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portraitDer Fahnder in Brüsseler Spitzen

Nicht nur äußerlich ist der kleine, rundliche Bayer mit dem gestutzten Bärtchen ein Bild von einem korrekten deutschen Beamten. Als Franz-Hermann Brüner vor sechs Jahren in Brüssel bei der neu gegründeten Betrugsbekämpfungsbehörde OLAF den Chefposten übernahm, war gerade eine EU-Kommission über Skandale gestolpert, und Nachfolger Romano Prodi wollte alles besser machen. OLAF sollte nicht nur bei Subventionsbetrug ermitteln, sondern auch die Kommission selbst streng kontrollieren. Dazu sollte OLAF unabhängig sein, und der erfahrene Ermittler Brüner schien genau der richtige Chef.

Die Vita des 60-Jährigen liest sich wie eine Fahrkarte nach Brüssel: Sein Weg führte ihn vom Bonner Justizministerium über die Arbeitsgruppe Regierungskriminalität bei der Staatsanwaltschaft Berlin zum leitenden Oberstaatsanwalt Wirtschaftskriminalität in München bis zur EU-Betrugsbekämpfungseinheit in Bosnien.

So wurde Brüner mit Vorschusslorbeeren in Brüssel begrüßt. Die Vetternwirtschaft von Kommissarin Edith Cresson war im öffentlichen Gedächtnis noch frisch, und der Haushaltskontrollausschuss, der die Kommission Santer zum Rücktritt zwang, befürwortete eine starke Ermittlungsbehörde. Doch die Begeisterung hielt nicht lange vor. Brüner musste OLAF von null aufbauen, und er war auf das typische Brüsseler Doppelspiel nicht vorbereitet. Während die Regierungen laut forderten, mit dem Geld der Steuerzahler müsse endlich besser gewirtschaftet werden und die EU brauche eine schlagkräftige Betrugsbekämpfungsbehörde, blockierten einige Brüners Personalpläne hinten herum. So weigerte sich Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi, einen kritischen Staatsanwalt für OLAF abzustellen.

Bei Brüners Auftritten vor den Kontrolleuren des EU-Parlaments schrumpfte der Vertrauenskredit zusehends. Die Fragen wurden von Mal zu Mal kritischer, die Abgeordneten wollten endlich Ergebnisse sehen. Eine Privatfehde mit dem Stern-Journalisten Hans-Martin Tillack, die in der Beschlagnahme seines Arbeitsmaterials gipfelte, machte Brüner auch öffentlich zum bösen Buben.

Als dann 2005 die neue Baroso-Kommission Brüners Amtszeit formlos verlängern wollte, hagelte es Proteste. Die folgende Ausschreibungsprozedur zog sich hin. Derweil arbeitete Brüner kommissarisch weiter, Personalentscheidungen blieben liegen. Warum er sich das antue, wurde er oft gefragt. Er habe Jahre gebraucht, das Amt in seinem Sinne aufzubauen und wolle nun endlich loslegen, so seine gleichlautende Antwort. Dazu hat Brüner nun weitere fünf Jahre Gelegenheit.

DANIELA WEINGÄRTNER

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