Kolumne Liebeserklärung: Al-Quds, die Friedliche
Viele wunderbare Namen hat die Menschheit der Stadt Jerusalem gegeben – heute ist sie zur Metropole des Hasses geworden.
„Die Heilige“, „die Reine“, nennen sie Dich, al-Quds, im Arabischen. Im Hebräischen heißt du Jeruschalajim. „Stadt des Friedens“ – wie spätere Generationen diesen Namen deuteten.
Salomon ließ in Deiner Mitte den ersten Tempel errichten, Mohammed trat von hier seine Reise in den Himmel an. Dort, wo er aufbrach, steht nun der Felsendom – erbaut auf den Überresten der zerstörten jüdischen Heiligtümer, von denen nur die Klagemauer blieb. Heute bist Du geteilt. Die Sehnsucht aber, die Dir von allen Seiten entgegenschlägt, ist ungebrochen. Allen sollst Du Hauptstadt sein, Dich aufzugeben oder brüderlich zu teilen, ist niemand bereit. Du bist zum Symbol geworden für einen Streit, der niemals vom Geist des Friedens beseelt gewesen ist.
Selbst im Iran verehrt man Dich. 1979 widmete dir Ajatollah Chomeini einen Tag, um in deinem Namen weltweit die Muslime gegen Israel zu mobilisieren. Sein Plan ging auf.
Nun demonstrieren sie und tragen Dich auf Transparenten vor sich her – besonders zahlreich dann, wenn es zu Deinen Füßen Tote und Verletzte gibt. „Die Grausame“, „Die Blutige“, „Die Unlösbare“ sollte man Dich taufen. Aber ach, was in Deinem Namen geschieht, offenbart seine hassverzerrte Fratze schon deutlich genug.
Leser*innenkommentare
noevil
Frau Halser, das ist ein sehr schöner, wehmütiger Artikel.
Es macht wirklich trautrig, immer wieder ansehen und miterleben zu müssen, dass wir Menschen nicht nur wunderbare ästhetische Meistwerke schaffen können, sondern auch fast immer nach geraumer Zeit zuverlässig beginnen, das Schöne und Gute zu verzerren und zu pervertieren. Die Gründe sind meistens rasch zu finden, werden aber heuchlerisch zum Selbstschutz der Verursacher immer erfolgreich auf entlastende Nebenschauplätze abgedrängt. Die wahren Ursachen sind in der Regel Gier, Neid, Hass, die spitzfindig umgebogen werden, damit sich die Verursacher nicht den Bruch eines oder mehrerer der 10 Gebote anlasten lassen müssen.
Die zehn Gebote gelten für alle drei Weltreligionen, jüdisch, christlich und islamisch, denn sie sind Bestandteil aller dreier Bücher.
H.-G- S.
"Wehmütig" ist hier nur Eines:
Das soviel schnöder Aufwand für irgendwelche Gottesangelenheiten
verpulvert wurden. Und die irdischen Belange so vieler Mitmenschen bis heute, mit Füßen getreten werden.-Pah!