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Massenflucht aus Süd- und MittelamerikaUSA sagen „Kojoten“ den Kampf an

Die USA reagieren mit der Entsendung von Soldaten auf die Massenflucht von Kindern aus Süd- und Mittelamerika. Mexiko hingegen fordert eine langfristige Strategie.

Viele kommen ohne Begleitung: Kinder an der Grenze zwischen Mexiko und den USA. Bild: dpa

AUSTIN/WASHINGTON dpa | Die US-Behörden haben an der Grenze mit Mexiko 192 mutmaßliche Menschenschmuggler festgenommen. Wie die US-Heimatschutzbehörde am Dienstag (Ortszeit) mitteilte, wurden im Rahmen der „Operation Coyote“ auch 501 illegale Migranten in Texas festgenommen.

Der Einsatz hatte am 23. Juni beginnen und soll 90 Tage dauern. Die Regierung wolle ein klares Zeichen setzen, sagte der Chef der Behörde, Jeh Jonson: „Unsere Grenze ist nicht offen für illegale Einwanderung. Wenn jemand illegal aus Zentralamerika kommt, schieben wir ihn ab“.

Migranten bezahlen den „Kojoten“ genannten Menschenschmugglern zwischen 5.000 und 10.000 US-Dollar (3.700 bis 7.400 Euro) für die illegale Einreise in die USA. Johnson kündigte einen verstärkten Kampf gegen die Menschenschmuggler und den Bau neuer Auffangzentren für Migranten mit Kindern an. Die Zahl der Kindermigranten habe in den ersten Juliwochen abgenommen, fügte er hinzu.

Die Polizei an der mexikanisch-amerikanischen Grenze ist vom Strom illegaler Kindermigranten überfordert. Seit Oktober erreichten die Grenze allein aus Zentralamerika mehr als 57.000 unbegleitete Kinder. Texas schickt deshalb 1.000 Nationalgardisten an die Grenze.

Mexiko hat sich besorgt über die Entsendung gezeigt. Der Einwanderung Zehntausender unbegleiteter Kinder aus Mittelamerika müsse mit einer langfristigen regionalen Perspektive begegnet werden, hieß es am Dienstag in einem Schreiben des Außenministeriums. Mexiko habe sich für eine Strategie des Dialogs und der Kooperation entschieden. Herkunfts-, Transit- und Zielländer der Migranten müssten sich miteinander abstimmen.

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3 Kommentare

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  • D
    D.J.

    Auch wenn ich mich wiederhole:

    1. Migration zwischen Ländern mit stark unterschiedlichen Lebensbedingungen ist das Natürlichste der Welt und kaum zu unterbinden.

    2. Eben darum sollte der Begriff "Flüchtling" nicht beliebig gemacht werden. Der Begriff sollte auf Kriegsflucht, Flucht vor akuten Umweltkatastrophen (Dürre, Überschwemmungen etc.), individuelle und kollektive Verfolgung aus politischen, religiösen, ehnischen o.ä. Gründen eingegrenzt bleiben. So in etwa auch die Definition des UNHCR. Weiterhin kann der Begriff sinnvoll sein, wenn ein Staat seine Bürger einsperrt (z.B. früher die DDR, heute weit seltener).

    3. Bei Mexiko haben wir es mit irregulärer Migration bzw. Armutsmigration zu tun.

    4. Das Problem, das ich sehe, wenn wir jegliche Migration als Flucht bezeichnen, ist, dass nicht mehr hingehört wird, wenn Menschen aufgrund akuter existenzieller Bedrohung fliehen.

  • Nicht verwunderlich, dass sich Familien in Mexiko zu diesem Schritt entscheiden, wenn das Land von kriminellen Banden regiert wird, die sich vom US-Drogenverbot nähren.