: Wenn die Patentante Geschenke bringt
Noch einmal werben neue Aktionen für den Erhalt des Palastes der Republik. Das Palastbündnis beschenkt Politiker mit DVDs, auf denen aktuelle Kurzfilme sind. Für die letzten neun Tage des Jahres ist auch noch eine Kunstausstellung in Planung
von GIUSEPPE PITRONACI
Ein Politiker als Patenkind – endlich ist es möglich. Wer sich das schon immer gewünscht hat, kann sich heute einen Politiker aussuchen und ein Patengeschenk für ihn abholen: eine DVD mit Filmen über den Palast der Republik. Die DVD gibt es gratis bei einem Bündnis, das den Palast erhalten möchte. Im eigenen „Zentralbüro“ in der Spandauer Straße 2 stellt es heute die Patenaktion und eine neue Homepage vor. Auf www.berlinpalast.de sind unter anderem Interviews mit Statements von Promis zu sehen.
Die Firma White Cube kann auch eine Neuigkeit zum Palast berichten: Sie veranstaltet in den letzten neun Tagen des Jahres eine Ausstellung im Palast „mit international bekannten Künstlern“, sagte Geschäftsführerin Konstanze Kleiner.
Die Patengeschenke vom Palastbündnis hingegen sollen in diesen Tagen überreicht werden. Grund: Der Bundestag und das Abgeordnetenhaus tagen in dieser Woche. Eine Chance, die Politiker in der Stadt zu treffen und ihnen die DVDs mit den sechs Kurzfilmen zu geben.
Marc Wilkins, Initiator der Aktion: „Ich fühlte mich ohnmächtig gegenüber dem Beschluss, den Palast abzureißen.“ Der Regisseur bat deshalb Kollegen, die auch gegen den Abriss waren, um filmische Statements. So entstanden in den vergangenen sechs Wochen verspielte Kurzfilme. In einem Trickfilm ist der Palast „Goldboy“ ein Superheld mit Mund und Augen, der für Kultur kämpft. Ein Schurke aber will den leicht naiven Helden austricksen. Eine Persiflage, die für den Palast eintritt und gleichzeitig den Kampf für den Palast selbstironisch spiegelt. Mit den Mitteln hipper Popkultur. „Wir wollen konstruktiv und offen für den Palast kämpfen. Nicht besserwisserisch und aggressiv“, sagt Wilkins.
Für 140 Politiker hat das Bündnis schon Paten gefunden, auch Prominente. So will Nora Tschirner sich an Kanzlerin Angela Merkel wenden, um ihr das Geschenk zu geben. Daniel Brühl macht sich an Kulturstaatsminister Neumann ran, und Bibiana Beglau will Müntefering beschenken. Die Politiker, die keinen Paten abbekommen, erhalten das Geschenk per Post.
Wer möchte, kann sich eine eigene DVD gegen eine Spende im „Zentralbüro“ abholen. Allerdings produzierte das Bündnis nur tausend Stück; auf eigene Kosten. „Ein Grundsatz im Bündnis ist, kein Geld zu verdienen. Wir machen das alles für den Palast“, sagt Wilkins. Am kommenden Sonntag um 20.15 Uhr sind die Filme im Babylon Mitte zu sehen. Anschließend findet ein Konzert statt. Alles ehrenamtlich, alles für „Goldboy“.
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