: Senat hat sich erpressbar gemacht
VON ROLF LAUTENSCHLÄGER
Beinahe hätte man den Wiederaufbau der Schinkel’schen Bauakademie ad acta legen müssen, weil das Land Berlin einmal mehr zu hoch gereizt hat: Ein Filetgrundstück am Schlossplatz und noch dazu ein wenig Ruhm und Ehre sollten reichen, einen privaten Investor zum kostenfreien Bauen zu animieren. Hohe Nutzungsauflagen inklusive. Diese Rechnung war bereits für die geplante Kunsthalle am Humboldthafen nicht aufgegangen. Kein Bieter weit und breit. Und letzte Woche sah es bei der Bauakademie erneut danach aus. Fast jedenfalls.
Dass sich das Land und der Investor Hans Wall nun doch zusammenraufen wollen, ist gut für das Projekt. Die Bauakademie ist eine Architektur-Ikone. Weniger gut ist, dass das Heft des Handels nun überwiegend Wall in der Hand hat, der sich mehr Raum für eine kommerzielle Auslastung der 8.500 Quadratmeter großen Bauakademie wünscht. Dafür wird das geplante Architekturmuseum flächenmäßig bluten müssen. Zudem droht Wall, am gesamten Finanzierungskonzept zu sägen. Dass dabei noch ein vernünftiges Programm für das Haus herauskommt, darf bezweifelt werden.
Eigene Steuerung nötig
Das wirft die Frage auf, welche Fehler hätten vermieden werden müssen, um nicht in den Zustand der Erpressbarkeit zu gelangen. Eine gleichberechtigte Public-private-Partnership wäre sinnvoller gewesen. Sitzt doch in Zeiten der Krise selbst bei Mäzenen das Geld nicht mehr locker. Mehr noch war es naiv, dass Berlin sich das Nutzungs- und Flächenkonzept quasi vom konservativen Förderverein Bauakademie diktieren ließ. Dessen Begehrlichkeiten haben das Projekt fast ausmanövriert. Hätte der Senat selbst gesteuert, wäre das vielleicht nicht passiert.
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