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Telekom beschenkt die Aktionäre

Der Konzern verkündet Milliardengewinn – und die höchste Ausschüttung seiner Geschichte. Ver.di: Mit dem Geld könnten Stellen geschaffen statt abgebaut werden

BERLIN taz ■ Streicheleinheiten pur für die gebeutelten T-Aktionäre: Die Deutsche Telekom AG will eine Dividende von 72 Cent pro Aktie zahlen. Insgesamt 3 Milliarden Euro muss sie dafür lockermachen. Der Konzern kann sich das Geschenk an die Anteilseigner leisten. 2005 hat er seinen Gewinn gegenüber dem Vorjahr fast vervierfacht: von 1,59 auf 5,58 Milliarden Euro. Nach Abzug von Sondereinflüssen bleiben 4,7 Milliarden Euro.

Die Frage ist allerdings, ob die Ausschüttung an die Anteilseigner die beste Investition ist – und ob sie die richtige Dimension hat. Immerhin ist es die höchste Dividende der Firmengeschichte. Auch nach den Regeln des Kapitalmarktes zeigt sich Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke sehr großzügig. Seit dem letzten Juli hat die T-Aktie gut 30 Prozent verloren. In diesem Jahr ist sie noch nicht über 14,39 Euro hinausgekommen, die sie im Januar erreichte, ihr gestriger Höchststand lag bei 13,87 Euro. Die Dividendenrendite – ihr Anteil am Aktienwert – beträgt also mehr als 5 Prozent. Das ist mit Abstand das Höchste, was DAX-Unternehmen derzeit zu bieten haben, die Regel sind 2 bis 3 Prozent. Warum die Spendierfreude?

Der Konzernchef kennt das Imageproblem seiner Aktie. Wenn es ihm gelingt, sie zumindest in die Fonds hineinzubringen, die auf Dividendenrendite setzen, hätte er auf dem Geldmarkt schon viel gewonnen.

Intern dagegen wird die Entscheidung Ricke wenig Punkte bringen. Derzeit beschäftigt das Unternehmen 244.000 Mitarbeiter. Bis 2008 sollen aber 32.000 Stellen gestrichen werden. Mit diesem Jobabbau ist das Geschenk an die Aktionäre nur schwer in Einklang zu bringen. Der Telekom-Chef versucht es denn auch mit der Flucht nach vorn: Stellenabbau und Dividenden seien „zwei unterschiedliche Paar Schuhe“, erklärte er gestern bei der Vorstellung der Zahlen. „Die Dividende folgt den Regeln der Betriebswirtschaft und des Kapitalmarktes. Der Personalabbau erfolgt wegen der technischen und regulatorischen Veränderungen.“

Ver.di-Vizechef Franz Treml sieht das anders. „Die hervorragenden Geschäftszahlen sind von den Arbeitnehmern erwirtschaftet worden, die jetzt für ihren Einsatz noch bestraft werden sollen“, sagte er. Ein Viertel des Gewinns reiche, um „30.000 Menschen mehr zu beschäftigen statt 32.000 weniger“. Und davon profitiere auch das Unternehmen. „Der langfristige Markterfolg hängt einzig von der Präsenz beim Kunden ab.“

Die internen Probleme dürften Rickes Job nicht einfacher machen. Der Konzernchef muss die Telekom in einer Branche positionieren, die sich gerade neu sortiert. Die neuen Technologien und neue Anbieter – wie die Discounter, die in den Handymarkt drängen – sorgen für Bewegung und Umbrüche. Für Ricke gilt hier offenbar: Augen zu und durch. „Wir geben Gas“, sagte er. 2006 und 2007 will er vor allem auf mehr Umsatz setzen.

Eine sichere Bank dürfte dabei weiter das Mobilfunkgeschäft sein, vor allem in den USA, wo T-Mobile schon 2005 um 11 Prozent zulegte. Allein im vierten Quartal gewann die Telekomtochter 1,4 Millionen Neukunden. Ein Problem dürfte dagegen der Festnetzbereich bleiben. Hier gehen der T-Com monatlich 100.000 Anschlüsse verloren.

BEATE WILLMS

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