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Yoani Sánchez zu Gast in Berlin

KUBA-SOLIDARITÄT Die berühmte Bloggerin von der sozialistischen Insel kommt auf Einladung der taz und „Reporter ohne Grenzen“ ins Instituto Cervantes

VON BERND PICKERT

Schon einmal hatte die taz Yoani Sánchez eingeladen – bei unserem taz.lab Medien vor zwei Jahren hatte die kubanische Bloggerin eigentlich dabei sein sollen, um mit KollegInnen aus den Ländern des Arabischen Frühlings zu diskutieren. Aber wie schon oft ließen die kubanischen Behörden Sánchez, die von ihrer Wohnung in Havanna aus zur Lieblingsfeindin der Regierung geworden war, nicht ausreisen.

Sie schickte eine Videobotschaft (www.taz.de/!68862/), die viel Applaus erhielt. Erst mit der jüngsten Reform der Migrationsgesetze hat sich die Politik geändert, Yoani Sánchez ist seit Februar auf einer Tour durch zwölf Staaten. Auf Interesse stößt sie überall – und auf Proteste, gilt sie doch der Regierung und den mit ihr befreundeten Solidaritätsorganisationen als „Cyber-Söldnerin“, die im Auftrag der CIA die Konterrevolution vorbereite.

Dabei hatte Sánchez, als sie ihren Blog „Generación Y“ 2007 ins Leben rief, einfach nur begonnen, kleine Anekdoten, Betrachtungen und Begebenheiten aufzuschreiben – ohne politische Scheuklappen. Zum ersten Mal hatte man das Gefühl, dass eine Kubanerin, die auf der Insel lebt, authentisch beschrieb, wie Kubas Bevölkerung den Alltag erlebt. Dass sie das ausgerechnet im nicht eben in ihrem Land leistungsstarken Internet tat, war ein Novum. Und so fielen ihre Texte alsbald vor allem im Ausland auf. Schon bald kamen die ersten Auszeichnungen und Ausreiseverbote, als es darum ging, die Preise entgegenzunehmen.

Yoani Sánchez rief nicht zum Sturz des Regimes auf, weder sie noch ihr Mann Reynaldo Escobar, ein Journalist mit Berufsverbot, waren erklärte Regierungsgegner. Aber je mehr die Behörden auf sie aufmerksam wurden, mit Sticheleien zunächst, dann mit dauernder Präsenz der Staatssicherheit vor ihrem Haus, desto mehr solidarisierte sich Yoani Sánchez auch mit jenen, die solche Art von Repression schon länger erfahren hatten. Heute ist sie die wahrscheinlich weltweit bekannteste freie Stimme Kubas.

Ihr schlägt auch Hass entgegen. Für die Veranstaltung in Berlin (der taz mit „Reporter ohne Grenzen“ und dem Instituto Cervantes), wird unter dem Motto „Cuba si – Yoani no“ zu Protesten aufgerufen. „Ich wünschte, Protest wäre auf Kuba auch möglich“, sagt Yoani Sánchez dazu.

Generación Y – Yoani Sánchez über Kubas Zukunft und Gegenwart: Mittwoch, 8. Mai 2013, 19.30 Uhr, Instituto Cervantes, Berlin. Letzte Meldung: Veranstaltung ist leider restlos ausgebucht.

Bernd Pickert, 47, seit 1994 taz-Auslandsredakteur, ist seit 2008 mit Yoani Sánchez in Kontakt und übersetzte ihre sonntaz-Kolumnen. Er moderiert den Abend

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