Pflüger will bleiben: Der Verlierer kann nur gewinnen
Es ist nicht ganz leicht zu erklären, warum das Folgende überhaupt eine Nachricht ist, aber das ist sie: Friedbert Pflüger will CDU-Landesvorsitzender werden, falls er im September die Wahl verliert. In fünf Jahren will der Import aus Hannover dann erneut versuchen, Regierender Bürgermeister zu werden. Diese Festlegung ist nicht selbstverständlich für einen Kandidaten – und offenbart den desolaten Zustand der CDU.
KOMMENTAR VON MATTHIAS LOHRE
Nicht dass Friedbert Pflüger der geborene Wahlverlierer wäre. Der Staatssekretär im Verteidigungsministerium hat seine Stärken. Trotz aller unfreiwilligen Komik ob seines präsidialen Auftretens – Pflüger hat mehr politisches Format als die verbliebene CDU-Riege. Dennoch ist Pflügers Äußerung nicht nur eine frühe Kandidatur als Unions-Chef. Unfreiwillig kandidiert er auch als Wahlverlierer.
Damit hat der 50-Jährige öffentlich eingestanden, dass ein Sieg im September unmöglich scheint. Gemeinsam mit der FDP kommt seine Partei heute auf weniger als 35 Prozent. Um glaubhaft zu bleiben, musste Pflüger sich in diesem Punkt „ehrlich machen“. Er hat es getan. Von nun an kann er nur noch gewinnen.
Nach fünf Jahren Selbstzerfleischung liegt die CDU am Boden. Niemand im lange zerstrittenen Landesverband wird sich ihm widersetzen können, ohne sich selbst zu schaden. Jedes Zehntel über den desolaten 20 Prozent der CDU bei der Bundestagswahl wird Pflüger zugute gehalten werden. Auch dass er Staatssekretär bleiben will, wird ihm kein Parteifreund ankreiden. Bundespolitische Präsenz kann der blassen Berliner Union nur recht sein. Doch Pflügers heutiger Vorteil wird nach der Wahl zum Problem werden. Denn wie macht man mit einer schlappen CDU Opposition?
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