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22. Spieltag Fußball-BundesligaEin süß-saures 1:1

Der HSV führt gegen müde Mönchengladbacher bis zur 92. Minute verdient mit 1:0, muss dann aber doch mit einem Punkt zufrieden sein. Das Fazit des Spiels fällt trotzdem positiv aus.

Zu früh gefreut: Zoltan Stieber bejubelt sein 1:0, aus dem Sieg des HSV gegen Gladbach wurde nichts Bild: dpa

HAMBURG taz | Hauptsächlich mit zwei Maßnahmen versuchte HSV-Trainer Joe Zinnbauer zu verhindern, dass die Erinnerung an das desaströse 0:8 bei Bayern München seine Mannschaft lähmte. Er nahm den Druck raus, indem er verkündete, es komme ihm mehr auf eine überzeugende Reaktion als auf das Ergebnis an – und er wechselte gleich sechs Spieler aus. Unter anderem mussten die beiden Kapitäne der letzten Jahre dran glauben: Heiko Westermann und Rafael van der Vaart hatten mit ihrer Leistung in München endgültig alte Lorbeeren verspielt.

Unfreiwillig musste Zinnbauer dagegen auf seinen Wintereinkauf Marcelo Diaz verzichten, der sich im Training verletzt hatte und dem HSV nun acht Wochen im Abstiegskampf fehlen wird. Da auch Valon Behrami nach seiner Verletzung noch nicht wieder einsatzfähig ist, wurde die Doppelsechs von den bereits abgeschriebenen Petr Jiracek und Gojko Kacar besetzt.

Die neuformierte Mannschaft begann dynamisch, hätte aufgrund von Abstimmungsschwierigkeiten in der Abwehr aber schon nach fünf Minuten zurückliegen können. Aber Möchengladbachs Stürmer Max Kruse und Patrick Hermann vergaben aus aussichtsreichen Positionen. Das Publikum merkte schnell, dass ihre Mannschaft Unterstützung brauchte und begann mit seinem Support früher als sonst. In der Folge beruhigte sich das Spiel, der HSV operierte gefällig, aber nicht zwingend. Mit einer Ausnahme: In der 20. Minute wurde Dennis Diekmeier am rechten Flügel freigespielt, verzog aber aus spitzem Winkel. Die gemächliche Gangart kam den Mönchengladbachern entgegen, die nach ihrem Europa-League-Auftritt in Sevilla darauf bedacht waren, Kräfte zu sparen. Auffälligster Akteure der Gäste war Nationalspieler Christoph Kramer, der fast jeden ihrer Angriffe einleitete. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit kam dann wieder mehr Tempo ins Spiel, für das beim HSV hauptsächlich Zoltan Stieber und Nicolai Müller verantwortlich waren. Wäre zu diesem Zeitpunkt Ivica Olic noch im Spiele gewesen – die Hamburger Führung hätte in der Luft gelegen. Aber der Ex-Wolfsburger war bereits in der 25. Minute verletzt ausgeschieden und sein Ersatz Artjoms Rudnevs reagierte freistehend zweimal zu behäbig.

Die letzte Entschlossenheit fehlte dem HSV

Die Anfangsphase der zweiten Halbzeit gehörte dann eindeutig dem HSV, dem es nun endlich gelang, den sichtlich müden Gegner auch mal über ein paar Minuten unter Druck zu setzen. Sie durften dabei nicht zu weit aufmachen, da die Mönchengladbacher drauf warteten, ihre schnellen Konterstürmer auf den Weg zu schicken. Die Balance bekam der HSV zunehmend besser hin – von Verunsicherung war nichts zu spüren. Es fehlte allerdings lange Zeit weiter die letzte Entschlossenheit und Qualität im Strafraum des Gegners. Alles schien auf ein torloses Unentschieden zuzulaufen – da rückten die Mönchengladbacher einmal zu weit auf – Stieber kam an der Strafraumgrenze unbedrängt zum Schuss und schlenzte den Ball um Torwart Yann Sommer vorbei in die lange Ecke.

In der Schlussphase drängte der Tabellen-Dritte zwar auf den Ausgleich – die besseren Chance erarbeitete sich aber zunächst weiter die Zinnbauer-Elf, bei der in den letzten fünf Minuten auch Westermann noch mithelfen sollte, den verdienten Sieg nach Hause zu bringen. Dass der Nachmittag aus Hamburger Sicht doch noch getrübt wurde, lag an der einzigen Unaufmerksamkeit der ansonsten stabilen Abwehr. Bei einem Eckball in der Nachspielzeit fühlte sich niemand für den eingewechselten Branimir Hrgota zuständig, der aus kurzer Entfernung einköpfte. Alle Proteste der Hamburger, die einen Regelverstoß gesehen haben wollten, nützten nichts, der Lohn für eine gute Leistung blieb auf einen Punkt beschränkt.

Der verschafft dem HSV zwar nicht viel Luft im Abstiegskampf. Weiterhelfen dürfte eher die Erkenntnis, eine funktionierende, druckresistente Mannschaft zu haben. Sorgenkind bleibt allerdings der Angriff, wo Trainer Zinnbauer wohl langsam über einen Stürmer Heiko Westermann nachdenken dürfte.

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