: Die Gemütslage des Mannes
LITERATUR Nach dem „Mann in der Krise“ fragt die 34. Literarische Woche ab Donnerstag. Neben Autorenlesungen gibt es Ausstellungen, Museumsführungen und Diskussionen
Auftakt ist am Donnerstag, 21.1., mit einer Lesung von Wilhelm Genazino. 20 Uhr, Zentralbibliothek.
■ Matinee mit Michael Roes und Gunter Geltinger am Sonntag, 24.1., 12 Uhr, Zentralbibliothek.
■ Preisträger-Lesung mit Clemens J. Setz und Roman Graf am Dienstag, 26. 1., um 20 Uhr im Neuen Schauspielhaus.
■ Preisverleihung ist am Mittwoch, 27.1., im Rathaus.
■ Vortrag des Soziologen Andre Rauch über eine Kulturgeschichte des Mannes am Mittwoch, 27.1., um 19.30 Uhr im Institut Francais.
■ Lesung des argentinischen Autor Andrés Neuman am Freitag, 29.1., um 19.30 Uhr im Instituto Cervantes.
■ Weserburg-Führung mit dem Kunstwissenschaftlicher Detlef Stein und anschließendem Atelierbesuch bei Thomas Behling am Sonnabend, 30.1., 14 Uhr.
■ Eröffnung der Ausstellung „Robber Barons“ (Räuberbarone) des US-amerikanischen Künstlers Casey McKee am Freitag, 22.1., um 18 Uhr in der Zentralbibliothek. Die Ausstellung läuft bis 20. Februar.
■ Erzählcafe des Kulturensembles im Park zum Thema Mann in der Krise am Sonnabend, 23.1., um 16 Uhr im Haus im Park/Klinikum Ost.
■ Podcasts von Tim Schomacker sind bereits online auf der Homepage www.literarischewoche.de
■ Ebenfalls auf der Homepage gibt es noch mehr Programm.
VON ANNA GRAS
„Der Mann in der Krise?“, diese Frage stellt ab Donnerstag die 34. Literarische Woche. Um die Wirtschaftskrise geht es dabei indes nicht, sondern um die Identität des Mannes. Denn die ist im Wandel. Von traurigen Helden und gebrochenen Existenzen ist im Programmheft die Rede.
„Die Figur des Mannes als Verlierer“, sagt Tobias Peters von der Stadtbibliothek bei der Vorstellung des Programms, „wird in der Kunst bereits seit Ende der Neunziger prominent behandelt.“ Die Vorreiter: Schriftsteller wie Michel Houellebecq oder Filme wie David Finchers „Fight Club“. Doch auch die deutschsprachige Literaturszene greift das Thema auf.
Eröffnet wird die Woche am Donnerstag mit einer Lesung von Wilhelm Genazino. „Wie ein roter Faden“ ziehe der Mann in der Krise sich durch dessen literarisches Werk, erklärt Peters. Höhepunkt der Woche sei die Verleihung des Bremer Literaturpreises sein, so Barbara Lison, Geschäftsführerin der Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung. Die Stiftung organisiert und finanziert die Reihe. Genazino hat den Preis 1990 erhalten, in diesem Jahr geht er ins deutschsprachige Ausland: Den mit 20.000 Euro dotierten Hauptpreis erhält der Österreicher Clemens J. Setz für den Roman „Die Frequenzen“. Der mit 6.000 Euro dotierte Förderpreis geht an den Schweizer Roman Graf für sein Werk „Herr Blanc“. Während Graf das Leben seines Helden weitgehend als inneren Monolog über die Jahrzehnte hinweg erzählt, befasst sich Setz mit zwei männlichen Hauptprotagonisten. Bei ihm geht es auch um die Väter: Den abwesenden, der eine Lücke im Leben des Sohnes hinterlassen hat, den dominanten und genialen Vater als das andere Extrem.
Auch den weiblichen Blick auf den krisengeschüttelten Mann wagt die Woche. Mit ihrem jüngsten Roman „Kreuzungen“ geladen ist die Österreicherin Marlene Streeruwitz, die als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Gegenwartsautorinnen gilt. Ihre aktuelle Hauptfigur: Ein Millionär in der Lebenskrise. Auf Einladung der beiden Preisträger halten die Nachwuchsautorinnen Cornelia Travnicek und Judith Zander eine gemeinsame Lesung. Der Interessenslage hinter dem Diskurs über den Mann in der Krise geht taz-Redakteurin und Literaturwissenschaftlerin Ines Kappert in einem Vortrag nach. Den Wandel der Geschlechterordnung untersucht sie in Klassikern des Hollywood-Kinos.
Mehr über die geladenen Autoren gibt es schon vor Beginn der Literarischen Woche im Internet zu erfahren. Der Bremer Journalist und Autor Tim Schomacker hat sie vorab getroffen, mit ihnen über die Entstehung ihrer Werke und ihr Männerbild gesprochen und das Ganze zu Podcasts verarbeitet. Auch nicht-prominente Männer – jung wie alt – hat Schomacker porträtiert. „Die Frage, ob der Mann tatsächlich in der Krise steckt“, sagt er, „konnte ich dabei aber nicht eindeutig beantworten.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen