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Aufschwung nur für ein Jahr

Die Botschaft ist deutlich: 2006 kommt der Aufschwung. Die Konjunkturexperten sagen ein Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 1,5 Prozent voraus. Am unteren Ende liegt die Bundesbank mit 1,3 bis 1,4 Prozent, besonders optimistisch dafür das Münchner Ifo-Institut mit 1,7 Prozent. Einhellige Begründung: Wie schon in den beiden Vorjahren verkaufte Deutschland auch 2005 mehr Waren ins Ausland als jedes andere Land. Dieses Mal dürften die Ausfuhren sogar die Rekordmarke von einer Billion US-Dollar überschreiten. Die Auftragseingänge und die Vorhersagen für die Weltwirtschaft lassen etwa das Institut für Weltwirtschaft in Kiel vermuten, dass die deutschen Warenexporte 2006 noch einmal um 10 Prozent steigen könnten.

Das schlägt sich auch auf die Stimmung im Land nieder. So zeigte der Ifo-Geschäftsklimaindex, der die Erwartungen der Unternehmen spiegelt, zuletzt wieder aufwärts. Und gestern meldete die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), auch die Verbraucher setzten „große Hoffnung in die Wirtschaftsentwicklung“: Die Befragten beurteilten die Konjunkturaussichten so gut wie zuletzt Mitte 2002 und zeigten „verstärkt Neigung zu größeren Anschaffungen“.

Genauso deutlich ist aber auch der zweite Teil der Botschaft: Der Aufschwung könnte 2007 schon wieder vorbei sein. Die jüngste Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank hat die Kreditaufnahme verteuert – was sich erfahrungsgemäß erst nach einem Jahr so richtig bemerkbar machen wird.

Zudem wird die für 2007 geplante Mehrwertsteuererhöhung den privaten Konsum bremsen. Und auch die Weltwirtschaft wird nicht mehr in dem bisherigen Tempo weiterwachsen. „Wir erwarten zwar keine Rezession“, sagt etwa Udo Ludwig vom Hallenser IWH. Aber die Gefahr sei da. Seine erste Prognose für 2007: Die Wirtschaft wächst um 0,75 Prozent.

Ohnehin sind auch die Prognosen für 2006 noch mit Vorsicht zu genießen: So meldete die GfK schon vor einem Jahr, dass sich „die Stimmung der Verbraucher aufhellt“ und sie dazu „neigten, zunehmend wieder größere Anschaffungen zu tätigen“.

BEATE WILLMS

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