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Kommentar Belastungen für PilotenVon der Verantwortung

Ines Pohl
Kommentar von Ines Pohl

Depressionen dürfen nicht stigmatisiert werden. Die Krankheit verlangt aber nach einer Betreuung, die zur kritischen Selbsteinschätzung befähigt.

Unterstützung statt Stigmatisierung. Bild: Susann Städter/photocase.de

D epressionen sind eine Krankheit, für die niemand etwas kann. Niemand ist schuld daran, wenn er oder sie suizidgefährdet ist.

Was aber bedeutet es für eine Person, die in der Pubertät versucht hat, sich das Leben zu nehmen? Ist sie für alle Zeit stigmatisiert und wird ihr, so diese Episode bekannt wird, die Ausübung gewisser Berufe unwiderruflich untersagt? Oder gibt es, wie im Strafrecht, die Möglichkeit der Rehabilitation? Wie weit ist die Medizin in der Feindiagnostik? Gibt es Formen der Depression, die hundertprozentig überwunden werden können?

Im Falle des Andreas L. muss nun geprüft werden, ob alle vorhandenen Sicherheitsstrukturen genutzt wurden. Waren die entsprechenden Behörden angemessen besetzt, um bekannte Fakten richtig einzuordnen? Welche Fakten waren überhaupt bekannt? Denn natürlich kann die ärztliche Schweigepflicht nicht infrage gestellt werden.

Für den Pilotenberuf gelten die härtesten Voraussetzungen. Vielleicht wird man feststellen, dass bisher zu viel Wert auf die körperliche Fitness gelegt wurde und zu wenig auf eine Auseinandersetzung damit, was der Beruf an psychischen Belastungen mit sich bringt, durch die hohe Verantwortung, die Stunden im Cockpit, die vielen Nächte in Hotelzimmern.

Vielleicht müssen regelmäßige Begegnungen mit PsychologInnen eingeplant werden, die merken, wenn ein Mensch in eine emotionale Krise steuert. Und die immer wieder deutlich machen, dass zwar niemand etwas für eine psychische Erkrankung kann. Jeder Einzelne aber die Verantwortung für den Umgang damit trägt.

Ja, es klingt banal, aber auch der Bäcker, der eine Mehlallergie hat, muss sich einen neuen Beruf suchen. Das muss auch für hochqualifizierte Piloten gelten, die merken, dass sie sich nicht mehr selbst trauen können.

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Ines Pohl
Ines Pohl (Jahrgang 1967) war von Juli 2009 bis Juni 2015 Chefredakteurin der taz. Bevor sie als politische Korrespondentin für die Mediengruppe Ippen in Berlin arbeitete, leitete sie das politische Ressort der Hessischen /Niedersächsischen Allgemeinen. 2004/2005 war sie als Stipendiatin der Nieman Foundation for Journalism für ein Jahr an der Harvard University. Im Dezember 2009 wurde ihr der Medienpreis „Newcomerin des Jahres“ vom Medium-Magazin verliehen. Seit 2010 ist Ines Pohl Mitglied im Kuratorium der NGO „Reporter ohne Grenzen“. Außerdem ist sie Herausgeberin der Bücher: " 50 einfache Dinge, die Sie tun können, um die Gesellschaft zu verändern" und "Schluss mit Lobbyismus! 50 einfache Fragen, auf die es nur eine Antwort gibt" (Westend-Verlag)
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1 Kommentar

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  • Zur Zeit wird viel über den Zusammenhang von Suizidalität, Depressionen und dem Flugzeugabsturz geschrieben. Der "Spiegel" schreibt aber, dass der Co-Pilot derzeit wegen einer bipolaren Störung (auch "manisch-depressive Störung" genannt) krankgeschrieben war. Eine bipolare Störung ist nicht das selbe wie eine eine Depression!

     

    Es stört mich, dass auf Grund der Tatsache, dass der Co-Pilot vor einigen Jahren eine Phase von Depression und Suizidalität durchmachte, in diesem Fall auf "Flugzeugabsturz durch Depression und Suizidalität" geschlossen wird.

     

    Wie bereits in einigen Medien berichtet wurde -und auch fachlich richtig ist- , ist die Tötung von 149 Menschen bei einer Selbsttötung NICHT wahrscheinlich bei einem rein depressiv erkranktem Menschen. Ein rein depressiv erkranktem Mensch, der sowieso schon unter Schuld- und Wertlosigkeitsgefühlen leidet, würde nicht 149 Menschen bei der Selbsttötung mittöten. Der Tathergang entspräche eher dem Profil eines unter Anderem stark bipolar erkrankten Menschens, der zwischen Depression und Manie (mit Selbstüberschätzung und Wahngedanken) pendelt. Ich möchte damit aber nicht sagen, dass es jetzt mit totaler Sicherheit die Ursache des Flugzeugabsturzes war, darum geht es mir nicht, und das würde ich mir auch nicht anmaßen.

     

    Wenn jetzt immer weiter die Verknüpfung Depression und Germanwingsabsturz aufrecht erhalten wird, ohne dass eine professionelle Beurteilung der Fakten stattfindet, sehe ich die Gefahr, dass die Erkrankung "Depression" immer weiter stigmatisiert wird. Es wäre schön, wenn "die Medien" zur Aufklärung der Bevölkerung über psychische Erkrankungen beitragen würden, anstatt Vorurteile und Falschurteile zu bestärken.