weiteren Arbeitsbereich werden dadurch vollkommen unregulierte Bedingungen eingeführt: Keine Sozialversicherung, keine Steuerzahlung und die einzigen, die einen Reibach machen werden sitzen in den USA.

     

    Noch eine Frage an Herrn Koch: Warum soll der Staat hier eigentlich zusätzlich kontrollierend eingreifen? Es gibt gesetzliche Regelungen für die Personenbeförderung, die durch dieses Konzept umgangen werden. Warum soll der Staat hier noch zusätzliche Kontrolleure beschäftigen (von welchen Steuern eigentlich? Die Fahrer der Privatfahrzeuge werden doch die paar Euro nicht dem Finanzamt melden), wenn schon staatliche Kernaufgaben nicht mehr erfüllt werden können.

     

    Wenn also ein Alki mit seiner Schrottlaube ankommt, dann kann man zukünftig vielleicht viel Spaß für wenig Euro haben ...

  • 1G
    164 (Profil gelöscht)

    Der Ärger der Taxifahrer ist absolut verständlich. Wenn "Wundercar" z.B. einen Fahrpreis von 35 cent/Kilometer empfiehlt, dann ist das knapp über 1/5 dessen was Taxen per Tarifpflicht nehmen müssen (Referenz Tarif der Stadt Bonn - Grundgebühr nicht eingerechnet). Und das für einen Funktaxiservice, der absolut vergleichbar ist. Da zu sagen, die sollen sich mal nicht so anstellen, der Markt regelt das schon, ist wirklich super, wenn man sich vor Augen führt wer da vom Markt vermutlich weggeregelt wird am Ende. Das wird viele kleine Unternehmer ruinieren und übrig bleiben die mit richtig vielen Autos, die ihre Fahrer aber nur so eben noch bezahlen.

  • 'Tschuldigung, aber ich find's gut. Ich wohne in Deutschland, habe eine gültige Fahrerlaubnis, muss mit meinem Fahrzeug alle zwei Jahre beim TÜV vorsprechen, habe dafür eine sog. Teilkasko abgeschlossen, ausserdem ist der Wagen zugelassen für die Beförderung von maximal fünf Personen. Ob ich nun die Menschen kenne, die in meinem Auto sitzen, oder nicht, ob ich für's Mitfahren Geld verlange, oder nicht, ist doch nun wirklich meine Privatangelegenheit. Achja, Thema Ortskenntnisse, für was gibt es eigentlich GPS? ; )

    • @Tadeusz Kantor:

      Tja wer Personen für ein Entgelt befördert obliegt dem Personenbeförderungsgesetz. Oder er macht es als Schwarztaxi und macht sich strafbar.

  • Per Anhalter zu Fahren ist keine Ausbeutung. Mit der Mitfahrzentrale die Fahrtkosten zu teilen auch nicht. Auch da gibt es keine Garantie was Fahrer_in oder Fahrzeug angeht.

    Problematisch sind die Fälle, in denen die Sache gewerblich wird. Jemand der Wohnungen kauft um sie über Airbnb zu vermieten betreibt ein Hotel und muss sich an gewisse Regeln halten. Wer dagegen seine eigene Wohnung in der Zeit anbietet, in der er nicht zu Hause ist, sollte nicht durch Bürokratie daran gehindert werden.

    Selbiges sollte für die Taxis gelten. Wenn das "Mitfahren" durch die Apps einfach wird, so dass Millionen andere Leute mitnehmen, die den gleichen Arbeitsweg haben, so ist dies ein positiver Effekt. Schafft Uber lediglich eine neue Klasse von unterbezahlten Scheinselbständigen, so sollte das reglementiert werden.

    Die Taxifahrer_innen schreien am lautesten, da sie selbst betroffen sind. Die Bewahrung dieser Zunft, kann aber nicht der Massstab sein - Dinge können und sollen sich ändern. Wir können und müssen aber gestalten, wie die Welt nach dieser Änderung aussehen soll.

  • Hallo Herr Koch,

     

    fast schämt man sich den selben Nachnamen zu tragen. So ein schlecht recherchierter Text ist mir schon lange nicht mehr untergekommen.

     

    Die Taxifahrer demonstrieren nicht gegen Taxi-Apps, die benutzen sie schon lange ( My-Taxi usw. ). Es geht hier darum das ein ausländisches Unternehmen Privatfahrer ohne Ausbildung, ausreichende Versicherung, medizinische Eignung und steuerliche Anmeldung zur Beförderung von Personen vermittelt.

    Es gibt in Deutschland ein Personenbeförderungsgesetz und diese Uber Geschichte verstößt in allen Punkten dagegen. Einfach vorher informieren bevor man über Sachen schreibt von denen man keine Ahnung hat. Haben sie für Ihre Bücher auch so schlecht recherchiert?

     

    mfg

    Steffen Koch

  • Als Kunde erwarte ich von Taxis oder anderen Transporteuren geschulte und geprüfte Fahrer, sicherheitsgeprüfte Fahrzeuge, Ortskenntnis, entsprechende Versicherung, etc.

     

    Ich würde nicht per App ein Fahrzeug bestellen, das eine Rostlaube sein kann und dessen Fahrer ein untalentierter Chaot oder seniler Trottel sein kann.

     

    Allerdings habe ich nichts gegen günstige und moderne Alternativen zu Taxis einzuwenden, sofern der Verbraucherschutz gewährleistet ist.

  • Was für eine Dreistigkeit des Autors. Die Taxis können doch noch Nachts Geld verdienen, dann wenn kein privater mehr unterwegs ist.

     

    Wuhu, schafft die Bahnhöfe auf dem Land ab und die Regionalbahnen. Für die paar Menschen auf den Dörfern lohnt es sich eh nicht, wo zu wenig Nachfrage, da reguliert sich der Markt selbst.

     

    Dieser Kommentar ist einfach nur beleidigend. (Ich sag jetzt nicht welcher)

  • Oh je, ein paar FDP-Argumente (das ist die Partei, die so beliebt ist, dass....) und schon wird sich auf dem Markt der Bessere durchsetzen und alles wird gut. Wer etwas dagegen sagt, ist Lobbyist. Pah, Wirtschaftsliberalismus unter dem Deckmantel der taz!

     

    Die Kunden werden eben nicht mit Taxis fahren (schlechte Recherche), sondern mit privaten PKWs, deren Fahrer keine medizinische Eignungsprüfung bewältigen mussten, nicht entsprechend versichert sind und nicht wirklich zurückverfolgt werden können.

     

    Und was ist mit dem Mindestlohn Herr Koch. Alles egal, soll doch jeder selber sehen, wie er klarkommt. Da steigt mir die Wut hoch!!!

    • @also sprach Golem:

      Genau darauf läuft es hinaus