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Demo fast ganz spontan

Kreuzberg Rund 1.000 DemonstrantInnen protestieren ad hoc gegen Mietwucher

Pünktlich wie die Maurer hielten die ersten drei Männer ihre roten und schwarz-lila Fahnen in die Höhe. Geplant war eine Spontandemo gegen Gentrifizierung. Sie sollte um 17 Uhr am Feuerwehrbrunnen am südlichen Ende des Mariannenplatzes beginnen. Die Fahnen mussten das verabredete Zeichen sein.

Das ist das Startsignal

Hunderte von Umherstehenden hatten offenbar auf dieses Startsignal gewartet: Schnell setzte sich die linke Demo in Bewegung. Nach Zählung der taz beteiligten sich daran etwa 1.000 Leute. Aus der Mitte des Myfestes hinaus ging es lautstark die Waldemarstraße hinunter in Richtung Bethaniendamm. Skandiert wurden die Parolen gegen Mietwucher, Zwangsräumung und Verdrängung.

Aber auch die Gegenseite schlief nicht. Auf dem Bethaniendamm hatten bereits zwei Wasserwerfer Stellung bezogen, auch Polizisten standen dort. Die Polizei war über den Plan infomiert gewesen. Es gebe Hinweise auf eine mögliche Spontandemo, hatte der Gesamteinsatzleiter Jürgen Klug schon am Freitag auf einer Pressekonferenz gesagt. Man werde das aber bewältligen.

Flugs lenkte die Demo um: Durch die Büsche ging es in eine kleine Grünlange. Die Uniformierten mischten sich unter die DemonstrantInnen. Einen kurzen Moment lange hatte man das Gefühl: Jetzt könnte es brenzlig werden. Es passierte jedoch nichts.

Schnell war der Zug wieder da, wo er losgelaufen war: Am Feuerwehrbrunnen. Weiter ging es in Richtung Skalitzerstraße und von da zum Lausitzerplatz. Dann war der Spuk vorbei. Ohne dass man schließlich so rechte wusste wohin, hatten sich die TeilnehmerInnen auf dem Platz in der Menge verteilt. So ist das wohl, wenn sich ein Schwarm bildet. Martin Kaul

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