Umstrittenes Video: Gewalt im Bioparadies
Der Umgang von zwei Händlern aus der Kreuzberger Markthalle Neun mit einem vermeintlichen Dieb sorgt im Internet für Aufregung.
Ein Youtube-Video, das am Dienstag in der Kreuzberger Markthalle Neun aufgenommen wurde, sorgt für Diskussionen auf Facebook. Es zeigt einen Jugendlichen, der von zwei Markthändlern festgehalten wird. Einer der beiden Männer hält den Jugendlichen von hinten im Nacken fest, der Jugendliche schreit immer wieder auf. "Man kann den anders festhalten, aber sicher nicht so", bemerkt ein Mann, der die Szene beobachtet.
Auch die junge Frau, die das Video anscheinend aufgenommen hat - sie droht den Männern, die den Jugendlichen festhalten, das Video auf Facebook und Youtube zu stellen - weist die Männer wiederholt auf die Unverhältnismäßigkeit ihres Verhaltens hin: "So hält man keinen Menschen fest. Ein Tier vielleicht, aber keinen Menschen." Als sie einen der beiden Männer damit konfrontiert, dass er kein Polizist sei und auf die Menschenrechte ins Spiel verweist, wird sie von diesem rassistisch beleidigt: "Hör mir auf mit den Menschenrechten. Da wo du herkommst, würdest du ganz anders behandelt werden", sagt er.
Am Donnerstag entschließen sich die Betreiber der Markthalle Neun, eine Stellungnahme auf Facebook zu veröffentlichen. Darin bitten sie um Entschuldigung für den Vorfall, den das Handyvideo zeigt. "Gewalt und Rassismus haben keinen Platz bei uns", heißt es in der Erklärung. Weiter ist davon die Rede, dass der in dem Video zu sehende junge Mann einem Standanbieter die Tageseinnahmen geklaut habe. Die Internetplattfom BuzzFeed hingegen schreibt in ihrem Artikel: "Berliner Verkäufer würgen einen Jungen, weil er ein Brötchen klaut." Die Markthalle Neun könne und wolle es ihren Standbetreibern nicht verbieten, sich gegen Diebstähle innerhalb des rechtlich zulässigen Rahmens zur Wehr zu setzen. Dabei müsse aber die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen gewahrt werden. Über die Aussagen der beiden Standbetreiber wolle man mit diesen noch einmal sprechen.
Auf Facebook wird das Video kontrovers diskutiert. Während ein User schreibt "wie wärs denn damit, dass man den diebstahl verurteilt, der alles weitere ausgelöst hat?", findet ein anderer das Verhalten der Mitarbeiter "ekelhaft".
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen