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Streit der Kunst und Friede den Matratzen

KUNST-DEBATTE Mit einem launigen und klugen Vortrag von Kuratoren-Guru Kasper König beendet die GAK ihre Reihe darüber, wie Kunst Stadt entwickelt. Für weitere Termine fehlen die Mittel

Kasper König war da: König hat als Kurator Guru-Status seit er Ende der 1980er in Frankfurt die Portikus-Ausstellungshalle als Ort des wilden Denkens der Kunst erfand, dann Kölns heruntergekommenes Museum Ludwig binnen zehn Jahren wieder zu einem Haus machte und im allenfalls verhalten avantgardistischen Münster (Westfalen) die alle zehn Jahre stattfindende „Skulptur.Projekte“ etablierte, eine documenta nur für plastische Werke.

König war in Bremen im Rahmen der Reihe „Wie Kunst Stadt entwickelt“ in der Gesellschaft für Aktuelle Kunst, als „vorerst letzter Gast“, so GAK-Chefin Janneke de Vries. Das Geld für weitere Termine fehlt. Und der konkrete Anlass – die Diskussion über eine Aufgabe der Weserburg-Immobilie – mittlerweile auch.

König trägt auf charmante Weise assoziativ vor, mit Hang zur rhetorischen, also unwahrscheinlichen These. Da behauptet er mal einfach, dass es Kunst im öffentlichen Raum gar nicht gebe, „natürlich nicht“, und das hätte auch für eine hitzige Diskussion reichen können. Dann mäandert er durch unterhaltsame Anekdoten – und findet urplötzlich zu einem scharfen Verdikt über Gotthard Graubners voluminöse Monochrome. „Pissmatratzen“ nennt König dessen wattierte Leinwände, unfair aber witzig, und das sorgt für Unruhe: Graubner hatte mit ihnen ja eine Formel dafür gefunden, mit gegenstandsloser Kunst die Leute möglicherweise noch vor den Kopf zu stoßen, ohne, dass sie sich weh tun. Das hat ihm Fans eingetragen. Und in der Weserburg hängen ein paar seiner Arbeiten. Und Peter Friese, dort geschäftsführender Direktor, verteidigt ihre Hängung vehement und mit Leidenschaft.

„Es gibt ja zu wenig Konflikte“, sagt König auch, und gut möglich, dass jenseits von Personalgezänk genau das der bildenden Kunst in Bremen fehlt: Dass über sie gestritten wird, und dass sie wahrgenommen wird, als etwas, über das mit Herzblut und Schärfe sich zu streiten lohnt. Insofern wäre es Rolle einer Kulturpolitik, gerade solche diskursiven Formate zu ermutigen: Immerhin, als „große Bereicherung“ hatte auch Karin Garling (SPD) die GAK-Reihe in der jüngsten Kulturdeputation bezeichnet. Das macht Hoffnung.

Denn: Gerade um die Auseinandersetzung zu fördern, sind „minoritäre Positionen wichtig“, wie König sagt: Orte wie die GAK, wie das benachbarte Künstlerhaus am Deich, aber auch das Studienzentrum für Künstlerpublikationen können deren Gärmittel sein – genauso wie das Weserburg-Museum, wenn es ihm gelingt, wie mit der Kaboom!-Ausstellung die Sache der Kunst zur Hauptsache zu machen.

Am verbreiteten Desinteresse „sind wir ja ein wenig selbst schuld“, hatte König eingangs gesagt: Überall wo man hinkomme, präsentierten die Museen das selbe Repertoire mit allenfalls qualitativen Abstufungen. Wie öde. Wie reizlos. Das Friedericianum Kassel, wo die Ex-Bremerin Susanne Pfeffer jüngst zur neuen Direktorin berufen wurde, oder die hiesige Kunsthalle, das seien rare Ausnahmen von dieser Regel. Und gerade auch die Idee eines Sammlermuseums hat dafür tollste Voraussetzungen, weil die Kunstauswahl, auf die es zurückgreifen kann, durch die Marotten und Obsessionen Einzelner geprägt ist. Und die Diskussion darüber noch längst nicht abgeschlossen, ob diese ihre Reichtümer in meisterlichen Farbraumkörper angelegt haben – oder doofen Pissmatratzen.  BES

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