piwik no script img

WM-Viertelfinale Brasilien – KolumbienBrasilien mauert sich ins Halbfinale

In einem zerfahrenen Spiel siegt letztlich der WM-Gastgeber gegen Kolumbien. Die Cafeteros können nicht an ihre bisherigen Leistungen anknüpfen.

54 Fouls, Rekord bei dieser WM: Brasiliens Neymar krümmt sich am Boden. Bild: ap/reuters

Die Startbedingungen: Gesucht wird der Halbfinalgegner der deutschen Nationalmannschaft. Es ist das Aufeinandertreffen der beiden 22-jährigen Superstars – des Brasilianers Neymar mit vier WM-Toren und des Kolumbianers James Rodriguez, der mit fünf Treffern die Torschützenliste anführt. Beide sind hauptverantwortlich dafür, dass ihre Mannschaften überhaupt im Viertelfinale stehen.

Das Spiel: Die Zuschauer erleben einen furiosen Auftakt in Fortaleza, bereits nach 6. Minuten führt die Seleção. Nach einem Eckball schiebt Thiago Silva am zweiten Pfosten ungestört zum 1:0 ein. Den Cafeteros gelingt in der ersten Halbzeit – bis auf einer gelungenen Einzelaktion von Cuadrado und eines nachlässig ausgespielten Konters – offensiv nicht viel. Der WM-Gastgeber verlegt sich früh in der hektischen und intensiven Partie aufs Konterspiel und kommt durch sehenswerte Passstafetten immer wieder zu gefährlichen Torchancen, kann aber nicht davon profitieren.

Nach der Halbzeitpause beruhigt sich die Partie. Das Spiel ist weiterhin von fehlender Präzision und unzähligen Foulspielen geprägt. Allerdings ist bei Kolumbien bisher kein Aufbäumen zu erkennen und Brasilien agiert wenig zielstrebig. Dann holt David Luiz den Hammer raus: Mit einem Freistoß aus gut 30 Metern markiert er in der 69. Spielminute das 2:0. Es scheint die Entscheidung zu sein, da die Kolumbianer den attraktiven Fußball vergangener Partien in nicht abrufen können.

Zehn Minuten vor dem Schlusspfiff hat James Rodriguez seinen ersten genialen Moment. Nach einem tollen Pass in den Strafraum wird Bacca von Schlussmann Julio Cesar von den Beinen geholt – Elfmeter. Rodriguez verwandelt zum 2:1. Zu mehr reicht es aber nicht. Die Kolumbianer erhöhen zwar gegen Ende den Druck, doch die Seleção steht solide. Unschöne Szene kurz vor Schluss: Neymar bekommt das Knie von Zuniga mit vollem Tempo in den Rücken und muss vom Platz getragen werden.

Der Moment des Spiels: Der Freistoßtreffer zum 2:0. Trotz des Anschlusstreffers kurz vor dem Ende konnte Brasilien nach der beruhigenden Führung mit viel Herz den Sieg nach Hause fahren.

Der Spieler des Spiels: Der bislang so oft gescholtene Hulk. Auch wenn er im Abschluss weiterhin glücklos geblieben ist, so hat er doch insbesondere in der ersten Hälfte für unglaublich viel Wirbel gesorgt und bis zu seiner Auswechslung kurz vor Schluss in der Rückwärtsbewegung überzeugt. Fantástico.

Die Pfeife des Spiels: Ganz eindeutig Thiago Silva. Auch wenn er den Führungstreffer erzielt, ist er aufgrund seiner zweiten gelben Karte für das Halbfinale gesperrt. Gelb sah er, weil er Kolumbiens Torhüter bei einem Abschlag behinderte – selten dämlich.

Die Schlussfolgerung: Deutschland trifft im Halbfinale auf Gastgeber Brasilien. Aufopferungsvoll und leidenschaftlich hat sich die Mannschaft von Trainer Scolari unter die letzten Vier gekämpft. Dennoch die Erkenntnis: Die Löw-Elf muss vor den Brasilianern keine Angst haben.

Und sonst? Zum 20. Todestag des Kolumbianers Andrés Escobar, der nach einem Eigentor und dem damit verbundenen Ausscheiden bei der WM 1994 erschossen wurde, hat die Fifa dessen Angehörige zum Spiel eingeladen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Der Regenwald ist in Gefahr und in Brasilien findet trotzdem die Weltmeisterschaft im Holzhacken statt. Traurig ist das. "Wenn das so weitergeht, ist das nicht mehr mein Sport."

    (Mehmet Scholl bei ARD nach dem Spiel) Recht hat er. Es war eine elende Holzerei, die vom Schiedsrichter nicht unterbunden wurde.

     

    Die Pfeife des Spiels? Eindeutig der Schiedsrichter.

    • @lichtgestalt:

      Sehe ich auch so. Neymar tat mir wirklich leid. Hoffentlich ist es nichts schlimmes!