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Ein wenig WM-Gefühl

Bremen stellt privaten Anbietern Flächen für die Übertragung von Fußball-WM-Spielen zur Verfügung

Bremen taz ■ Eine WM-Karte für 140 Euro? Das wäre geradezu ein Schnäppchen, aber 140 Euro nur für einen Sitzplatz vor einer Großbildleinwand am Bremer Bahnhof, weit entfernt vom wirklichen Geschehen? Soviel kostet es tatsächlich, wenn man die besten Plätze vor der Großleinwand am Übersee-Museum haben möchte. Hier errichtet die Südkurve Deutschland GmbH ein „Mini-Stadion“, das gestern Innen- und Sportsenator Thomas Röwekamp (CDU) präsentierte. Röwekamps Freude ist des Fußballfans Schmerz: Das Ganze ist privat finanziert, die Stadt stellt jedoch kostenlos die Fläche zur Verfügung. Fairerweise muss man hinzufügen: Eintrittskarten gibt es im Mini-Stadion, das 2.800 Personen fassen soll, bereits ab 3,50 Euro – für Stehplätze. Die Firma setzt nicht nur auf Bremen: In zwölf weiteren Städten wird sie Videowände errichten.

„Public Viewing“ lautete der Titel, unter dem der Senator das Konzept gestern der Öffentlichkeit präsentierte, was wohl geschmeidiger klingen mochte als „öffentliches Glotzen“. Neben der Großbildleinwand am Bahnhof wird es noch einen Coca-Cola-Truck geben, vor dem man die Spiele verfolgen kann, umrahmt vom typischen Brause-Rot, aber dafür umsonst. Das aber wiederum kostet öffentliches Geld: 5.000 Euro und mehr muss die Stadt pro Veranstaltung auf den Tisch legen. Der Truck wird unter anderem auf der Domsheide, beim Cinestar, in Vegesack und auf der Galopprennbahn stehen.

In Bezug auf ein eventuell benötigtes Polizeiaufgebot gab sich der Senator optimistisch: Er hätte nur gute Erfahrung mit Fußballfans gemacht und glaube nicht, dass größere Kosten, weder durch Polizei noch durch Flächenreinigung, auf die Stadt zukommen. Man solle „nicht so viel über Probleme reden“, forderte Thomas Röwekamp, sondern sich auf das Ereignis freuen. kf

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