: Oppositionschef gibt auf
SYRIEN Al-Khatib tritt als Chef der Nationalen Koalition zurück. Hintergrund sind politische Differenzen
BEIRUT/ISTANBUL/JERUSALEM afp/dpa/ap | Nur gut vier Monate nach seinem Amtsantritt hat der Vorsitzende der wichtigsten syrischen Oppositionsgruppe seinen Rücktritt erklärt. Ahmed Moas al-Khatib, der die Syrische Nationale Koalition leitete, erklärte am Sonntag auf seiner Seite im Onlinenetzwerk Facebook, mit diesem Schritt wolle er sich Bewegungsfreiheit für seine weitere Arbeit verschaffen. Der Rückzug offenbart Differenzen an der Spitze der führenden Oppositionsgruppe.
Der Rücktritt al-Khatibs kommt nur wenige Tage nach der Wahl Ghassan Hittos in Istanbul zum Oppositions-Regierungschef für die von den Rebellen in Syrien kontrollierten Gebiete. Al-Khatib galt als Gegner der Nominierung Hittos. Er hatte die Befürchtung geäußert, die Wahl eines Interimsregierungschefs könne die Spaltung des Landes vertiefen. Zuvor war er in die Kritik geraten, weil er dem Assad-Regime unter bestimmten Bedingungen einen Dialog anbot.
„Ich habe unserem großen Volk ein Versprechen gegeben, dass ich zurücktreten werde, wenn eine rote Linie überschritten ist. Heute halte ich mein Versprechen“, hieß es in der Erklärung. Zugleich übte al-Khatib darin scharfe Kritik an der internationalen Gemeinschaft. „In den vergangenen beiden Jahren wurden wir von einem beispiellos bösen Regime niedergemetzelt, während die Welt zugeschaut hat“, schrieb al-Khatib.
Teilnehmer des Treffens in Istanbul, darunter der Sprecher der Nationalen Koalition, Walid al-Bunni, bezeichneten die Wahl Hittos als illegitim. Die Rebellenarmee Freie Syrische Armee erklärte am Sonntag, Hitto nicht anzuerkennen. Er sei nicht „im Konsens“ gewählt worden, begründete der politische Koordinator und Sprecher der Rebellenarmee, Luai Mukdad, den Schritt.
Nach Angaben des Wall Street Journal vom Samstag versorgt die CIA die syrischen Rebellen mit geheimdienstlichen Erkenntnissen. Ziel sei es, ausgewählte Gruppen der Aufständischen zu stärken, hieß es unter Berufung auf US-Beamte. Die CIA arbeite demnach vor allem mit Kämpfern der Freien Syrischen Armee zusammen, in deren Reihen zahlriche Derserteure kämpfen.
Die israelischen Streitkräfte schossen am Sonntag eine Rakete auf syrisches Gebiet. Dabei sei ein Militärposten im syrischen Teil der Golanhöhen zerstört worden, erklärte ein Militärsprecher. Zuvor sei israelisches Gebiet mit Schusswaffen angegriffen worden, dabei sei ein Fahrzeug getroffen worden. Der Zwischenfall an der Grenze der von Israel besetzten Golanhöhen war der schwerste dieser Art seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs vor zwei Jahren.
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