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ANJA MAIER ÜBER PEER STEINBRÜCKS KOMPETENZTEAMDie im Schatten

Erinnert sich eigentlich noch jemand an Harald Christ oder Ulrike Merten? Nicht? Nun, beide waren im Jahr 2009 Mitglieder des Schattenkabinetts von Frank-Walter Steinmeier. Der Geschäftsmann Christ war für das Thema Mittelstand geholt worden – er wurde stattdessen Multimillionär und zog sich aus der Politik zurück. Und Merten, 2009 noch Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, schaffte am 27. September nicht einmal mehr den Wiedereinzug in den Bundestag.

Wenn an diesem Montag SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück weitere Mitglieder seines Kompetenzteams vorstellt, muss man sich zwar darauf einstellen, bis zum Wahltag öfter von ihnen zu hören; jedoch auch darauf, manche von ihnen nach dem 22. September nie wiederzusehen. Streng nach dem Nützlichkeitsprinzip lässt Steinbrück Personal auftreten, das alle Strömungen, Flügel und Landesverbände seiner SPD zufriedenstellt.

Der IG-Bau-Chef Klaus Wiesehügel holt die Agenda-2010-Kritiker ab, der Parlamentarische Geschäftsführer Thomas Oppermann die rechtspolitisch Versierten. Die nun in Rede stehenden Florian Pronold und Manuela Schwesig sind jung und außerdem Bayer und Ostlerin. Einzige echte Überraschung war bislang die Nominierung der Designprofessorin Gesche Jost. Eine Frau, parteilos und noch unbeschädigt vom Politikbetrieb. Und klug genug, im taz-Interview vorsorglich zu betonen, sie sei „Beamtin des Landes Berlin“.

Ein paar Joker hat Steinbrück noch im Ärmel. Jede Personalie soll zeigen: Seht her, so modern/sozial/ökologisch könnte ich regieren. Es ist ein erprobtes Wahlkampfmittel, egal ob die Truppe nun Kompetenzteam, Schattenkabinett oder Regierungsmannschaft heißt. Allzu viel zu erwarten ist von jenen im Schatten dieses Kandidaten jedoch erst mal nicht.

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