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Metaller fordern fünf Prozent mehr Lohn

Tarifstreit in der nordrhein-westfälischen Metallindustrie: Gewerkschaft will Einkommensplus für die 700.000 Metaller. Arbeitgeber für kostenneutrale Lösung. Ökonom für Bonuszahlungen statt pauschalen Lohnerhöhungen

DÜSSELDORF taz ■ Die 700.000 Metallarbeiter in Nordrhein-Westfalen sollen mehr Geld bekommen. Die IG Metall fordert fünf Prozent mehr Lohn für die Beschäftigten der Branche. Die Auszubildenden sollen pauschal 37 Euro monatlich mehr bekommen. „Unsere Forderungen können die Unternehmen ohne Probleme aus ihren guten Renditen finanzieren“, sagte IG Metall-Landesbezirksleiter Detlef Wetzel gestern vor den 161 Mitgliedern der Tarifkommission NRW in Sprockhövel.

Die Arbeitgeberverbände in der NRW-Metallindustrie lehnen die Forderungen ab. Statt dessen wolle man über eine „kostenneutrale Lohnentwicklung Arbeit in Deutschland halten“, sagte Metallarbeitgeber-Präsident Michael Jäger in Düsseldorf. Der Maßstab dafür seien „Einkommenserhöhungen im Rahmen des gesamtwirtschaftlichen Produktivitätszuwachses“. Der liegt bei rund ein Prozent.

„Die Metallindustrie befindet sich auf der Sonnenseite der Konjunktur“, sagte Roland Döhrn vom Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen gestern zur taz. Eine Einkommenssteigerung von rund zwei Prozent sei angemessen. Weil die Metallbranche aber stärker als andere Wirtschaftszweige stark von „Zufälligkeiten“ abhängig sei, wäre eine pauschale Lohnerhöhung kontraproduktiv, so Döhrn. „Bei einem Konjunktureinbruch in den USA hätte das sofortige Auswirkungen auf die deutsche Metallindustrie.“ Besser wären deshalb ertragsabhängige Bonuszahlungen.

Indirekte Unterstützung erfuhr die IG Metall gestern von NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann. Der Christdemokrat äußerte sich in Düsseldorf nicht zur anstehenden Tarifrunde, sagte aber: „Wir müssen nicht billiger, sondern besser arbeiten.“ Er teile etwa ausdrücklich die Position der IG Metall zum Thema flexible Arbeitszeitkonten, sagte Laumann. Gewerkschaft und Arbeitgeber hatten unlängst im Vorgriff auf die Lohntarifrunde einen Tarifvertrag über Langzeitkonten abgeschlossen. Danach können sich die Metallbeschäftigten bis zu 152 Überstunden pro Jahr gutschreiben lassen. Das Langzeitkonto kann genutzt werden, um früher in Rente zu gehen.

Unklar ist, ob NRW in dieser Tarifrunde bundesweiter Pilotbezirk für die anderen Metallbezirke wird. Der Arbeitgeberverband Ruhr hatte am Donnerstag Abend eine Vorreiterrolle für NRW ins Gespräch gebracht. Die IG Metall wollte sich dazu gestern nicht festlegen. „Es gibt dazu noch keine Entscheidung“, sagte eine Sprecherin der Metallgewerkschaft. Der Beschluss, ob NRW oder ein anderer Bezirk die Pilotfunktion übernehmen werde, könne erst nach dem offiziellen Beginn der Tarifrunde im Februar fallen. MARTIN TEIGELER

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