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Europas eiernde Lady

Es war ein neues Zeichen ihrer Schwäche. Eigentlich sollte EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton den Ton bei der Syrien-Debatte angeben und dafür sorgen, dass Europa mit einer Stimme spricht. Doch am Ende setzte ein anderer den Schlusspunkt: Österreichs Außenminister Michael Spindelegger erklärte die Verhandlungen über eine gemeinsame Position zu Waffenlieferungen für gescheitert, Ashton musste sich erneut geschlagen geben.

Die Britin, die 2009 aus Proporzgründen (man suchte eine Frau, möglichst eine Britin) zur ersten EU-„Außenministerin“ ernannt wurde, hat schon viele Schlappen eingesteckt. Als Handelskommissarin habe sie eine gute Figur gemacht, doch in ihrem neuen Job sei die 57-Jährige nie wirklich angekommen, lästern EU-Diplomaten. Ashton hatte es aber auch nicht leicht. Zum einen brachte sie – anders als ihr Vorgänger Javier Solana, der vorher Nato-Generalsekretär war – keine diplomatische Erfahrung mit. Ihr fehlte also das in diesem Job entscheidende Adressbuch mit den direkten Nummern nach Washington, Moskau und Peking. Zum anderen musste sie den neuen Auswärtigen Dienst der EU aufbauen, mit knappem Budget. Doch nun steht der Dienst, vier Jahre sind rum, Ashton hat keine Ausrede mehr, und ihre Bilanz ist mager.

Auf der Habenseite stehen die Atomgespräche mit Iran, die sie von Solana geerbt und halbwegs erfolgreich weitergeführt hat. Positiv werden ihr die jüngste Annäherung zwischen Serbien und dem Kosovo und ihr Einsatz für Reformen in Bosnien und Herzegowina angerechnet. Doch immer wenn es um neue Konflikte und widerstreitende Interessen zwischen Deutschland, Frankreich und Großbritannien geht, versagt die Baronesse. Den Arabischen Frühling verschlief sie, auch im Syrienkrieg macht sie keine gute Figur. Eine Zeit lang wurde sogar gemunkelt, Ashton werde nicht bis zum Ende ihrer Amtszeit 2014 durchhalten. Davon immerhin ist inzwischen keine Rede mehr. ERIC BONSE

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