: Liebe Leser, liebe Leserinnen
Zum Frauentag eine Männer-taz. Und dann diese merkwürdige Frage: „Sind Sie auch Feminist?“ Was das soll? Uns hat interessiert, warum fast alle Männer für Gleichberechtigung sind, aber kaum einer etwas dafür tun will. So wollten sich von den zehn prominenten Männern, die uns geantwortet haben, nur die wenigsten als Feminist bezeichnen. Auch Christian Füller distanziert sich auf der Titelseite ganz weit davon. Feminist? Nein danke. Aber emanzipiert wollen wir schon alle sein, was?
2010 widmet sich die Frauen-taz also den Männern. Wir tragen damit dem erfreulichen Umstand Rechnung, dass ein zentrales feministisches Ziel erreicht ist: Die Frage nach Geschlechterverhältnissen, nach einer neuen Männlichkeit hat sich aus feministischen Kreisen hinausbewegt und ist bei vielen Männern selbst angekommen. Immer mehr stellen Rollenmuster in Frage. Sie wünschen sich eine selbstbewusste Partnerin, sie sind aktive Väter und sorgen selbst für ihre Gesundheit. Erwerbsarbeit ist längst nicht mehr alles für sie. Das ist gut. Und trotzdem müssen wir fragen, woher die Zurückhaltung kommt, wenn es um Geschlechterpolitik geht.
Führen wirklich nur falsche Gründe dazu, dass auch veränderungswillige Männer Distanz zum Begriff des Feminismus wahren? Welche Ängste werden berührt, welche Interessen möglicherweise verletzt? Auf all diese Fragen finden Sie in unserer Sonderausgabe zum Internationalen Frauentag Antworten.
So beschäftigen wir uns zum Beispiel damit, wie eine emanzipatorische Pädagogik für Jungen aussehen kann und was sich in Sachen Männerpolitik im Vorzeigeland Schweden tut. Auch in Südafrika wird viel versucht, um ein neues Männerbild zu formen, eines, das das Erbe der Apartheid ausschlägt und sich nicht länger im Gewaltexzess äußert.
Wir wollen wissen, was Migrantinnen über den deutschen Mann denken, wir blicken auf den männerbewegten Herrn und seine gelegentlich auftauchende Schlagseite nach rechts. Der schwule Mann ist Thema, von dem sich der neue Hetero so einiges abgeschaut hat. In der Politik interessiert uns die Leidenschaft der Grünen für Vätermonate: Wie viel Machtverzicht steckt tatsächlich dahinter? Wir berichten vom Alltag eines Transmannes und wir blicken in die kommerzielle Welt des Kinos. Dort nämlich feiert der erfolgreichste Film aller Zeiten den neuen, postmodernen, frauenfreundlichen, ja weiblichen Mann. Und, was macht er? Kämpfen. Ob das der emanzipierte Mann von morgen ist?INES POHL
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