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Reizende Zahlen

POLIZEI II Der Einsatz von Pfefferspray in Berlin wird nicht vollständig dokumentiert

Pfefferspray ist beliebt bei Polizisten, gern preisen sie es als eines der „mildesten Zwangsmittel“. Wie oft es in Berlin eingesetzt wird, das weiß aber nicht einmal die Polizei selbst. Gar nicht erfasst wird, wie oft auswärtige Polizisten zum Pfefferspray greifen. Dabei sind hier besonders bei großen Demonstrationen wie der am 1. Mai regelmäßig Tausende Polizisten aus anderen Bundesländern im Einsatz. Ebenso gibt es keine Statistik darüber, wie oft Berliner Polizisten in anderen Bundesländern Pfefferspray einsetzen. Das geht aus der Antwort von Innensenator Frank Henkel (CDU) auf eine Kleine Anfrage des Piratenabgeordneten Oliver Höfinghoff hervor, die der taz vorliegt.

Für den Pfefferspray-Einsatz von Berliner Polizisten in Berlin gibt die Innenverwaltung genaue Zahlen an. Für 2011 sind es 683 Einsätze, 518 für 2012, für das laufende Jahr liegt die Zahl bei 142. Als Einsatzgrund liegt jeweils „Körperverletzung“ vorne.

„Die Zahlen sind sehr fern von jeder Realität“, kritisiert Höfinghoff: „Ich persönlich habe in diesem Jahr bei Demonstrationen schon mehr als die angegebenen zwölf Einsätze beobachtet.“

Nicht so harmlos

Seit der Einführung 2001 hat das Land rund 246.000 Euro ausgegeben, um Polizisten mit Pfefferspray auszustatten. Als Wirkstoff wird der synthetische Stoff Pelargonsäure-Vanillylamid eingesetzt, der starke Entzündungen hervorruft. Dass der nicht so harmlos ist, wie manche behaupten, darüber ist man sich bei der Polizei bewusst. Zumindest in der Theorie.

Im „Handbuch Einsatztraining“ steht, dass nach „bestimmungsgemäßen Anwendungen“ des Reizstoffes zwar keine bleibenden Gesundheitsschäden zu erwarten seien. Bei Allergikern und Asthmatikern sei die Gefahr aber besonders groß, dass die Betroffenen Atembeschwerden bekommen. Personen, die mit Pfefferspray in Berührung kamen, seien deshalb „während der kritischen Zeit der ersten 45 Minuten ständig zu überwachen“. Eine „gekrümmte Körperhaltung“ sei ebenso zu vermeiden wie „alle Maßnahmen, die die Atmung behindern können“. Eine Statistik darüber, wie viele Menschen in Berlin durch den Einsatz von Pfefferspray verletzt wurden, führt die Polizei laut Henkel nicht. SEBASTIAN ERB

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