: Unsummen für den Belt
FEHMARNBELT Bund rechnet mit höheren Kosten für Straßen und Schienen nach Fehmarn. Nun doch mehr als eine Milliarde Euro. Kosten für neue Sundbrücke und zweite Bahntrasse aber kämen noch oben drauf
Eine Verkehrsanbindung des von Dänemark geplanten Fehmarnbelt-Tunnels auf deutscher Seite wird deutlich mehr als eine Milliarde Euro kosten. Das hat die Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine 82 Fragen umfassende Anfrage der SPD-Bundestagsfraktion zu Verkehrsprojekten in Schleswig-Holstein erstmals eingeräumt. Und selbst das ist nur die halbe Wahrheit. Denn die Kosten in noch unbekannter Höhe für eine neue Fehmarnsund-Brücke und für eine zweite Bahntrasse abseits der Ostseebäder kämen noch hinzu.
In der Antwort heißt es, die Verlängerung der Autobahn A 1 von Oldenburg/Holstein zum Fährhafen Puttgarden würde rund 200 Millionen Euro kosten – „ohne Fehmarnsundquerung“. Für den Schienenausbau zwischen Lübeck und Fehmarn würden „nach der derzeitigen Planungstiefe 817 Millionen Euro“ veranschlagt. Damit wäre die Schallmauer von einer Milliarde Euro bereits übersprungen. Bislang wurden die Gesamtkosten auf 850 Millionen Euro geschätzt, der Bundesrechnungshof hingegen geht vom doppelten Betrag aus.
Zwei Kostenfaktoren kämen allerdings noch hinzu. Zum einen haben Untersuchungen der Deutschen Bahn ergeben, dass die 50 Jahre alte Fehmarnsund-Brücke zwischen der Insel und dem schleswig-holsteinischen Festland das Gewicht der prognostizierten Güterzüge nicht tragen kann. Die sollen mit 850 Metern fast so lang sein wie die 963 Meter lange Brücke. Nach Angaben der Bahn könne „aufgrund von Materialermüdung für wichtige Träger und Pfeiler eine geringe bzw. keine Restnutzungsdauer nachgewiesen werden“. Eine neue Brücke indes dürfte mindestens 200 Millionen Euro kosten, ein Tunnel das Doppelte.
Zudem hatte Bahnchef Rüdiger Grube nach heftigen Protesten aus den Ostseebädern Mitte Juni signalisiert, die Bahntrasse für die Güterzüge von den Ferienstränden weg ins Binnenland zu verlegen, um den Tourismus nicht zu gefährden. Die Kosten dafür sind noch unklar. Die Zwei-Milliarden-Marke aber ist schon im Blick. SVEN-MICHAEL VEIT
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